Schamanen-Finca in Südspanien: Bizarre Heilungsrituale und Drogen

Die Polizei nimmt in Yecla im Südosten von Spanien ein britisches Paar fest. Die selbsternannten Schamanen handelten mit exotischen Drogen und boten gefährliche Heilungsrituale an.
Murcia – Exotische Drogen, selbsternannte Schamanen, obskure Heilungsrituale mitten auf dem Land in Murcia im Südosten von Spanien: Die Guardia Civil hat in einem abgelegenen Landhaus in Yecla im Hinterland der Region Murcia ein 47 und 52 Jahre altes britisches Ehepaar festgenommen. Sie sollen eine Vielzahl von Drogen hergestellt und an spanische und ausländische Kunden verkauft haben. Zudem organisierten sie in ihrem Haus schamanische Heilungsrituale, Selbstfindungsgruppen sowie Suchtentwöhnungs- und Entgiftungskuren.
Das Paar bot seine Dienste im Internet an zu einem Preis von 45 Euro pro Tag bei einem Mindestaufenthalt von drei Nächten. Gruppen von 16 Personen würden 500 Euro zahlen. Bizarr: Für 100 Euro pro Person wurde eine Heilungs-Zeremonie mit Kambó-Froschgift veranstaltet. Kambó ist ein Riesenmakifrosch aus dem Amazonasgebiet, der ein Hautsekret mit einem hohen Gehalt an natürlichen Opiaten produziert, nach Angaben der Guardia Civil 40 Mal stärker als Morphium. Das Froschgift löst keinen Rausch, sondern heftiges Erbrechen aus und soll den Körper reinigen. Die medizinische Wirksamkeit wurde durch Studien bislang aber nicht belegt. Dafür besteht ein ernstes Gesundheitsrisiko. Übrigens steht der Riesenmakifrosch auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion.
Schamanen-Finca in Südspanien: Guardia Civil stellt Mengen an halluzinogenen Pflanzen sicher
Die Guardia Civil wurde durch die Inserate im Internet auf das britische Paar aufmerksam. Als Beamte das Landhaus in Yecla durchsuchten, platzten sie in einen sogenannten Ayahuasca-Kurs, an dem sieben Personen aus verschiedenen Ländern teilnahmen. In dem Kurs-Raum befanden sich sieben Betten und zwei Sessel, in denen das Schamanan-Paar Platz nahm und die Teilnehmer anleitete, wie sie die psychoaktive Substanz einnehmen sollten. Vorsichtshalber lagen Blutdruckmessgeräte für alle Eventualitäten bereit.
Ayahuasca ist der Pflanzensud einer Lianen-Art aus Südamerika, der von den Ureinwohnern in der traditionellen südamerikanischen Medizin eingesetzt wurde. Die Beamten beschlagnahmten insgesamt 14 Liter Ayahuasca. Zudem fanden sie ein Fläschchen Sananga, eine Substanz, die aus Baumrinden gewonnen, ebenfalls bei Reinigungsritualen eingesetzt wird und körperliche und geistige Leiden lindern soll.
Schamanen-Finca in Spanien: Gefährliche Heilungsrituale
Sichergestellt wurden außerdem drei Kilogramm Marihuana, drei Kilo Schnupftabak, 29 Flaschen Marihuana-Extrakt, 200 Gramm halluzinogene Pilze, 304 San-Pedro-Kakteen und 44 Lutscher und Bonbons mit San-Pedro-Extrakt. Der aus Peru und Ecuador stammende Kaktus enthält halluzinogenes Meskalin und soll von Schamanen verwendet werden, um Krankheiten, einschließlich Alkoholismus und Wahnsinn, zu heilen.
All diese Substanzen, die das britische Paar seinen Kunden ohne Gesundheitskontrollen verabreichte, können Schweißausbrüche, Schwindel, Übelkeit, Muskelkontraktionen, die zwischen acht und zwölf Stunden andauern können, bis hin zu schweren Herzproblemen hervorrufen. Die Briten konnten keine Lizenz für ihr Unternehmen vorweisen. Ihnen wird Amtsanmaßung, Drogenhandel und der Verstoß gegen Flora und Fauna vorgeworfen. Im Haus wurden auch Flügel von Stieglitzen, die unter Schutz stehen, gefunden. Die Flügel sollten wohl der Verzierung von Werkzeugen und Geräten dienen.