Stierkampf kritisiert: Künstler aus Murcia provoziert und wird zensiert

Ein renommierter Künstler aus Murcia bringt die Anhänger des Stierkampfes gegen sich auf. Vier seiner Werke werden auf einer Ausstellung in Madrid eingezogen. „Unanständig“ und „unangemessen“ heißt es zur Begründung.
Molina de Segura – Pepe Yagües hat sich mit den Anhängern des Stierkampfes aus Madrid angelegt. Der renommierte Bildhauer, Zeichner und Graveur aus Molina de Segura in der Region Murcia hat seinem Ruf als „Enfant terrible“ der Kunst in Murcia alle Ehre gemacht. Der Grund: eine Ausstellung mit dem Titel „Embisto luego existo“ (Ich attackiere, also bin ich) mit 30 Werken von Pepe Yagües in der Stierkampfarena Las Ventas in Madrid, eine der größten weltweit. Das Problem: Vier Arbeiten gefielen dem Generaldirektor des Zentrums für Stierkampfangelegenheiten der autonomen Region Madrid, Miguel Abellán, gar nicht.
Als „unangemessen und unanständig“ bezeichnete der ehemalige Stierkämpfer die Werke, ließ sie zwei Tage nach der Eröffnung entfernen und zog sie bis zum Ende der Ausstellung am 28. Mai ein. Er halte es nicht für angebracht, Politik und Stierkampf zu vermischen, teilte Abellán der Kuratorin der Exposition und Stierkampf-Kritikerin Gloria Cantero aus Murcia mit.
Stierkampf in der Kritik: Bilder des Künstlers Pepe Yagües zensiert, weil sie „unanständig“ sind
Was ist bloß zu sehen auf den „unanständigen“ Bildern? „Coleta torera“ (Stierkämpfer mit Pferdeschwanz) zeigt den ehemalige Vizepräsidenten der Zentralregierung von Spanien, Pablo Iglesias (Podemos), als Torero mit Zopf vor einem Stier mit dem Kopf von Spaniens Regierungschefs Pedro Sánchez (PSOE). An den Hoden des Tieres hängt Oriol Junqueras, Anführer der separatistischen Linkspartei ERC in Katalonien, der wegen des Unabhängigkeitsreferendums zu 13 Jahren Haft verurteilt wurde. Das satirische Werk über Stierkampf und Politik wird schon seit vielen Jahren in verschiedenen Kunstgalerien in Spanien ausgestellt, ohne größeres Aufsehen zu erregen. Pablo Iglesias selbst äußerte sich und sprach von Zensur und „einer sehr ernsten Angelegenheit“.
Auf dem Index stand auch „Tesea, empoderada“ (Ermächtigte Tesea), eine barbusige Frau, die einen Stier an den Genitalien an einer Kette zieht. „Corrida sin sida II“ (Stierkampf ohne Aids) ist ein Holzschnittplakat, auf dem ein Stierkämpfer mit zwei Kondomen statt zwei Banderillas in den Kampf zieht. „Toro 155“ (Stier 155) stellt Kataloniens Ex-Präsidenten Quim Torra dar, der Hosen in den Farben der katalonischen Fahne trägt und dem Stier sein Hinterteil zeigt.
Stierkampf in Ausstellung kritisiert: Künstler spricht von Zensur, nicht das erste Mal
Pepe Yagües und Kuratorin Gloria Cantero sprechen von unverhohlener Zensur und kritisieren die eindeutige Einschränkung der Meinungsfreiheit des Künstlers. Er sei erstaunt, da sich gerade die Regierung Madrid als Garant der Freiheit inszeniere, so Yagües. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Werk des 53-jährigen Künstlers wegzensiert wird. 2010 nagelte er das Bild des damaligen Landesministers für Kultur in der Region Murcia, Pedro Alberto Cruz, an ein Kreuz. Auf dem Körper des Gekreuzigten war zu lesen: „Das Geld der Bürger aus Murcia verprasse ich mit Begeisterung.“ Die Skulptur war einen Tag nach Ausstellungseröffnung in Murcia verschwunden.
Pepe Yagües ist für seine scharfe Kritik und bissige Ironie bekannt. Dabei lässt er sich von der griechischen und römischen Mythologie inspirieren. Der Direktor des Museums für Schöne Künste in Murcia und Freund Yagües‘, Juan García Sandoval, beschreibt Pepe Yagües als hervorragenden Künstler, geborenen Provokateur und einen, der den Mund nicht hält.
Kritische Bilder über Stierkampf: In Murcia gilt Pepe Yagües als erstklassiger Künstler
Rückenwind bekommt Pepe Yagües aus seiner Heimatstadt Molina de Segura. Kulturstadträtin Soledad Nortes Navarro (PSOE) bezeichnet ihn als erstklassigen Künstler und Kritiker, der die soziale Wirklichkeit kreativ abbilde. Wer sich selbst ein Bild über die Arbeiten von Pepe Yagües machen möchte, kann sich einige seiner Werke im Parque de la Compañía in Molina de Segura ansehen.