Regen an Costa Cálida: Segen und Fluch für dürregeplagte Region Murcia

Der ersehnte Regen ist nicht nur ein Segen für die Region Murcia. Die Wassermassen haben Schlaglöcher, verschlammtes Gemüse und ein krankes Mar Menor hinterlassen.
Murcia – Die anhaltenden und zum Teil heftigen Regenfälle an der Costa Cálida in den letzten Wochen haben es deutlich gezeigt: Die Landesregierung von Murcia investiert viel zu wenig in die Instandhaltung des Straßennetzes. Der Präsident des Berufsverbandes der Straßenbauingenieure, Manuel Jódar, sprach gegenüber der „La Verdad“ von einem „brutalen Defizit“. Die Regierung gebe drei Mal weniger aus als für den Erhalt nötig wäre, hieß es.
Nach Angaben des Ingenieurverbandes werden 20 Millionen Euro pro Jahr für den Erhalt der Straßen in der Region Murcia bereitgestellt. Davon sind allein 13 Millionen für den Bau der Autobahn im Norden der Region reserviert. Tatsächlich seien jedoch 60 Millionen Euro im Jahr erforderlich, hieß es.
Mar Menor | |
Fläche | 170 km² |
Mittlere Tiefe | 4 m |
Inseln | Isla Mayor, Isla Perdiguera, Isla del Ciervo, Isla Rondella, Isla del Sujeto |
In der Region Murcia hat das öffentliche Straßennetz eine Gesamtlänge von 3.000 Kilometern und einen Wert von drei Milliarden Euro. Die erforderliche Mindestinvestition für die Instandhaltungskosten entsprechen zwei Prozent dieser Summe, also 60 Millionen Euro.
Wetter in Murcia: Regen hinterlässt Schlaglöcher, kaputte Straßen, Gemüse im Schlamm und ein bedrohtes Mar Menor
Der größte Teil des Haushalts werde in Gesundheit und Bildung gesteckt, sagte Jódar und bezeichnete das Landesverkehrsministerium als „armen Bruder“. Die Folgen der Knauserei sind sichtbar. Etliche Straßen brachen unter den Wassermassen weg. In Cartagena wurde eine Fahrbahn der Straße RM-22, die Cartagena mit Isla Plana und La Azohía verbindet, weggespült, nachdem eine Stützmauer bei Kilometer 9,8 eingestürtzt war. Die Reparaturen für 248.000 Euro laufen bereits. Im Juni soll die Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Der Regen löste Steinschläge und Erdrutsche aus, die etliche Straßen in der Region blockierten, und hinterließ tiefe Schlaglöcher. In El Alamillo in Mazarrón legte sich ein dicker Felsbrocken auf die Straße. In Lorca mussten vorsichtshalber zwei Häuser evakuiert werden. Der Zugang zur Burg war wegen Steinschlags und Schlaglöchern nicht möglich. Das Rathaus von Lorca schätzt den Schaden auf gut eine halbe Million Euro. Auch an der Costa Blanca hinterließ der Regen deutliche Spuren.
„Die jüngsten Regenfälle haben die Mängel, die viele Straßen ohnehin schon hatten, noch vergrößert, so dass sie jetzt ein großes Problem für die Verkehrssicherheit darstellen“, sagte die Bürgermeisterin von Águilas, María del Carmen Moreno (PSOE), und forderte Sofortmaßnahmen, um die Schäden auf der Carretera in Calabardina und der Umgehungsstraße zu beheben.
Regen in Murcia: Gemüse versinkt im Schlamm und droht zu verfaulen
Eigentlich sollte der Dauerregen ein Segen für die von Dürre geplagten Region Murcia sein. Für die Landwirte kommt allerdings auch Fluch dazu. So eine Situation habe er noch nicht erlebt, berichtete Plácido Pérez-Chuecos vom Bauernverband Coag gegenüber der „La Verdad“. Die Bauern im Guadalentín-Tal hätten Wasser im Überfluss gehabt. Die Schattenseite: 1.100 Hektar Felder stehen unter Wasser. Obst und Gemüse drohen zu verfaulen. 90 Prozent des Brokkoli seien betroffen, meint Pérez-Chueco. Die Früchte seien bestenfalls für die industrielle Nutzung geeignet.
70 Prozent der Melonen, die erst Ende Februar gesät wurden, und 50 Prozent des Salats seien ebenfalls ruiniert. Einzig den Artischocken scheint die Feuchtigkeit nicht viel auszumachen. In Campo de Cartagena versinken 4.000 Hektar Kartoffeln und 1.000 Hektar Salat und Endivien unter einer Schlammschicht.
Mehrere Tage lang konnte auf den überschwemmten Feldern nicht geerntet werden, so dass das fällige Gemüse seine beste Zeit hinter sich hat. Zudem können die Pflanzen nicht mit Insektiziden gegen Blattläuse und Pilzbefall behandelt werden, da die Traktoren im Schlamm steckenbleiben würden. Eine Lösung könnte nach Angaben von Coag der Einsatz von Drohnen sein, die aus der Luft biologische Pflanzenschutzmittel versprühen.
Regen in Murcia: Massen an Süßwasser und Schlamm fließen ins Mar Menor
Fluch und Bedrohung ist der Regen für das angeschlagene Mar Menor. In nur zwei Wochen flossen 21 Kubikhektometer Süßwasser in das Mar Menor. Die Menge entspricht vier Prozent des Gesamtvolumens in der Lagune, wie der Sprecher des Komitees zur Überwachung des Mar Menor, Emilio María Dolores, mitteilte. Zu den enormen Wassermassen kommen noch Abwässer, Geröll und Sedimente hinzu, die ebenfalls ins ohnehin schon verschlammte Mar Menor gelangten.
Ein weiteres Problem für das Ökosystem stellt der durch die Regenfälle um einen Meter angestiegene Grundwasserspiegel dar. Je höher der Pegel, um so mehr Süßwasser, das mit Abwässern aus der Landwirtschaft verunreinigt ist, sickert kontinuierlich ins Binnenmeer. Den Angaben des Komitees zufolge fließen nach den Regenfällen 5,4 Tonnen Nitrate pro Tag ins Mar Menor, zuvor waren es zwei Tonnen. Auch die Menge an Phosphaten ist gestiegen, von 2,2 Kilogramm pro Tag auf 139 Kilo. Die gemessenen Sauerstoff-, Chlorophyll- und Salzgehalte sind schlecht. Die Experten befürchten, dass das Mar Menor im Sommer wieder umkippen könnte, wenn die Wassertemperatur steigt, die derzeit noch bei 15,1 Grad Celsius liegt.