Sevilla ist auch die große Bastion der Sozialisten und die wichtigste Landeshauptstadt in PSOE-Händen. Ein nun ergangenes Urteil des Obersten Gerichtshofes über das Recht der Bürgermeister, Touristen-Apartments zu beschränken, gibt der Linken unerwarteten Aufwind, denn die Gentrifizierung der Innen- und Küstenstädte Andalusiens ist ein Problem und Thema und kann in nicht wenigen Gemeinden sogar wahlentscheidend sein, zumal die PP, traditionell Statthalter der Immobilenbranche, Banken und Hoteliers, dahingehend schnell ins Stammeln kommt.
Dennoch wird Sevillas Bürgermeister Antonio Muñoz PSOE kein Spaziergang vorhergesagt, sondern es läuft in der Landeshauptstadt eher auf „technisches Patt“ zwischen den beiden Blöcken hinaus. Denn auch das ist ein sehr spanisches Phänomen: Koalitionen zwischen PP und PSOE scheinen ausgeschlossen, eher friert die Hölle zu. Dennoch wird in Andalusien diese parteiliche Bipolarität, aus Gewohnheit und Mangel an Alternativen, bestehen bleiben. Wieder nur der Südwesten, das wilde Cádiz, bricht hier aus und gibt neuen progressiven Kräften eine Chance. Das Abschneiden von Vox bei der Kommunalwahl und der wackelige Zusammenhalt der linken Gruppen werden über Sevilla entscheiden, ein einziges Mandat kann hier alles ins Kippen bringen.
Málaga, Andalusiens zweitwichtigste Stadt, steuert auf eine sechste Amtszeit des mittlerweile 80-jährigen Francisco de la Torre zu, der voll auf Immobilien-Boom und Luxus-Wachstum setzt. Sein Kontrahent, Dani Pérez von der PSOE, jung dynamisch, kommt dagegen in den Umfragen vor der Kommunalwahl bis dato kaum an, obwohl er mit der Karte Sozialwohnungen eigentlich punkten sollte. Málaga verzeichnete in den vergangenen zwei Jahren die höchsten Anstiege der Mieten und Quadratmeterpreise in Spanien, die Malagueños werden aus ihrer Stadt gedrängt. Dennoch trauen sie dem Sozi nicht zu, das Ruder herumzureißen. De la Torre kann die meisten Ciudadanos-Stimmen absorbieren, Vox wird erstmals ins Rathaus einziehen und damit eine linke Mehrheit verhindern.
In Cádiz wird José María González „Kichi“, jener Bürgermeister, der die Landesregierung bei der Frage der Touristen-Apartments gerichtlich in die Knie zwang, nicht mehr antreten. Er kam über Podemos und die Vereinigte Linke ins Amt. Cádiz könnte auf eine knappe, linke Koalitionsregierung zusteuern. Die Ankündigung einer neuen Makrourbanistaion mit 300 Luxusvillen unweit von Doñana dürfte der Rechten ausreichend Stimmen kosten. Hingegen werden Jaén und Córdoba umkämpfter sein, der Zusammenbruch der Ciudadanos könnte die PP in beiden Städten und Provinzverwaltungen an die Macht bringen, Granada hingegen gilt als PSOE-Land. Doch auch hier sind die Umfragen nicht sehr beruhigend für die PSOE. Die wird wahrscheinlich die Bürgermeister in Baza, Armilla, Maracena und Salobreña behalten, während die PP wohl auf Siege in Loja, Motril, Alhama und Almuñécar hoffen kann.