Mehr Öko-Märkte statt Hotels in Andalusien: Ein Beispiel aus Granada

Eine kleine Küstenstadt in Andalusien will ihren ganz eigenen Reiz behalten. Wie ein Öko-Markt helfen soll, Salobreña in Granada vor neuen Hotelburgen zu retten.
Salobreña – Wie kann Salobreña an der Küste von Andalusien im Südosten von Spanien vor Bettenhochburgen und Massentourismus bewahrt werden? Wie kann sich der Küstenort ein eigenes, nachhaltigeres Image über die Marke Sol y Playa (Sonne und Strand) hinaus zulegen? Über diese Fragen machen sich die Mitglieder der Nachbarschaftsvereinigung Cal y Caña (Kalk und Zuckerrrohr) Gedanken.
Eine Idee haben sie bereits vor eineinhalb Jahren in die Tat umgesetzt: Jeden zweiten Sonntag im Monat organisieren sie einen Markt mit ökologischen Produkten aus Salobreña, der Provinz Granada und Andalusien auf dem Platz vor der Markthalle in der Avenida Federico García Lorca.
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Öko-Markt statt Hotels: Ökologische Produkte aus Salobreña und Andalusien
13 Stände bieten in der Zeit von 9 bis 14 Uhr Obst und Gemüse an, Rinder- und Schafsfleisch ebenso Schafs- und Ziegenkäse, Brot, Hülsenfrüchte, Kleidung, Kosmetik oder Bier aus einer Mikrobrauerei. „Die Produkte werden ökologisch hergestellt und besitzen ein entsprechendes Zertifikat“, sagt Elisabeth Pöhnlein, die Mitglied bei Cal y Caña ist und seit 32 Jahren mit ihrem spanischen Ehemann in Salobreña an der Küste von Granada in Andalusien lebt. „Der Öko-Markt soll auch helfen, die Markthalle zu beleben“, sagt die Deutsche, die ursprünglich aus München kommt. „Es gibt nur wenige Stände in der Halle, das ist ein bisschen armselig.“ Die Hoffnung ist, dass die Besucher zwischen Halle und Öko-Ständen hin- und her schlendern.
Elisabeth Pöhnlein kennt Salobreña noch, als die Gemeinde stark von den Zuckerrohrplantagen geprägt war. „Die letzte Zuckerfabrik ist 2006 geschlossen worden.“ In den 1970er Jahren zog es die ersten Touristen nach Salobreña. „An der Küste begann der Bau von Eigentumswohnungen“, erinnert sich die Deutsche. „Manchen sagen heute, das war ein großer Fehler, andere meinen, das war die beste Investition und wieder andere hätten den Bau von Hotels besser gefunden.“
Öko-Markt statt Hotels: Nachhaltige Entwicklung, keinen Massentourismus für Salobreña
Elisabeth Pöhnlein findet, dass Salobreña bis jetzt Glück gehabt hat, „weil der Ort nicht so verwüstet wurde vom Bauboom und Massentourismus“. Beispiele dafür die Bauwut gibt es an der Küste von Andalusien reichlich. Das könnte sich allerdings ändern. Auf den brach liegenden, ehemaligen Zuckerrohrplantagen sollen Hotels gebaut werden. Die Corona-Pandemie hat bisher verhindert, dass die Baumaschinen anrückten.
Der Verein Cal y Caña, der seit über zehn Jahren besteht, hält dagegen. Ziel der Organisation ist es, Natur, Landschaften und Kultur in Salobreña zu erhalten und gegen Immobilienspekulationen vorzugehen. Salobreña brauche nicht mehr Hotels, hieß es, sondern eine nachhaltige Entwicklung und den Erhalt des Ursprünglichen und Authentischen, was sich auch in dem Namen Cal y Caña, Kalk und Zuckerrohr, widerspiegelt.
Zum Tünchen der Häuserfassaden wurde ein besonderer Kalk verwendet, erzählt Elisabeth Pöhnlein. „Dem Kalk wurde ein blaues Pulver zugemischt, damit das Weiß noch heller strahlte. Wenn es dann allerdings regnete, schien das Blau durch und tauchte Salobreña für eine kurze Zeit in eine andere Farbe.“ Salobreña soll einen eigenen Reiz entwickeln, sagt Elisabeth Pöhnlich, „der einen anderen Tourismus anzieht als in Torremolinos oder Frigiliana.“