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Trockene Einöde: Umweltschüzter demonstrieren wegen ausdedörrter Lagune

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Von: José Antonio Nieto

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Aussichtspunkt an einem Feuchtgebiet mit Fernglas und Infotafel.
Zur Vogelbeobachtung dienen einen Fernglas und eine Holzhütte, nur Vögel gibt es in den Salinen keine mehr zu beobachten. © Encarna Albiol

Die Salinen des Cabo de Gata im gleichnamigen Naturpark in Andalusien müssten zurzeit voller Flamingos und anderer Wasservögel sein. Das Feuchtgebiet ist indes knochentrocken und ohne Leben. Die gesamte Vogelfauna hat das Weite gesucht.

Almería - Eine Infotafel an den Salinen des Cabo de Gata im Südosten von Almería weist den Besucher darauf hin, dass er vor einem der wichtigsten Feuchtgebiete Andalusiens steht. Eines, das durch die Präsenz salzhaltigen Wassers bis zu 80 verschiedenen Vogelarten auf ihren Wanderungen zwischen Europa und Afrika als Reservat dient. Und das daher als Zepa-Vogelschutzgebiet anerkannt ist und auch dem Ramsar-Netzwerk der ökologisch besonders wertvollen Feuchtgebiete angehört.

Umso unverständlicher ist, wie es soweit kommen konnte, dass die Besucher der Salinen zurzeit ein ganz anderes Szenario vorfinden. Linkerhand der Infotafel befindet sich ein Fernglas und rechterhand eine als Observatorium dienende Holzhütte, in der man die Wasservögel theoretisch über einen längeren Zeitraum beobachten könnte, ohne von diesen bemerkt zu werden. Es sind allerdings gar keine Vögel mehr da, die man verschrecken könnte.

Trockene Einöde: Mit dem Wasser sind dem Feuchtgebiet auch alle Wasservögel abhanden gekommen

Flamingos und Kormorane, Lachmöwen und Stelzenläufer, Graureiher und Seidenreiher sowie Spießenten und Stockenten sollten laut Infotafel hier neben vielen weiteren Vogelarten anzutreffen sein – weil ihnen im Wasser unter anderem Ringelbrassen, Pfauenschleimfische, kleine Krebstiere und Wasserschnecken oder auch Schwimmkäfer als Nahrung dienen müssten. Doch der Hobbyornithologe – der professionelle ebenso – wird schwer enttäuscht. Nichts davon bekommt er zu sehen, nur eine triste Einöde.

Die Lagunen füllen sich nämlich nicht in einem natürlichen, sondern in einem industriellen Prozess mit Meerwasser. Durch einen Kanal wird dieses dorthin geleitet. Sie sind quasi das erste Becken, in dem man das Wasser zur Salzgewinnung verdunsten lässt. Von dort wird es dann in weitere, künstlich errichtete Becken geleitet, wo sich der Verdunstungsprozess fortsetzt, bis zuletzt das Salz geschöpft werden kann.

Ausgedörrte Lagune: Zufuhr von Meerwasser in die Salinen findet schon seit Monaten nicht mehr statt

Besagter Kanal ist indes schon seit Monaten durch Erdrutsche infolge der reichen Niederschläge des Frühjahrs verstopft und lässt kein Meerwasser passieren. Der Betreiber der Salzgewinnungsanlage, das Unternehmen Unión Salinera, sah wohl keine Eile geboten, den Schaden zu beheben. Und die andalusische Regierung, die seit Mai davon wusste, sah anscheinend auch keinen Grund, den Salzproduzenten zur Reparatur zu drängen.

Anischt der Lagune der Salinas de Cabo de Gata in Almería.
So sah es in den Salinen des Cabo de Gata aus, bevor das Feuchtgebiet in diesem Frühjahr nach und nach austrocknete. © José Antonio Nieto

Erst als die Salinen trocken lagen und die Vögel weg waren, woraufhin die Umweltorganisation Grupo Ecologista Mediterráneo (GEM) Anfang Juli Alarm schlug, sah sich die Landesregierung, die sich die grüne Revolution auf ihre Fahne geschrieben hat, zum Handeln genötigt. In ihrem Protest ist GEM auch nicht mehr allein, denn mit weiteren Umweltvereinigungen – Amigos del Parque Natural, Ecológistas en Acción, Greenpeace, SEO-Birdlife Aquiferos Vivos., Asociación Posidonia, Promar und Serbal – hat man sich mittlerweile zur Bürgerplattform SOS Salinas Cabo de Gata zusammengeschlossen.

Druck von der Straße: An die 500 Personen folgen Aufruf zu einer Demo - Protest zeigt Wirkung

Nachdem die Anwohner bereits vor einigen Wochen zu einer spontanen Kundgebung zusammengekommen waren, hat die Plattform am vergangenen Wochenende eine zweite Demonstration organisiert, die diesmal an die 500 Personen am Cabo de Gata zusammenbrachte. Von dem Küstenort San Miguel marschierten diese, der Spur des kaputten Kanals folgend, bis zur Salzgewinnungsanlage.

Der Druck der Umweltschützer zeigte bereits Wirkung. Nach der Ankündigung, aber noch vor Abhaltung der Demo kündigte das Unternehmen Unión Salinera nämlich an, Anfang August die Arbeiten zur Wiederherstellung des Kanals in Angriff nehmen zu wollen, wofür die Landesregierung auch schon die erforderliche Genehmigung erteilt hat.

Katastrophe oder Unfall: Kehren die Flamingos zurück, wenn sich die Lagune wieder füllt?

Die Austrocknung der Salinen und die Flucht aller Wasservögel sehen indes nicht alle Umweltexperten als ökologische Katastrophe an. Jose María Matemala, Vorreiter im Kampf für den Schutz der Feuchtgebiete in Almería, wertet das Ganze als Naturunfall. Wenn die Ursache behoben sei und das Meerwasser in die Salinen zurückkehre, würden auch die Wasservögel wieder eintreffen, zeigt sich Matamala zuversichtlich.

Ein Präzedenzfall, der dafür spräche, ereignete sich in der Laguna Fuente de Piedra im Norden der Provinz Málaga. Als die Lagune im vergangenen Frühjahr aufgrund der Dürre weitgehend austrocknete, ergriffen die Flamingos die Flucht und zogen in andere Feuchtgebiete weiter. Wobei sie sogar ihre bereits gelegten Eier zurückließen. In diesem Winter – die Dürre hielt immer noch an – schien ihre Rückkehr fast ausgeschlossen. Der Dauerregen in den Monaten März und April sorgte am Ende aber doch dafür, dass Zartrosa in den Lagunen wieder zur dominanten Farbe wurde.

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