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Nächste Plage trifft Andalusien: West-Nil-Virus grassiert am Ufer des Guadalquivir

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Von: José Antonio Nieto

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Das wahrscheinlich von Zugvögeln eingeschleppte und zweifellos von Stechmücken übertragene Virus ist in zwei Gemeinden der Provinz Sevilla auf Menschen übergegangen. In drei andalusischen Provinzen sind sogar Pferde am West-Nil-Fieber erkrankt.

Update, 29. August: Das West-Nil-Fieber hat in Andalusien bereits ein drittes Todesopfer gefordert. Im Hospital Universitario Virgen del Rocío in Sevilla ist ein 70-jähriger Mann verstorben, der sich mit dem West-Nil-Virus infiziert hatte. Die Zahl der von dem Infektionsausbruch betroffenen Personen ist mittlerweile auf 47 angestiegen. 14 von ihnen mussten in ein Krankenhaus eingewiesen werden, von denen sich sechs auf der Intensivstation befinden. Infektionsfälle unter Menschen aber auch unter Pferden sind inzwischen in zwölf im Südwesten Andalusiens gelegenen Gemeinden bekannt. Der andalusische Regierungssprecher Elías Bendodo hat der spanischen Zentralregierung vorgeworfen, mindestens seit dem 10. Juni von der Präsenz des Virus in der Region gewusst zu haben, die Landesrgeierung aber nicht darüber informiert zu haben.

ProvinzSevilla
Fläche14.042 Quadratkilometer
Einwohner1,94 Millionen (Stand 2018)
HauptstadtSevilla

Update, 22. August: Das im Südwesten Andalusiens grassierende West-Nil-Fieber hat bereits seine beiden ersten Todesopfer gefordert. Im Hospital Virgen del Rocío in Sevilla ist erst ein 77-jähriger Mann und in der Folge auch noch eine 85-jährige Frau der Virusinfektion erlegen. Die Zahl der bislang ermittelten Infizierten, deren Durchschnittsalter bei 60 Jahren liegt, ist mittlerweile auf 38 angestiegen. Der Anteil der schwerer erkrankten, die stationär in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, ist indes auf 26 gesunken. Für den Infektionsausbruch dürfte mitverantwortlich gewesen sein, dass die Mückenpopulationen in den Gemeinden am Ufer des Guadalquivir wie Coria del Rio oder La Puebla del Rio aufgrund des niederschlagsreichen Frühjahrs und des sehr warmen Sommers um etwa 30 Prozent zugenommen hatten.

Erstmeldung/ Sevilla - Als ob ihre Gesundheit mit dem Coronavirus nicht schon genug gefährdet sei, müssen die Bewohner zweier Gemeinden der Provinz Sevilla – Coria del Río und La Puebla del Río – nun auch noch mit einer zusätzlichen Plage fertig werden. Dort mussten bislang schon 33 Personen (Stand 20. August), die sich das West-Nil-Virus eingefangen hatten, mit einer Meningoenzephalitis in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Von diesen 33 in stationärer Behandlung befindlichen Personen mussten sieben im akuten Zustand auf die Intensivstation verlegt werden. Über Anzeichen, die auf eine Infektion mit dem West-Nil-Virus hinweisen, wie etwa Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel, Übelkeit oder Nackenstarre, klagten in den beiden genannten Gemeinden bereits 35 Personen. Das Virus dürften allerdings, da in der Regel nur 20 Prozent der Infizierten erkranken, noch weit mehr Personen in sich tragen.

eine junge möve steht in der saline von torrevieja
Das West-Nil-Virus dürften Zugvögel auf ihrer Wanderschaft von Afrika in Richtung Norden nach Andalusien gebracht haben. © Marco Schicker

Das West-Nil-Virus infiziert in erster Linie Vögel, kann durch Stechmücken, die als Brückenvektoren fungieren, aber auch auf Pferde und andere Säugetiere übertragen werden. Möglich ist auch eine Ansteckung des Menschen, bei dem eine Infektion in 80 Prozent der Fälle symptomfrei bleibt. Kommt es doch zu einer Erkrankung beim Menschen, wird diese als West-Nil-Fieber bezeichnet. In der Regel heilt die Krankheit komplikationslos aus. Der Betroffene weist der Grippe ähnelnde, fieberhafte Symptome auf, die zwischen zwei Tagen bis zwei Wochen nach der Infektion auftreten können und im Normalfall zwischen drei und sechs Tagen anhalten.

West-Nil-Fieber: Vorerkrankungen und hohes Alter können Krankheitsverlauf erschweren

Nur jeder 150. Infizierte etwa erkrankt schwer, wobei das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs wie beim Coronavirus bei älteren Menschen sowie bei Menschen mit Vorerkrankungen deutlich höher ist. Das West-Nil-Virus kann unter Umständen nämlich die Blut-Hirn-Schranke passieren und eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis) auslösen, die meist gutartig verläuft. In selteneren Fällen kann das Virus aber auch eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) verursachen, was Spätfolgen nach sich ziehen und bei Komplikationen bis zum Tod führen kann. Da es keine antivirale Therapie für das West-Nil-Fieber gibt, kann die Krankheit nur symptomatisch behandelt werden.

Eine Mücke saugt Blut aus der Haut.
Das West-Nil-Virus kann nur von Stechmücken übertragen werden, die sich zuvor bei Vögeln infiziert haben müssen. © Andreas Lander/dpa-Zentralbild/dpa

Anders als beim Coronavirus können sich Menschen allerdings nicht gegenseitig anstecken, sondern nur durch den Stich einer vom West-Nil-Virus befallenen Mücke, weshalb Infizierte auch nicht isoliert werden müssen. Die andalusischen Gesundheitsbehörden haben den Einwohnern von Coria del Rio und La Puebla del Rio daher eine Reihe von Empfehlungen ausgegeben, um Mückenstiche zu verhindern. So sollten sie zum Beispiel Mücken abweisende Sprays oder Lotionen benutzen, auf intensiv riechende Deos oder Parfüms verzichten, die Haut komplett verdeckende Kleidung tragen, Türen und Fenster mit Moskitonetzen versehen und das Licht nachts besser ausgeschaltet lassen. Vor allem aber sollten sie Aufenthalte in feuchten Zonen meiden, insbesondere morgens und abends.

West-Nil-Virus: Betroffene Gemeinden wollen Mücken mit Ausräucherungen beikommen

Die betroffenen Gemeinden befinden sich schließlich am Ufer des Guadalquivir und sind obendrein von Sumpfgebieten und Reisfeldern umgeben. Die Rathäuser der beiden Ortschaften haben daher auch schon die Ausräucherungen vor allem in den Parkanlagen und Grünzonen ihrer Ortskerne intensiviert, um die lästigen Insekten zu vertilgen. In einer zweiten Phase sollen dann auch außerhalb der Ortskerne, vor allem am Flusslauf des Guadalquivir, Ausräucherungen vorgenommen werden. Diese fallen jedoch nicht mehr in die Zuständigkeit der Kommunen und müssten von der Landesregierung ausgeführt werden. In einer dritten Phase soll auch noch gegen Mückenlarven vorgegangen werden, obwohl diese noch virenfrei sind, um aber die Proliferation der Stechmücken im Zaum zu halten.

Als Schuldiger des Infektionsausbruchs in Coria del Rio und La Puebla del Rio ist der Japanische Buschmoskito, auch bekannt als Asiatische Buschmücke, ausgemacht worden. Dort, wo die Japanischen Buschmoskitos in Europa vorkommen, könnten sie laut Experten einheimische Mückensorten wie die Gemeine Stechmücke verdrängen. Was im Hinblick auf das West-Nil-Virus indes nicht von Belang ist, da die Gemeine Stechmücke dieses genauso übertragen kann wie der Japanische Buschmoskito. Nach Andalusien dürfte das Virus durch Wandervögel gelangt sein, da diese der Reservoirwirt der meisten Mückenarten sind. Verbreitet hat sich das West-Nil-Virus wohl auch schon über die beiden Gemeinden hinaus, denn in diesem Jahr sind bereits in Dos Hermanas (Sevilla), Gibraleón (Huelva) und Jeréz de la Frontera (Cádiz) mindestens vier Pferde am West-Nil-Virus erkrankt.

West-Nil-Fieber: Andalusien eigentlich Risikogebiet - bisher jedoch kaum Krankheitsfälle bekannt

Bei Pferden war das West-Nil-Virus auch schon in vorangegangenen Jahren immer wieder ausgemacht worden und zwar nicht nur in Andalusien, sondern auch in den angrenzenden Regionen Extremadura und Kastilien-La Mancha – wobei für Pferde anders als für Menschen bereits ein Impfstoff verfügbar ist. Erkrankungen am West-Nil-Fieber bei Menschen waren in Andalusien bislang erst drei Fälle bekannt. Im Jahr 2010 war in zwei Gemeinden der Provinz Cádiz, Chiclana und Benalup, jeweils ein Infektionsfall registriert worden und vor vier Jahren erkrankte ein Franzose während eines Urlaubsaufenthaltes in Coria del Rio infolge der Virusinfektion. Dabei gilt die Region wegen ihres warmen Klimas, ihrer vielen Feuchtgebiete sowie ihrer Bedeutung als Rastplatz für Zugvögel als besonders gefährdet.

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