Als Castillo del Bil Bil ist es bekannt, doch kaum ein Einwohner kann erklären, woher der Name stammt. Wohl etwas Arabisches mutmaßen die meisten. Das Castillo ist indes weder eine Burg, noch maurisch und noch nicht einmal wirklich spanischen Ursprungs. Errichtet wurde es ab 1927, als es hier ringsum noch keine asphaltierte Straße, geschweige denn die N-340 und auch keine Hotels, nicht mal Nachbarn in Sichtweite gab. Und die Costa del Sol gab es noch gar nicht. Also die Küste schon und die Sonne auch, aber den offizielln Namen noch nicht, der sich erst ab den 1950er Jahren durchsetzte.
Der Entwurf aus 1.001 schwülen Nächten war der Traum des französisch-mallorquinischen Paares León und Fernanda Hermann, die sich vom Architekten Manuel Atencia ein luxuriöses Badehaus in einsamer Stille errichten ließen. Die Arbeiten zogen sich lange hin, bis 1936 und praktisch mit der Einweihung begann der Spanische Bürgerkrieg, die Bauherren verkauften das Haus, in dem sie nie gewohnt hatten Hals über Kopf und zogen nach Frankreich. Die neuen Besitzer, die wohlhabende Familie Schestrom, waren Amerikaner, Mann und Sohn hießen William, also kurz: Bill. Womit der Name Bil Bil Castle erklärt wäre. Sie richteten sich hier häuslich ein, erweiterten die Gärten, flohen aber in den 1970er Jahren vor dem unaufhaltsamen Tourismusansturm.
El Bil Bil geriet nun in belgische Hände, in die blutgetränkten des Gerard Saintmoux, der sich in Belgisch-Kongo als Söldner der Fremdenlegion verdingte und offenbar neben seinem Mordhandwerk auch einträglicheren Geschäften nachging. Offenbar waren aber auch die nicht so sauber, denn er brachte aus den Kolonialkriegen zwar viel Geld an die Costa del Sol mit, ihm klebte aber auch ein Haftbefehl aus Belgien an, was die Spanier zunächst nicht wussten oder – wie so oft unter Franco – einfach ignorierten. Im Verstecken von Mördern, aber auch Steuerhintrziehern und anderem Gesindel war Franco-Spanien bekanntlich ganz vorne mit dabei.
Saintmoux, der Kill-Bill von Benalmádena, färbte die rote Burg weiß und machte sie zu einer Art Firmenzentrum. Er investierte in den Neubau des Sporthafens von Benalmádena, in die Urbanisation Benal Beach und in das MarbellCenter in Marbella, das sich zur Jet-Set-Hochburg mauserte. Als er dann das Gelände des Bil-Bil in ein Hotel umbauen wollte und die Stadt von der verruchten Vergangenheit des Belgiers erfuhr, deklarierte sie das Grundstück zur Grünfläche um und verhinderte so die Umbauten.
Saintmoux verlor das Interesse, ließ die Anlage herunterkommen und verkaufte den ganzen Komplex letztlich notgedrungen an die Stadt Benalmádena, seine Flucht nach Rio de Janeiro fortsetzend, denn Spanien marschierte in den 1980ern in Richtung EU, die Auslieferung an Belgien drohte. In Brasilien stürzte der Ex-Söldner mit einem Kleinflugzeug im Dschungel ab und starb.
Das Castillo El-Bil-Bil, die Fake-Burg von Benalmádena, wurde wieder durch die Stadt grundsaniert, wieder karmesinrot angestrichen und steht jetzt friedlich am Meer, als könnte ihre Geschichte kein Wässerchen trüben. Instagramer, ab und an ein Filmteam, vor allem aber Hochzeitsgesellschaften sind nun seine illustren Gäste. Im El Bil Bil heiraten so viele Paare wie sonst nirgendwo in der ganzen Provinz Málaga.
Noch mehr rote Mauern: Die Muralla roja in Calpe.