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Coronavirus in Andalusien: Region will zweite Infektionswelle verhindern

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Von: José Antonio Nieto

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Durchführung eines Labortests in einem Gesundheitszentrum.
Mit mehr Tests sollen Coronavirus-Infizierte effiziente aufgespürt werden, um anschließend auch deren soziales Umfeld kontrollieren zu können. © Junta de Andalucía

Zwar haben sich in Andalusien bislang vergleichweise wenige Einwohner mit dem Coronavirus infiziert. Das macht die Region allerdings für eine mögliche zweite Infektionswelle besonders anfällig.

Sevilla - Von der Herdenimmunität gegen das Coronavirus ist Spanien wohl noch ganz weit entfernt.  Eine noch laufende, groß angelegte Antikörperstudie in über 36.000 Haushalten aus dem ganzen Land lieferte das vorläufige Ergebnis, das gerade einmal an die fünf Prozent der Bevölkerung gegen Sars-Cov-2 immunisiert sind.

In Andalusien sind es sogar noch deutlich weniger. In der Region sind der Antikörperstudie zufolge nämlich sogar nur 2,7 Prozent der Einwohner immun gegen das Coronavirus. Das bedeutet, dass etwa 227.000 Personen sich mit dem Virus angesteckt und die Infektion – mit oder auch ohne Symptome – bereits überstanden hätten.

Bei einer Bevölkerung von rund 8,5 Millionen Einwohnern sind dies nicht allzu viele gewesen. Woraus man wiederum ableiten kann, dass solange kein Impfstoff gegen Sars-Cov-2 existiert, äußerste Vorsicht geboten und präventive Maßnahmen wie die strikte Einhaltung der sozialen Distanz dringend eingehalten werden sollten.

Coronavirus-Epidemie: Eine Medaille mit zwei Seiten

Bislang ist Andalusien in der Coronavirus-Pandemie wie zum Beispiel auch die Nachbarregion Murcia besser davon gekommen als die meisten der restlichen spanischen Regionen. Die Kehrseite ist, dass eine zweite Infektionswelle hier womöglich schlimmere Folgen nach sich ziehen könnte, als andernorts. Eben dies, eine zweite Infektionswelle, will das andalusische Gesundheitsministerium vor allem mit zwei Inititiativen verhindern.

Zum einen sollen deutlich mehr Corona-Tests als bislang realisiert werden, vor allem mehr PCR-Tests, bei deren Durchführung Andalusien dem Rest des Landes bisher hinterherhinkte. Wenn sich schätzungsweise 227.000 Personen mit Sars-Cov-2 infiziert haben, von den Gesundheitsbehörden bis dato aber nur 12.597 aufgespürt worden sind, dann muss man die Testfrequenz wohl als unzureichend einstufen.

Kampf gegen Covid-19: Viele Schnelltests, wenig PCR-Tests

Bislang sind andalusienweit etwa 520.000 Tests durchgeführt worden. Dabei handelte es sich indes größtenteils um die weniger verlässlichen Schnelltests, welche die Existenz von Antikörpern nachweisen, von denen rund 330.000 realisiert wurden. Die weitaus zuverlässigen PCR-Tests, die Aufschluss über die Existenz des Coronavirus liefern, kamen hingegen mit etwa 190.000 realisierten Tests weitaus seltener zur Anwendung.

Dabei mangelte es anscheinend weniger an den Tests als solche, als vielmehr an den Kapazitäten für deren Auswertung. Mit einer Spende des wohltätigen Projektes Covid Robots soll sich dies ändern. Das von verschiedenen Unternehmen, Stiftungen und Instituten getragene Projekt hat dem andalusischen Gesundheitsministerium nämlich zwei Roboter zur Analyse von PCR-Tests gespendet.

Die Opentrans Covid-19 getauften Roboter sollen jeweils bis zu 2.400 PCR-Tests pro Tag auswerten können. Zum Vergleich: derzeit werden in Andalusien pro Tag nur etwa 2.000 PCR-Tests durchgeführt. Ein Gerät soll in das Hospital Regional in Málaga und das andere in das Hospital Virgen del Rocio in Sevilla gebracht werden. Ab Ende Mai oder spätestens Anfang Juni sollen sie jeweils in Betrieb genommen werden.

Während den PCR-Tests zunächst fast nur medizinische Fachkräfte, Covid-19-Symptome aufweisende Krankenhauspatienten und Bewohner von Seniorenresidenzen sowie essentielles Personal wie etwa Polizeibeamte unterzogen wurden, sollen nun alle Personen getestet werden, die in Verdacht stehen, sich mit Sars-Cov-2 infiziert zu haben. Wobei die Gesundheitszentren fortan als Anlaufstelle dienen sollen.

Gesundheitszentren als Speerspitze gegen Sars-Cov-2

Diese wird das andalusische Gesundheitsministerium personell aufstocken müssen. Es ist dies die zweite der beiden eingangs erwähnten Initiativen, mit denen eine zweite Infektionswelle in der Region verhindert werden soll. Geplant ist unter anderem die Einstellung von 294 Pflegekräften sowie 28 Epidemiologen.

Die insgesamt 1.104 Gesundheitszentren der Autonomen Gemeinschaft sollen nämlich mit Teams zur Durchkämmung des Umfeldes von Corona-Infizierten ausgestattet werden. Hierfür sollen in der gesamten Region 8.104 Pflegekräfte abgestellt werden, die ihre Arbeit in Kooperation mit 450 Epidemiologen durchführen werden.

Wird in einem Gesundheitszentrum eine Person positiv auf Sars-Cov-2 getestet, sollen die Suchteams innerhalb von 24 Stunden alle Personen aufspüren, die in den letzten 14 Tagen mit dem Infizierten in Kontakt gestanden haben. Diese werden dann gegebenenfalls, wenn sie etwa auf eine Covid-19-Erkrankung hinweisende Symptome haben, auch getestet. Sollte eine weitere Testperson ebenfalls ein positives Ergebnis liefern, beginnen die Nachforschungen in dessen Umfeld von neuem.

Es ist dies eine Arbeit, die nicht zuletzt auch eine sehr gute Koordination unter den Gesundheitszentren erfordern wird. Denn die Kontaktpersonen der Infizierten werden gewiss nicht immer alle in unmittelbarer Nähe residieren und im gleichen Gesundheitszentrum geführt sein.

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