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Coronavirus-Angst in Andalusien: Droht wieder eine neue Infektionswelle? 

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Von: José Antonio Nieto

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Ärzte und Pfleger auf dem Flur eines Krankenhauses.
Die andalusischen Krankenhäuser sollen nicht wieder vor eine Belastungsprobe gestellt werden. © Generalitat Valenciana

Die Coronavirus-Pandemie ist in Andalusien deutlich abgeflaut. Die andalusische Regierung will verhindern, dass sich die Infektionskurve erneut nach oben biegt.

Sevilla ­- Die Virulenz der Coronavirus-Pandemie lässt in Andalusien immer weiter nach. Die Fallzahlen sind kaum mehr mit jenen von Ende März oder Anfang April vergleichbar, als sie ihre Spitzenwerte erreichten. Von den 17.658 Personen, bei denen bislang eine Infektion mit Sars-CoV-2 nachgewiesen werden konnte, sind 14.611 schon wieder gesundgeschrieben. Da von den an Covid-19 erkrankten Personen 1.432 verstorben sind, reduziert sich die Zahl der aktiven Virusträger mittlerweile auf 1.615 (Stand: 14. Juni).

In den Krankenhäusern der Region liegen nur noch 47 Covid-19-Patienten, davon 14 auf den Intensivstationen der Hospitäler. In zwei Provinzen, Huelva und Jaén befindet sich jeweils nur noch ein einziger Covid-19-Patient in einem Krankenhaus in stationärer Behandlung. In der Provinz Almería wiederum sind die Intensivstationen der Hospitäler schon seit Tagen ohne Covid-19-Patienten. Und die Infektionsrate der letzten sieben Tage ist in Andalusien die zweitniedrigste aller spanischen Regionen.

Erneute größere Infektionsausbrüche oder gar eine zweite Infektionswelle können aber auch in Andalusien nicht ausgeschlossen werden. Gerade jetzt, wo im Zuge der Corona-Deeskalation die Mobilität und die sozialen Kontakte immer weniger Beschränkungen unterliegen. Die Landesregierung will dies mit dem “Plan de Vigilancia y Prevención de Brotes de Covid-19” (Plan zur Beobachtung und Verhinderung von Covid-19-Ausbrüchen) verhindern, der vor wenigen Tagen vom Kabinett beschlossen worden ist.

Mit diesem vom andalusischen Gesundheitsministerium ausgearbeiteten Präventions-Plan soll verhindert werden, dass der Aufbruch in die neue Normalität nach Corona durch eine Häufung von Infektionsfälllen getrübt wird, was auch die Bemühungen zur Reaktivierung der Wirtschaft zunichtemachen könnte. Bestehen wird der Plan, solange die Gefahr einer erneuten Infektionswelle noch als hoch einzustufen ist - was der Fall sein dürfte, solange noch kein wirksamer Impfstoff vorhanden ist.

Corona-Früherkennung: Gesundheitszentren als epidemiologische Vorhut

Vor einem größeren Infektionsausbruch soll die Bevölkerung mit einem Frühwarnsystem geschützt werden, in dem die Gesundheitszentren eine tragende Rolle spielen werden. Wird jemand positiv auf Sars-CoV-2 getestet, sollen innerhalb von 24 Stunden alle Personen aufgespürt werden, die in den letzten 14 Tagen Kontakt zu dem Infizierten hatten, um mögliche weitere Infektionsfälle frühzeitig zu erkennen, unter medizinischer Beobachtung zu haben und falls erforderlich in Isolation zu halten. Zu diesem Zweck sind in den 1.104 Gesundheitszentren der Region Corona-Such-Teams zusammengestellt worden, wofür 8.104 Pflegekräfte abgestellt worden waren.

Der Präventions-Plan der andalusischen Regierung sieht außerdem eine Aufrüstung des Gesundheitswesens vor, um einer zweiten Infektionswelle mit ausreichend Material für den Kampf gegen Covid-19 entgegenzutreten. Wozu vor allem Schutzanzüge für das Personal der Krankenhäuser vorrätig erworben und gelagert werden, damit diese nicht, wie schon bei der ersten Infektionswellle, erneut in den eigenen Reihen einen Großteil der Infektionsfälle beklagen müssen.

Lagerhalle mit Material zum Kampf gegen Covid-19.
Die Lager sind gefüllt worden mit Masken, Visieren, Handschuhen und Schutzkitteln für Ärzte und Pfleger. © Junta de Andalucía

Darüber hinaus sieht der Präventions-Plan eine Analyse der bisherigen Entwicklung der Corona-Pandemie vor, um Lehren aus dieser ziehen zu können. Ebenso sollen die Krankheitsmerkmale von Covid-19 eingehend studiert werden, wobei Experten aus 15 Krankenhäusern der Region zusammenarbeiten werden. Diese sollen unter anderem der Frage nachgehen, ob sich die Virulenz des Sars-CoV-2 ändert oder auch welche Behandlungen sich im Kampf gegen das Virus als besonders geeignet erwiesen haben.

Sars-CoV-2 in Fäkalien: Abwässer sollen auf das Virus kontrolliert werden

Zu guter Letzt sieht der Präventions-Plan sogar eine Beobachtung der kommunalen Abwässer in der Region vor, da Sars-Cov-2 wohl in Fäkalien nachgewiesen werden kann, und zwar schon bevor die mit dem Virus infizierte Person überhaupt eine auf Covid-19 hinweisende Symptomatik entwickelt. In diesem Punkt wird die andalusische Regierung mit den Städten und Gemeinden kopperieren, in deren Zuständigkeit die Wasserentsorgung fällt.

“Wir werden alles unternehmen, was in unserer Hand liegt, um die Pandemie zu kontrollieren und die gefürchteten Infektionsausbrüche zu verhindern”, hat der andalusische Regierungschef, Juanma Moreno, erklärt. “Hierfür wird vor allem die Früherkennung entscheidend sein, um zu verhindern, dass sich die Infektionsfälle wieder rapide anhäufen.” Dafür habe die andalusische Regierung alles vorgesehen, jetzt wo sie mit dem Ende des Deeskalations-Plans der spanischen Zentralregierung auch ihre während des Notstandes abgetretenen Kompetenzen von dieser wieder zurückerhält.

Der andalusische Präsident hat schließlich auch noch angekündigt, dass die Landesregierung für Senioren und pflegebedürftige Menschen 7,5 Millionen Atemschutzmasken gratis bereitstellen werde. Diese sollen die zu den Risikogruppen gehörenden Personen mit ihren Krankenversicherungskarten in den Apotheken beantragen können. Von der Maßnahme würden laut Juanma Moreno in Andalusien etwa 2,5 Millionen Personen profitieren können. In der Region Valencia war eine solche Maßnahme schon Mitte April ergriffen worden.

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