Kulturdenkmal vor Rettung: Historischer Gutshof soll enteignet und restauriert werden

Ein tragisches Ereignis, das sich 1928 im Cortijo del Fraile bei Níjar ereignete, inspirierte García Lorca zur „Bluthochzeit“ – einem Klassiker der Theaterliteratur. Der seit Jahrzehnten zur Ruine verfallende Gutshof soll nun „gerettet“ werden.
Níjar - Francisca Cañadas, keine Schönheit aber aus relativ wohlhabender Familie stammend und mit entsprechender Mitgift, sollte den Bruder ihres Schwagers heiraten. Am Abend vor der arrangierten Hochzeit floh sie indes mit einem Cousin, ihrer wahren Liebe. Unterwegs stießen sie jedoch auf ihre Schwester und deren Mann, der ihren Geliebten tötete.
Von diesem tragischen Ereignis, das sich im Juli 1928 in einem Gutshof in der Nähe von Níjar im Herzen des Naturparks Cabo de Gata zutrug, erfuhr Federico García Lorca, Spaniens 1936 von den Faschisten ermordeter Nationaldichter, aus den Zeitungen lener Tage. Die Geschehnisse inspirierten ihn zu seinem Drama „Bluthochzeit“, einem Klassiker der Weltliteratur, auch wenn Lorca in seiner dichterischen Freiheit die Geschichte etwas abwandelte und es etwa zum Duell zwischen Cousin und Verlobtem kam.
Cortijo del Fraile: Verfall des Gutshofs wurde trotz Denkmalschutz nicht aufgehalten
„Bluthochzeit“ wurde trotz seines starken Lokalkolorits zu einem Welterfolg. Längst wird es nicht nur als Theaterstück dargeboten, sondern auch als Ballet oder Oper. Und mehrmals ist der Plot auch schon verfilmt worden. Umso weniger verständlich ist, dass sich der Schauplatz der originären Begebenheit, das zwischen Rodalquilar und Albaricoques gelegene Cortijo del Fraile heute in einem stark ruinösen Zustand befindet.
Obwohl es seit 2010 als Kulturgut unter Denkmalschutz steht, wurde das Gehöft, das bereits im 18. Jahrhundert von Dominikaner-Mönchen errichtet wurde, von den Administrationen seinem Verfall überlassen. Statt dagegen einzuschreiten, schoben sich das Rathaus in Níjar und die andalusische Landesregierung die Verantwortung hierfür zu.
Cortijo de Fraile: Historische Konstruktion soll in ein Kulturzentrum verwandelt werden
Die von diversen Kulturvereinigungen aus Almería immer wieder eingeforderte Erhaltung des historischen Bauwerks begann erstmals ein wenig näher zu rücken, als die Provinzregierung Ende Juni letzten Jahres verkündete, die Immobilie enteignen zu wollen. Seit 1995 befand sie sich nämlich im Besitz eines Agrarunternehmens, das im Umfeld des Cortijo del Fraile Gemüse anbaut.
Fast 16 Monate hat es indes gedauert, bis die Transaktion formalisiert werden konnte. Vergangene Woche hat die Provinzregierung Almerías den Aufkauf für 1,95 Millionen Euro abgesegnet. Nach seiner Restaurierung soll das Cortijo, das in zahlreichen Spielfilmen wie etwa „Zwei glorrreiche Halunken“, dem kultigen Italo-Western von Sergio Leone auftaucht, in ein Kulturzentrum verwandelt werden.