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Bohnen, Blutwurst, Meeresfrüchte: Kulinarische Fiestas an der Costa del Sol

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Von: Marco Schicker

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Feria de Marisco in Benalmádena
Meeresfrüchte zu „Volkspreisen“ verspricht die Feria de Marisco in Benalmádena an der Costa del Sol. © Ayuntamiento de Benalmádena

Vom 29. April bis 1. Mai: Beim Habas-Fest in Villanueva de la Concepción wird nicht nur geschmaust, sondern auch viel musiziert. In Canillas de Aceituno geht es um die Blutwurst und im Hafen von Benalmádena gibt es Meeresfrüchte bis zum Abwinken.

Villanueva/Canillas/Benalmádena – Sollen sie doch bei knapp 40 Grad schwitzen auf der überfüllten Feria in Sevilla, das Hinterland der Costa del Sol bietet jede Menge Feste und Gaumenschmaus in luftigem Ambiente in den Bergen oder mit der Brise des Meeres. Villanueva de la Concepción, übersetzt Neudorf der Empfängnis (es gibt noch vier weitere Villanuevas in der Gegend), wurde erst 1880 gegründet, als man im Zuge des Ausbaus des Camino Real von Málaga nach Madrid ein paar Gehöfte zusammenschloss. Knapp 4.000 Einwohner hat das Ministädtchen am Südhang des malerischen Torcál-Gebirges, 40 Kilometer nördlich von Málaga Stadt und etwa 12 vor Antequera. Einmal im Jahr schwillt das Dorf zur Feststadt an, in diesem wird das am Sonntag, 30. April 2023, der Fall sein, zum „Día de la Haba“, der auch als „Fiesta del Verdeo“ bekannt ist.

Zu jedem Böhnchen ein Tönchen: Fiesta für die Habas-Bohnen mit urigen Verdiales

Denn haba ist ein Oberbegriff für die unzähligen Arten von Saubohnen, die in Spaniens Töpfen köcheln, übrigens schon lange bevor die grünen Bohnen (judías) aus Amerika kamen und verdeo ist die in Villanueva gepflegte und gefeierte, besonders grüne Unterart davon. Das Haba-Fest ist ein sehr uriges Vergnügen, von denen es viele im Hinterland Málagas gibt und die fast immer das den Ort prägende Lebensmittel ins Zentrum stellen. Die habas haben eine besondere Stellung in der spanischen Armenküche, sind die kälteresistenten Feldfrüchte nämlich die ersten wirklich nahrhaften, die nach dem Winter erntereif werden und so manche Hungersaison beenden halfen, wenn die Reserven bereits aufgebraucht waren.

Habas-Bohnen
Mit dem Bauerntanz Verdiales und Straßenküchen feiert Villanueva de la Concepción seine speziellen Habas-Bohnen. © Ayuntamiento de Villanueva de la Concepción

Villanueva lebte früher von der Bohne, doch der Anbau war so kleinteilig und damit handarbeitsaufwendig, dass er immer weniger lohnend wurde. Gefeiert wird die Wappenfrucht des Ortes dennoch, neben Eintöpfen kommen die habas verdeos auch in Tortillas, sogar in Würste und Gebäck, sogar als Einlage in die porra, die örtliche, dickere Version des Gazpacho. Etliche Straßenküchen und 30 Stände werden in der Altstadt aufgebaut, an die 2.000 Besucher werden erwartet.

Die sollen dann nicht nur Bohnen essen und kaufen, sondern lernen auch altes Handwerk live kennen und als Höhepunkt gilt immer der Auftritt der Panda de Verdiales, mit Gitarren, Schellen, Tambourinen, Geigen, lautstarken Sängern mit blumenbesetzten Hüten ausgestattete Kapellen, die die Verdiales, uralte, archaisch klingende Bauerntänze und Wechselgesänge aufführen. Die Verdiales, deren Wurzeln mancher Forscher bis in die Römerzeit verfolgen können will, gibt es nur in den Montes de Málaga. Der Klassiker für den Tag der Bohne ist ein Ausflug ins Karstgebirge des Torcál und anschließend die Feier im Dorf. Die wird dergestalt, dass der Bürgermeister mahnt, man solle das Auto lieber stehen lassen und sich eine ländliche Unterkunft buchen, wo man auch ein weiteres spanischens Kulturgut, die Siesta zelebrieren kann.

Es geht um die Wurst, die Blutwurst: Im Hinterland von Vélez-Málaga

Etwa 14 Kilometer nördlich von Vélez-Málaga liegt das Weiße Dorf Canillas de Aceituno, das mit malerisch sehr untertrieben beschrieben wäre. Am 29. und 30. April verwandelt sich der Ort in eine einzige Dorfkneipe, bei der die Morcilla, die Bltuwurst nach dem lokalen Rezept im Zentrum steht. Die Morcilla-Blutwurst ist eines der Aushängeschilder auch der spanischen deftigen Dorfküche und eigentlich vor allem aus Burgos in Kastilien bekannt. Ähnlich wie bei der Tortilla, ist die Frage, ob Zwiebel hineingehört oder nicht, eine Glaubensfrage. Mehr zu Spaniens Wurst-Universum.

Blutwurst-Fiesta in Canillas de Aceituno
In Canillas de Aceituno in der Axarquía geht es um die Wurst. Die Blutwurst, natürlich die allerbeste der Welt. © Ayuntamiento de Canillas de Aceituno

„Rund 5.500 Portionen Blutwurst werden wir an diesem Wochenende verteilen, dazu gibt es auch chivo al horno (Zicklein vom Rost mit Kartoffeln) sowie potaje canillero (deftiger Bohneneintopf mit Fenchel und Blutwurst)„, freut sich Bürgermeister Vicente Campos. Der hofft auch, dass die Fiesta das ganze Jahr über in sein spätmittelalterliches Dorf aus dem 16. Jahrhundert lockt, zumal es in der Axarquía und unweit des Naturparks Sierra Tejeda, Almijara y Alhama gelegen ist, mit traumhaften Wanderrouten, wie der Ruta del Puente del Saltillo mit seiner atemberaubenden Hängebrücke über eine Schlucht. Ist der Wanderer dann müde, möge er in Canillas de Aceituno einkehren, wo es auch lauschige Pensionen und Ferienwohnungen im Hinterland von Málaga gibt.

Meeresfrüchte satt an der Costa del Sol: Feria de Marisco in Benalmádena

Espetos. Sardinen am Spieß in einer Bar in Málaga
Kaum eine Strandbar an der Costa del Sol und Costa Tropical ist ohne: Espetos. Sardinen am Spieß. © Pixabay

Zum Tag der Arbeit Hummer schlemmen? Zumindest Gambas, Seeigel, Muscheln, Meeresfisch aller Art oder Oktopus verspricht der sozialistische Bürgermeister von Benalmádena, Victor Navas. „Die besten Meeresfrüchte, zum besten Preis für Jedermann“ preist er wie ein Marktschreier die „Feria de Marisco de Benalmádena“ an, die vom 28. April bis 1. Mai im Sporthafen der Stadt abgehalten wird. Bekannte und auch so manch versteckte Restaurants (Los Mellizos, Casa Rafael, Almarina, Casa Gaspar, La Desepensa del Tipot) machen ab 13 und nochmals ab 20 Uhr auf, „zu sehr volksnahen Preisen“, wie der Stadtchef verspricht, was bei Ferias sonst nicht immer garantiert ist. Muscheln zu 3 Euro, ein Teller Gambas für 7 Euro, ein Bier oder Wein für 1,50 Euro.

Und bald darauf machen hier, wie an der gesamten Costa del Sol auch schon die Chiringuitos auf, wo das „Nationalgericht“ der Costa del Sol, die Espetos de sardinas, Sardinen am Spieß, über der Glut gegrillt werden. Ganz besonders abwechslungsreiche Gerichte aus aller Welt gibt es vom 27. April bis 1. Mai auf dem Fest der Nationen in Fuengirola.

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