Als ein großes Kunstmuseum unter freiem Himmel gilt Estepona indes nicht nur wegen der Route der Skulpturen. Der für die Museen und das historische Erbe zuständige Stadtrat Daniel García verweist darauf, dass in der Gemeinde auch eine Route der Murale mit über 60 Wandgemälden vorzufinden ist sowie eine Route der Poesie mit mehr als 40 Gedichten. Auf dekorativen Kacheln abgedruckt, zieren diese die Wände von Häusern der Altstadt. Erst jüngst sind anlässlich des Día de la Poesia, der in Estepona am 5. Mai begangenen worden ist, obwohl der Welttag der Poesie am 21. März bereits anstand, zwei neue hinzugekommen: „Himno a Venus“ von Jaime Siles und ein Fragment aus dem Gedicht „Fruto previo“ von Juan Antonio Bernier.
In der Router der Poesie ist übrigens auch Rainer Maria Rilke vertreten, der 1912 für einige Monate nicht weit von Estepona, in Ronda, residierte. Von dem österreichischen Dichter ist an der Calle Gloria Fuertes ein Auszug – im Original sowie in spanischer Übersetzung – aus seinen Duineser Elegien zu lesen, konkret der achten von zehn Elegien, die Rilke nach einem Aufenthalt im Schloss Duino bei Triest, als Gast der Gräfin Maria von Thurn und Taxis, verfasste: „Und wir Zuschauer, immer, überall, dem allen zugewandt und nie hinaus! Uns erfüllts. Wir ordnens. Es zerfällt. Wir ordnens wieder und zerfallen selbst.“