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Málagas Bienen im Bummelstreik: Weniger Honig wegen Dürre und Pestiziden

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Von: Marco Schicker

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Ein Imker in Spanien betrachtet einen Bienenstock.
Die Trockenheit bringt Andalusiens Bienen in Existenznot und damit auch die Landwirtschaft in Probleme.. Die Uni Málaga (UMA) bietet ein Programm, um Bienenstöcke zu adoptieren. © UMA

Andalusiens Bauern beklagen hohe Ernteverluste durch die Dürre. Doch die Imker sehen, neben weniger Honig, auch ihre Bienenvölker sterben. Trockenheit und wieder mehr Pestizide killen die Bienen. Wo man Málaga-Honig kaufen kann.

Málaga – Weniger, dafür besser. So lautete bisher meist die Prognose der andalusischen Bauernverbände, wenn durch Trockenheit und Hitze die Ernten verschiedener Produkte geringer ausfielen als erhofft. So sind die extrem durstigen Mangos und Avocados aus der Axarquía dieses Jahr zwar kleiner als sonst, dafür intensiver im Geschmack und saftiger. Doch früher bekamen Mangobauern in Málaga 3-4 Euro für das Kilo, heute kostet das Kilo 1,99 Euro im Mercadona, der Bauer sieht nur noch Centbeträge. Ähnliches galt für die am Ende des Sommers zelebrierte Riesentomate Huevo del Toro, die besonders „tomatig“ schmeckte. Mandeln gibt es in diesem Jahr weniger, die Olivenernte 2022 geht ebenfalls um 30 bis 40, im „secano“, also vom ungegossenen Feld sogar um über 50 Prozent zurück.

Dürre in Spanien verdirbt Ernte, Preise und den Wein

Leider bringt die Angebotsverknappung den Erzeugern aber meist nichts, weil die von Händlern und einem System abhängen, das man nur mit Kartell sachgerechet beschreiben kann. Bei spanischen Mandeln lässt sich das Preiskartell besonders gut nachvollziehen. Die Preise bei manchen Produkten sind gleich hoch oder niedrig wie in Jahren fetter Ernten oder liegen sogar darunter, bei gleichzeitig explosionsartigem Anstieg der Kosten, unter anderem für Kraftstoff.

Auch beim Wein, in Málaga vor allem Moscatel und Palomino, geht die Rechnung „weniger aber besser“ nicht mehr so richtig auf. Denn dem vino fehlt die Kühle der Nächte, die er u.a. für den Aufbau seines Säurepegels in den Früchten braucht. Die Weinstöcke leiden unter Dürre-Stress und die Früchte werden aus Verzweiflung zu schnell reif, die Ernten beginnen immer früher, die Aromen bleiben aber im Boden. Die Lese in diesem Jahr von Málagas Moscatel war dürftig, mit mikroklimatisch begünstigten Ausnahmen.

Málagas Bienen verweigern Arbeit - und die Fortpflanzung

Besonders Alarm schlagen aber die Imker der Provinz Málaga. Ihnen starben in Hitze und Dürre die Bienenvölker weg, die verbliebenen traten oft in den Hummel-, pardon, Bummel-Streik. Von den 65.000 als DOP (geschützte Herkunftsbezeichnung für den Bienenhonig von Málaga, „Miel de Málaga“) registrierten Bienenvölkern bei 350 Imker-Betrieben der Provinz Málaga, kommen in diesem Jahr nur rund 800 Tonnen Honig, rund die Hälfte des sonstigen Ertrags.

Bienenstock
Gibt es, wie im Süden von Spanien, wegen der lange anhaltenden Dürre zu wenig Nektar, stellen die Bienen die Fortpflanzung ein. Die Völker sterben aus, der Honigertrag sinkt. © Pixabay

Der DOP-Verband, der seit 25 Jahren besteht, spricht vom „schlimmsten Jahr“. „Es regnet viel zu wenig, selbst im Herbst kaum, die Blumen sind seit dem Frühjahr fast ohne Nektar.“ Doch mangelt es an Nahrung, verweigert die launische Bienenkönigin das Eierlegen, das Volk wird faul und stirbt langsam aus. In „normalen Jahren legt eine Königin im Schnitt 2.500 Eier pro Tag, in diesem waren es oft nicht mehr als 100“. Die Folge: Statt 20 bis 24 kommen nur acht bis zehn Kilo Honig pro Stock zusammen.

Pestizide töten Bienen in Andalusien: Mehr Gift wegen Klimawandel im Einsatz.

Zur Trockenheit komme zudem der wieder steigende Pestizid-Einsatz hinzu, mit dem sich die Bauern vor Eindringlingen schützen, die von steigenden Temperaturen und von der Trockenheit gestressten Pflanzen profitieren, darunter Exoten aus anderen Gefilden der Erde, die sich durch den Klimawandel zunehmend heimisch fühlen, „denen die Bauern aber nur mit schwerem Geschütz Herr werden“.

Doch die Pestizide „töten die Bienen“. Fehlen die, haben auch die Bauern ein Problem, weil ihre Obstbäume und anderen Pflanzen weniger bestäubt werden. Es sind aber oft die Bauern - bzw. die großen Agrar-Produzenten - die genau das Wasser verbrauchen, dass dann anderen Pflanzen fehlt, die wiederum für die Bienen wichtig sind. Ein eindrückliches Beispiel für diesen Teufelskreis ist der Wasserklau im ausgetrockneten Naturpark Doñana durch die Erdbeer-Bauern. Ein Delikt, das von der Landesregierung Andalusiens sogar gedeckt wird.

Honig aus Málaga: Wo man ihn kaufen kann

Die Qualität des Honigs aus Málaga stimme, die EU habe das gerade bestätigt. „Mit dem DOP-Siegel verkauft sich der Honig wie von selbst“, so der Verband. Die Preise im Einzelhandel für andalusischen Markenhonig sind auf einem Rekordhoch. Um die 15 Euro sind für das Kilo zu bezahlen, nur etwa ein Drittel davon erhalten die Imker von den Großhändlern, weshalb immer mehr auf Direktvertrieb umstellen. Leider satteln wegen der Inflation immer mehr Kunden auf billige Industrieware und sogar Importhonig um, weil der mitunter deutlich billiger ist.

In Colmenar, 20 Kilometer nördlich von Málaga, gibt es ein Honigmuseum, Erzeuger und Läden mit Málagas Markenhonig-Honig - auch mit Direktversand in die EU finden Sie hier. Es lohnt sich auch der Gang auf die jeweiligen Wochenmärkte oder Biomärkte an der Küste Andalusiens, wo fast überall auch ein Stand mit Honig-Produkten direkt vom Imker zu finden ist.

Honig aus Málaga
Stolz ist der Verband Miel de Málaga - DOP auf die hohe Qualität seiner Produkte. © Miel de Málaga

Die Uni Málaga hat 2019 ein Programm zum „Adoptieren von Bienen“ auf den Weg gebracht und will damit auch im urbanen Raum Lebensräume für Bienenvölker schaffen.

An der Costa Blanca bieten Imker Kennenlern-Kurse an, um Bauern und Bürger für das Thema Bienen zu sensibilisieren.

Zum Thema: Die Pistazien-Blase: Wie Spekulanten Spaniens Bauern in die nächste Preisfalle locken.

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