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Immobilienpreise in Málaga: Kein Meter mehr unter 2.000 Euro an der Costa del Sol

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Von: Marco Schicker

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Torres Repsol in Malaga.
Málagas Immobilienmarkt: Ambitioniert oder größenwahnsinnig? Entwurf für die Repsol-Towers. © Rathaus Málaga

Der Immobilien-Boom in Málaga und an der Costa del Sol kommt wegen Inflation und steigender Zinsen in eine kritische Phase. Es kaufen wieder Kunden, die sich das eigentlich nicht leisten können. Die Preise für Wohnungen explodieren. Doch mieten ist noch unmöglicher.

Málaga – „Wir sind in einer Immobilienblase.“ Wenn diese Aussage, die in Spanien Albträume wiederbelebt, von Immobilienmaklern in Málaga getroffen wird, die eigentlich von steigenden Preisen und vielen Deals profitieren, dann gibt es substantielle Gründe zur Sorge. „Wir hoffen wirklich auf eine Beruhigung“, ergänzt auch die Unión de Créditos Inmobiliarios (UCI), also jene Finanzinstitute, die Hypotheken vergeben. Trotz überdurchschnittlich steigender Preise und Zinsen, nehmen Verkäufe und Kreditaufnahmen kaum ab. Irgendwann gefährdet dann wieder die Zahl der „faulen“ Kredite die Marktbalance, 2008 reloaded.

In Málaga stiegen die Quadratmeterpreise seit Oktober 2021 um über 7,5 Prozent, stärker als in Madrid (7) und Barcelona (4,7). Allein mit der hohen Nachfrage durch Ausländer im Küstenbereich lässt sich das, so die Immobilienmakler, nicht erklären, vielmehr wollten viele ihr Geld in vermeintlich sicherere Immobilien parken, aus Furcht, die Inflation könnte es noch mehr entwerten.

Immobilienpreise an der Costa del Sol: Kein Meter unter 2.000 Euro

Zudem sind viele Käufer an Spaniens Küsten nicht auf Kredite angewiesen, Geld gibt es, zumindest im „Luxussegment“. Umgekehrt gibt es im „unteren Segment“ einen enormen Druck, Immobilien zu kaufen, weil die Mieten in Málaga so exorbitant überhöht sind, selbst bei Wohnungen zweifelhafter Qualität, dass viele Familien eher das finanzielle Risiko einer steigenden Hypothek eingehen, statt immer höhere Mieten schultern zu müssen. Außerde ziehen immer mehr Fachkräfte aus dem IT-Bereich ins technologisch glänzend aufgestellte Málaga, diese verdienen überdurchschnittlich. Málaga ist Boom-Town.

Das führt zu Höchstpreisen. Vor allem an der Costa del Sol, aber auch in den küstennahen Hinterlandorten. In Rincón de la Victoria sind binnen eines Jahres die Preise im Schnitt um 21 Prozent auf 2.313 Euro für den Quadratmeter in Erstvergabe gestiegen, in Mijas um 15,1 auf 2.130 Euro, Estepona 14,9 auf 2.190, Torremolinos um 12,6 auf 2.382, Fuengirola um 8,6 auf 2.429, Benalmadena um 8 Prozent auf 2.347, Marbella um 7,1 auf 2.830, Málaga Stadt um 3,3 Prozent auf 2.035, samt „Armenviertel“.

Projektplanung Torres Repsol Malaga.
Stadtplanung nach Renditeerwartung: Málagas Immobilien-Boom bringt soziale Spannungen. © Rathaus Málaga

Die Vereinigung der Immobilienentwickler, ACP, befürwortet zwar offiziell einen „gesunden“ Immobilienmarkt, ihre Mitglieder werfen aber fast nur noch luxuriöse Immobilien auf den Markt, die naturgemäß die höchsten Margen bringen. So schnellten die Preise in Málaga Stadt binnen fünf Jahren um 30 Prozent nach oben, gleichzeitig werden große Teile der Bevölkerung vom Immobilienmarkt ganz abgeschnitten oder durch die gestiegenen Zinsen und geringere Kaufkraft in riskante Fahrwasser gelockt und außerdem die soziale Struktur in Málaga durcheinandergewirbelt. Ganze Viertel ziehen um, zwangsweise und auch durch dubiose Machenschaften von Immobilienunternehmen. El Perchel und Santa Julia sowie praktisch alles links und rechts des Guadalmedina-Flussbetts, das nach dem Vorbild von Valencia in eine urbane Grünmeile verwandelt werden soll, stehen am meisten unter Druck.

Immobilien gegen Inflation und hohe Mieten: Politik als Lobby für Immobilienentwickler

Laut Branche sind Immobilien aus zweiter Hand in Málaga im Schnitt um 14 Prozent überbewertet. Das heißt, auch wer jetzt eine Secondhand-Immobilie erwirbt, riskiert Verluste oder muss zumindest länger warten, bis seine Immobilie eine Rendite abwirft. Ob der ansteigende Euribor, der die Hypothekenkosten nach oben treibt, den Bau- und Kaufrausch beruhigen kann, hängt davon ab, ob die Inflation spürbar sinkt. In Spanien stand sie Ende November bei 6,8 Prozent, das ist zwar viel, aber auch 3 Punkte weniger als Sommer und im europäischen Schnitt.

Die lokale und regionale Politik hat sich von sozialem und gefördertem Wohnbau praktisch verabschiedet. Eine Förderung beim Wohne für die gerinverdienende Mehrheit gibt es nicht, lediglich einige hundert Sozialwohnungen für die am meisten isolierten sozialen Schichten werden betrieben. Kommunal-, Landes- und Staatshaushalt profitieren zudem über Steuereinnahmen von hochwertigen Liegenschaften. Nicht wenige Kommunalpolitiker sind zudem aktiv selbst in der Immobilienbranche, als Investoren, Anwälte, Bauherren engagiert. Ein tiefgreifender Interessenskonflikt, der zu Lobbyismus führt.

Der Bürgermeister von Málaga hat die Innenstadt daher folgerichtig komplett AirBnB und der Hotellerie überlassen, die Abwanderung der angestammten Bevölkerung ist weit vorangeschritten, auch in benachbarten Vierteln zur Altstadt. Die Stadt genehmigt ein luxuriöses Hochhausprojekt auf ehedem kommunalen Flächen nach dem nächsten, bei dem die günstigste Wohnung ab einer halben Million Euro zu haben ist und die Aussicht auf die Weltausstellung Expo 2027 in Málaga ist auch nicht geeignet, den Markt zu beruhigen, - ganz im Gegenteil. Die Expo-Bewerbung löste geradezu einen Goldrausch bei Grundstücken aus.

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