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Junggesellenabschiede in Málaga: Phallische Festgesellschaften sollen künftig an die Leine

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Von: Marco Schicker

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Polizisten auf der Calle Larios in Málaga
Die Polizei in Málaga läuft den Ereignissen in der Stadt meist nur hinterher. Die Calle Larios ist eine 24-Stunden-Partymeile geworden. © Javier Ramírez/Ayuntamiento de Málaga

Nur zögerlich schreitet das Rathaus Málaga gegen die Plage der Junggesellenabschiede ein, die Málagas Altstadt immer häufiger in einen vorehelichen Ballermann verwandeln.

Málaga – Anwohner finden keinen Schlaf, wenn vollgetrunkene „Horden“ bis ins Morgengrauen grölend, trällernd, pfeifend durch die Gassen Málagas torkeln, sich mit anderen Feiergruppen mit großem Hallo kreuzen, Passanten abknutschen, ihnen ihre Unterwäsche umhängen. Bis zum Obersten Spanischen Gerichtshof haben es die Lärm- und Vandalismusklagen von Anwohnervereinen Málagas bereits geschafft, doch nur sehr zögerlich geht das Rathaus seiner Pflicht nach, für eine sittsame Nachtruhe, weniger Müll, Urin in den Straßen und teils noch heftigere Vorfälle zu sorgen.

Lärm, Dreck und Belästigung: Lobby der Gastronomen bremst bei Kontrollen von Junggesellenabschieden

Bürgermeister Francisco de la Torre musste sich mehr als einmal vorwerfen lassen, einseitig auf Seiten der Wirte zu stehen. Zwar legt die Ortspolizei jede Woche Berichte über Anti-Krawall-Razzien vor, doch kommen darin meist nur beschlagnahmte Gitarren, Saxophone, Akkordeons, Verstärker, also die Arbeitsgrundlage von „illegalen“ Straßenmusikern vor. Die haben auch keine Lobby, die Ausrichter von Junggesellenabschieden schon, sie sind eine wahre Industrie, Kneipen bieten ganze All-Inclusive-Pakete an, es gibt sogar darauf spezialisierte Reisebüros. „Man könne sich als touristische Stadt seine Gäste nicht aussuchen“, hatte de la Torre dazu einmal gesagt. Und der Präsident der Kneipiersvereinigung Mahos, Javier Frutos, sieht sie als Werbung für die Stadt. Die anbietenden Lokale sollten vielleicht mehr „Premium-Angebote“ ausarbeiten.

Junggesellenabschied in Spanien
Die Junggesellenabschiede (aller Geschlechter) fangen meist harmlos-fröhlich an. Oft enden sie aber nicht so. © EFE

Keine sexuellen Anspielungen: Halbherzige Normen gegen exzessive Straßen-Partys

Seit der unausgeschlafene Volkszorn medial auffällige Dimensionen annahm, kam das Rathaus in Bewegung, bald sind Kommunalwahlen. Eine städtische Norm, soll die übelsten Auswüchse der sich von der Freiheit verabschiedenden Junggessellen und -innen eindämmen. Laut Rathaus sollen „freie Oberkörper“ oder noch intimere unbedeckte Stellen „nicht geduldet“ werden. Ebensowenig „phallische Symbole oder andere sexuelle Anspielungen“. Megaphone, Trillerpfeifen, Vuvuzuelas müssen auf Zimmerlautstärke gestellt werden, Trommeln hingegen kann das Rathaus schwer verbieten, ohne in Konflikt mit den mächtigen Semana-Santa-Bruderschaften zu kommen.

Der Konsum von Alkohol ist in Málaga auf offener Straße ohnehin verboten, müsste nur umgesetzt werden. Bis zu 600 Euro Strafe soll jeder einzelne Verstoß künftig kosten dürfen, die Polizei sei zudem gehalten, Partys besonders Uneinsichtiger gänzlich aufzulösen und die Lokale mit Bußen zu belegen. Der Chef des Wirteverbandes warnt aber vor überzogenen Einschränkungen, denn „nur eine kleine Minderheit“ würde über die Stränge schlagen, man solle aber „die Junggesellenabschiede nicht verteufeln“.

Zum Thema: Pinkeln im Meer (manchmal) verboten: Spaniens absurdeste Strandregeln

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