Höherer Unfug seien solche „Errungenschaften“, beklagen der WWF und jene Bauern, die wegen des Leersaugens der Ressourcen bereits heute zu kurz kommen, ihre Felder EU-subventioniert stilllegen oder an Solarenergie-Konzerne verpachten, während auch in den spanischen Supermärkten Obst und Gemüse immer teurer werden. Es hat seinen Grund, warum der Kakao praktisch vollständig aus den Regenwaldregionen Lateinamerikas und Afrika kommt. Bisher liefern sie die fermentierten und getrockneten Kakaobohnen in die großen Häfen der Niederlande und Belgiens, von wo die Veredler sie über eine Börse abkaufen. Ein kleiner, aber wachsender Teil wird über „Fair Trade“ auch direkt gehandelt.
Der Anbau von Kakao in Europa wurde schon oft probiert, doch die Pflanzen vertragen keine Temperaturen unter 15 Grad, sind noch empfindlicher als Kaffee. „Wir haben es in Málaga geschafft, dass etwa 80 Pflanzen anfingen, Früchte auszubilden, wozu wir die Temperatur in einem Gewächshaus kontrollieren mussten“, erklärt Projektleiter Iñaki Hormoza. Ein weiteres Problem: Nur Amazonas-Insekten wissen, wie man Kakaoblüten bestäubt, andalusische Bienen und Fliegen müssen dazu erst noch eine Schulung machen. Daher übernahmen im ersten „Feldversuch“ die Forscher mit Pinzette und Lupe die Bestäubung. Drei Jahre ging das daneben, nun hat es geklappt. „Das Wasser ist kein Problem“ behauptet Iñaki Hormaza, „unter Planen brauchen wir nicht so viel Wasser, auch wenn es mehr ist als bei anderen Pflanzen“. 1.500 bis 2.500 Liter pro Quadratmeter sind es in einer Pflanzung im Amazonas, das ist das Fünffache dessen, was in Andalusien im Schnitt im Jahr als Regen fällt.
Der Forscher glaubt – nicht wegen des Wasserproblems, sondern wegen der Delikatesse der Pflanze – nicht an eine Massenproduktion in naher Zukunft, „die sei schwer rentabel zu gestalten“, „aber als Gourmet-Produkt“, das an ausgewählte Hersteller und Vermarkter unter einer Marke „Kakao Made in Málaga“ geht, sehe er Potential. Genau das sagten sie damals auch bei der Avocado. Er und sein Team werden sich nun daran machen, weitere Sorten zum Fruchten zu bringen und ihr Know How an interessierte Landwirte zu vermitteln. Als nächstes Projekt böte sich vielleicht die Vanille an, die braucht pro Kilo schlappe 126.500 Liter Wasser, also „kaum viel mehr“ als andere Tropenfrüchte, um in der Sprachregelung der innovativen Feldforscher zu bleiben.
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