Mit Kundgebungen und Aufrufen, die größten fanden in Málaga statt, zu denen auch viele Spanier kamen und sich auch Russen als Kriegsgegner zu erkennen gaben, wollen es sowohl hier lebende Ukrainer, wie auch ihre spanischen Nachbarn nicht bewenden lassen. Natürlich gibt es Sorgen wegen der möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, höherer Strompreise, fehlender Kunden im Tourismus. Doch vom Parlament in Sevilla bis auf die Straßen überwiegt das Gefühl, dass zuerst den Menschen geholfen werden muss, die direkt betroffen sind.
Schon in den ersten Tagen des Krieges starteten etliche Hilfsaktionen. Das Rathaus Málaga hat, wie viele andere Städte Spaniens, seine Kapazitäten für die unkomplizierte Aufnahme von Flüchtlingen bereitgestellt, zunächst 50 Plätze. Einige waren schon da, bevor der erste Schuss fiel, Ukrainer nämlich, die an der Costa del Sol im Urlaub oder auf Verwandtenbesuch waren und nun gestrandet sind, da es keine Rückflüge mehr in die Heimat gibt. Sie werden auf Staatskosten untergebracht und erhalten umgehend einen Aufenthaltsstatus als Kriegsflüchtlinge. Die Landesregierung Andalusien steuert nicht nur für sie, sondern auch für Verletzte oder chronisch Kranke, die vom spanischen Militär zum Beispiel aus Polen ausgeflogen werden könnten, kostenlose Behandlungen in den Krankenhäusern bei.
Besonders bewegend sind private Initiativen. Die Vereinigung „Niños de Ucrania y Andalucía“ im Campo de Gibraltar, selbst eine der ärmsten Ecken Spaniens, hatte sich seit 20 Jahren in familiären Ferienprogrammen für Kinder aus der Ukraine bei andalusischen Familien im Sommer und um Weihnachten engagiert. Mit dem Ausbruch des Krieges stiegen, so die Vereinspräsidentin Lola Pérez, „die Angebote von Familien im Campo de Gibraltar Kinder aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen stark an“. Man versuche nun vor allem, Waisenkindern aus wegen der Kriegshandlungen evakuierten Heimen nach Spanien zu holen. Gleichzeitig senden sie Pakete mit Grundnahrungsmitteln an jene Familien in der Ukraine, die in der Vergangenheit an den Ferienprogrammen teilnahmen. Ihnen soll geholfen werden, aber sie sollen auch selbst als Verteiler vor Ort tätig werden. Auf der Webseite des Vereins steht genau, was benötigt wird und wie sonst geholfen werden kann.
In Málaga organisieren hier lebende Ukrainer Hilfslieferungen und fahren sie mit eigenen Autos an die polnisch-ukrainische Grenze. Sammelpunkt ist im Industriegebiet San Julián für haltbare Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, E-Generatoren und Diesel. Seit Tagen kommen Menschen, vollbepackt mit Hilfsgütern, während Männer an Autos schrauben, um sie für die 3.500 Kilometer weite Reise fit zu machen. Zunächst nach Polen an die Grenze zur Ukraine, dort sieht man weiter. Weitere Sammelpunkte in Málaga sind täglich ab 10 Uhr im Mini Market, Calle Salitre 12 sowie am Camping-Parkplatz Costa Golf, Carretera de Guadalmar gegenüber Leroy Merlin geöffnet.
Das Rathaus Málaga versucht indes, Hilfen sicher und effizient zu koordinieren und bittet Familien, die ukrainische Kinder oder Flüchtlinge aufnehmen wollen oder durch Sach- oder Geldspenden helfen möchten, sich an die Stadt unter der Email: malagaucr@gmail.com oder per Teleon (++34) 636 548 017 zu wenden.
Zum Thema: Das Beispiel Torrevieja - Russen und Ukrainer gemeinsam gegen den Krieg.