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Gucci vor Anker: Málaga bekommt neuen Luxus-Sporthafen - Zweites Marbella befürchtet

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Von: Marco Schicker

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Neuer Jachthafen, Sporthafen für Málaga
Zweites Marbella? Entwurf für den 44 Millionen-Euro-Sporthafen in Málaga. Rechts im Bild die Mündung des Guadalmedina, der eigentlich ein „Park für alle“ werden soll. © IGY Marinas/Puerto de Málaga

Scheichs aus Katar bauen einen neuen Edel-Sporthafen in Málaga, direkt am geplanten Volkspark Guadalmedina. Kommt jetzt auch das Wolkenkratzer-Hotel? Direktflüge nach Doha ab Juni.

Málaga – Die Emirate Katar und Dubai investieren immer häufiger in Málaga und Umgebung. Ein Fonds aus Dubai kaufte sich 2022 in den Containerhafen Málaga ein, ein weiteres Unternehmen aus Dubai kündigte vorige Woche an, für 20 Millionen Euro ein Werk für Fertighausteile bei Antequera zu eröffnen. Und während der katarische Scheich Al-Thani per Haftbefehl gesucht wird, weil er als Eigentümer des Fußballvereins Málaga CF zahlreiche Straftaten bis hin zur Geldwäsche begangen haben soll, wird ein weiterer von einem „Prinzen“ kontrollierter Fonds aus dem Wüstenemirat im Hafen Málagas für 44 Millionen Euro eine Marina, einen Sporthafen im Luxussegment errichten.

Investor für neuen Sporthafen in Málaga will auch Hotel-Hochhaus im alten Hafen

Der Chef der Hafenbehörde Málaga, Carlos Rubio, bestätigte gegenüber „El Español“, das es keine rechtlichen Hürden mehr für das Projekt Marina „San Andrés“ der Firma Málaga San S. L. gebe und die Arbeiten beginnen könnten, wenn am 7. Februar das Hafenkontrollamt die entsprechenden Beschlüsse gefasst haben wird. Diese Information lässt bei nicht wenigen Malagueños die Warnlampen angehen, denn der Investor der Marina ist der gleiche Fonds aus Katar, der sich auch um die Errichtung des äußerst umstrittenen Hotel-Wolkenkratzers im historischen Teil des Hafens bemüht, der, nach Meinung vieler Kritiker, das Stadtbild und das historische Erbe des Hafens rund um den berühmten Leuchtturm La Farola gefährde. Das „Go!“ für die Marina lässt nun den Verdacht auf einen Hinterzimmerdeal mit Bezug auf das Hotelprojekt aufkommen, auch, da das Madrider Küstenamt sein bisheriges Veto offenbar zurückgezogen hat.

La Farola. Málagas Leuchtturm
La Farola. Málagas Leuchtturm im Abendlicht. © Alexey Komarov/WikiCommons

Geplant ist der Luxus-Sporthafen „Marina San Andrés“, die von lokalen Medien bereits mit dem Geldproleten-Hafen Puerto Banús in Marbella verglichen wird, just an der Mündung des Stadtflusses Guadalmedina, der eigentlich zu einem weitläufigen Volkspark im Stile des Turia in Valencia ausgebaut werden soll. Eine Luxus-Marina am Endpunkt würde diese Konzept ad absurdum führen, zumal die Viertel hinter dem neuen Hafen traditionelle Arbeiter- und Fischerviertel sind, bzw. waren, denn die Gentrifizierung in der Boom-Town Málaga vollzieht sich im Eiltempo, da bleiben weder Platz noch Zeit für Nostalgie oder „normales Volk“, wie auch die exorbitanten Immobilienpreise in Málaga belegen.

Aus für alte Fischerviertel in Málaga beschleunigt: Luxus statt Traditionen

Zwar hat das Unternehmen mit Hintergrund in Katar eine Unterhaltungs-, Shopping und Gastronomiezone am neuen Sport- und Freizeithafen angekündigt, aber bereits auch ergänzt, dass dort vor allem die üblichen Edelmarken (wörtlich: Gucci, Prada usw.) sowie teure Glamour- und Event-Gastronomie zu finden sein werden. Das Hafenamt und die Stadt können sich künftig die Jahrespacht von 1,5 Millionen Euro teilen, die Pachtzeit für das fünf Hektar große Gelände plus Wasserflächen wurde auf 50 Jahre festgeschrieben, rund 70 direkte Arbeitsplätze würden entstehen, glaubt die Hafenbehörde, die mehrere hunderte „indirekte Arbeitsplätze“ und fast 800 Millionen Euro „ökonomischen Impact“ für die Stadt (wohl vor allem die Investoren) in der Pachtzeit erkennen will.

neuer Sporthafen San Andrés in Málaga
Der neue Sporthafen San Andrés in Málaga nimmt die Neuordnung der Küstenzone vorweg: Kommerz vor Landschaft - Geld vor Bürger. © Puerto de Málaga

506 Anlegeplätze sind in der neuen Marina vorgesehen, was belegt, dass es dafür einen Bedarf zu geben scheint und obwohl im Hafen an der Mole 1 erst kürzlich ein VIP-Terminal für größere Jachten eröffnet worden war. Auch dort sind die Investoren und Betreiber die gleichen, das Katar-Unternehmen Al Alfia, gemeinsam mit Igy Marina und Ocean Capital Partners für Betrieb und Finanzierung. Zum Angebot soll auch eine Segelschule und eine touristische Anlegestelle für Hafenrundfahrten und – möglicherweise – eine Art Wassertaxi zählen, das bis, natürlich, Puerto Banús in Marbella schippern könnte.

Investoren-Airline: Von Málaga mit dem Flugzeug direkt nach Katar

Stadtplaner hatten sich im Rahmen des millionenschweren Umbaus der „Seafront“, die im Moment noch ausgeschrieben wird, von Málaga eher einen Rückbau, Begrünung und damit Demokratisierung der Küstenlinie am Stadtzentrum gewünscht, doch der Marktdruck scheint das nicht möglich zu machen, zumal das PP-regierte Rathaus vor allem auf Glanz und Gloria-Projekte setzte, die sich hinsichtlich der erhofften Weltausstellung Expo 2027 in Málaga gut vermarkten und anpreisen lassen. Durch die neue Marina wird das Antlitz der Stadt bereits vorbestimmt: zugebaut und vermarktet bis zum letzten Quadratmeter.

Zu dieser Meldung passt die Nachricht, dass Qatar Airways, wie in den vergangenen vier Jahren, die Direktflüge von Doha nach Málaga und vice versa ab 2. Juni wieder in den Sommerflugplan aufnehmen wird, zunächst mit vier Flügen pro Woche bis 11. September. Die Airline des Emirates verweist dabei auch auf die guten Anbindungen von Doha nach Bali, Bangkok, die Maldiven, Manila, Phuket, Singapur oder Sansibar.

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