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Málagas kleines Geheimnis: Das Castillo Gibralfaro - Im Juli mit Musik

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Von: Marco Schicker

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Castillo de Gibralfaro in Malaga.
Über den Dächern von Málaga: Castillo de Gibralfaro © Turismo Costa del Sol

Der Monte Gibralfaro ist die Wiege Málagas, ein verwinkelter Burgberg mit viel Grün und sagenhaften Ausblicken. Neun Konzerte bringen das Dach Málagas im Juli zum klingen.

Málaga – Der Monte Gibralfaro mit seinen vielen Mauern, Winkeln und der Burgruine, Patchwork eines Dutzend Reiche und Herren, ist der geheime Hinterhof der Malagueños, ein grüner Patio, hoch über der Stadt, dessen Besuch sich die meisten Touristen ersparen. Der Weg ist ein wenig mühsam, in der Hitze fast gefährlich und vielen genügt der Gang durch die charmante, verwinkelte Alcazaba von Málaga darunter, die vom Zentrum aus mit ein paar Treppenstufen erobert ist und ebenfalls wunderbare Ausblicke über Meer und Stadt gestattet und mit seinen Höfen und Palastresten den Glanz von Al-Àndalus andeutet.

Málaga - Wo alles begann: Gibralfaro und seine vielen Herren

Dabei ist der Gibralfaro praktisch die Verlängerung der Alcazaba, letzter Rückzugsort für die Verteidiger der Stadt und noch viel, viel älter. Er hat seine Ursprünge hunderte Jahre vor unserer Zeitrechnung und auch den Namen (Ibel-Faro) aus der Zeit der Phönizier, den Gründern Málagas. Unter Abderramán III., dem letzten Emir und ersten Kalifen Córdobas im 10. Jahrhundert wurde er neuerlich zur Festung ausgebaut, da auch Römern und Goten der Aufstieg zu mühsam war.

Blick auf Málagas Hafen
Blick auf Málagas Hafen auf halbem Weg zwischen Alcazaba und Gibralfaro. © Ayuntamiento de Málaga

Almoraviden und Almohaden setzten sich danach hier fest, hielten die Wikinger und Kollegen aus Nordafrika fern und der Nasriden-Sultan Yusuf I., der Herr über Granada, verlegte 1340 sogar seine Residenz hierher, sicherheitshalber. Immerhin, bis Sommer 1487 hielt die Festung stand, dann wurde das Castillo von den Truppen der Katholischen Könige nach monatelanger Belagerung eingenommen, erst dann konnten sie Málaga erobern.

Es ist überliefert, dass Fernando von Aragón nach der Einnahme „Malaqkas“ hier einzog, während seine Gattin, Isabel I von Kastilien, lieber in der Stadt residierte um am Moscatel-Wein zu nippen. So ähnlich könnte es sich heute auch zwischen touristischen Ehepaaren abspielen, in der Hitze überlegt man es sich wohl, ob man den steilen Weg wagt. Kleiner Tipp: Der Stadtbus 35 bringt sie notfalls nach oben, was aber sehr unsportlich und ahistorisch ist.

Málaga restauriert Gibralfaro: Integration in die Stadt

Bis ins 20. Jahrhundert, also über 1.000 Jahre blieb die Festung durchgehend als solche in Betrieb, ein Artillerie-Stützpunkt mit Garnison, mal gegen Briten, Piraten und „moros“. Oben gibt es heute ein kleines Museum, einen tiefen Brunnen, einen 17 Meter hohen Hauptturm und, wie gesagt, jede Menge Mauern, Winkel, Tore, frische Luft. Bei klarem Wetter sieht man hinüber bis ins Rif-Gebirge in Marokko und zum Felsen von Gibraltar.

Alcazaba und Gibralfaro in Malaga.
Den Aufstieg wert: An der Alcazaba vorbei gehts zum Monte Gibralfaro. © Turismo Costa del Sol

Zu sagen, der Gibralfaro sei in die Jahre gekommen, ist also eine maßlose Untertreibung, es sind aber vor allem die Annäherungen menschlicher Siedlungen der Neuzeit mit ihrem Autowahn, der aus der Umgebung des Berges ein nutzloses und hässliches Labyrinth werden ließ. Die Stadt nimmt nun elf Millionen Euro in die Hand, um hier etwas Ordnung, Struktur und mehr Grün zu schaffen, den Zugang zu erleichtern, für Fahrzeuge ebenso wie für Wanderer, Wasser-Drainagen und neue Kabel werden verlegt, neue Wege erschlossen, andere umgeleitet.

Vor allem aber sollen die Vegetation gepflegt werden, der Wildwuchs eingedämmt, dafür Ansehnliches und naturhistorisch Authentisches aufgeforstet werden. Das städtische Ziel sei die „Integration des Gibralfaro als Archäologie-Park und Umweltzentrum in das kulturhistorische Erbe“ Málagas. Und so vielleicht auch der Verlust des geheimen Patios der Malagueños durch Überkommerzialisierung, wie in vielen Teilen der boomenden Stadt, fürchten vor allem einige Anwohner. Die Bauarbeiten, die 2023 beginnen, sollen übrigens den Besuch nicht stören dürfen.

Nächtliche Konzerte im Gibralfaro und in der Alcazaba im Juli 2022

Im Juli 2022, zwischen dem 8. und 30., bietet der Gibralfaro seine musikalischen Nächte, neun intime Konzerte werden angeboten, drei davon in der märchenhaften Alcazaba. Den Auftakt macht am 8. Juli ein kleines Flamenco-Festival mit Los Pañeros, eine Flamenco-Familie, die am Campo de Gibraltar eine regelrechte Flamenco-Dynastie darstellen und dazu Luisa Muñoz, eine Flamenco-Sängerin aus dem französischen Montepellier, das bekanntlich kulturhistorisch sehr eng mit Spanien verbunden ist. Desweiteren weitere Gäste. Am 9. Juli versucht sich im patio de las armas das Moisés P. Sánchez Inventions Trio daran, die berühmten Inventionen von Johann Sebastian Bach ins Jazzige zu transponieren, die alte Maurenfestung ist kein schlechter Ort für das Zusammenspiel von Stilen und Kulturen.

Castillo Gibralfaro in Málaga
Mauern, grüne Winkel, Ausblicke: Castillo Gibralfaro in Málaga. © Turismo Costa del Sol

Am 15. Juli lassen sieben Musiker die Welt des vor 450 Jahren geborenen Jesuiten Diego de Pantoja musikalisch auferstehen, einer der ersten Europäer, der am chinesischen Hofe aufspielen durfte. Poetisch hintergründig, chansonig wird es am 16. Juli mit Javier Ruibal und Héctor Márquez, am 17. Juli feiert die Big Band Concerto Málaga 25 Jahre Bestehen. Diese drei Konzerte sind in der Alcazaba. Am 22. Juli kommt sorgloser Rythm and Blues über den Gibralfaro mit der jungen Julia Martín, am 23. Juli das Piano-Duo del Valle mit Schubert und Ravel, am 28. ist die Big Band La Insostenible mit Jazz-Klassikern zu Gast und am 30. Juli eine Gala unter der Überschrift "Mehr als Oper".

Ab 20 Uhr gibt es einen Shuttle-Bus zu den Konzerten, Start am Paseo de Reding, Ecke Calle Cervantes. Tickets zum Preis von 13 Euro pro Event gibt es auf dieser Webseite , Vorbestellungen sind telefonisch möglich: 952 076 262.

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