Die soll ohne unkontrollierte Besäufnisse, die berüchtigten botellones auskommen, verspricht die Stadtverwaltung, ausgerechnet jener Stadt, die längst zur Kapitale enthemmter Junggesellen(und gesellinnen)-Abschiedpartys geworden ist. Es wird kein Alkohol „außer Haus“ im Zentrum von Málaga zu erstehen sein, rund um die Altstadt soll es sogar eine Art Einlasskontrolle geben. 870 Sicherheitskräfte sind im Einsatz, auch, um Nadelattacken, die jüngste Barbarei krankhafter Machos in Spaniens Nachtleben, zu verhindern oder schnell zu ahnden. Ab 18 Uhr wollen dann täglich Reinigungstrupps - die um 320 Mann aufgestockt wurden - für einen normalen Sommerabend im Zentrum sorgen, während die Party auf dem Recinto ferial erst abends ab 22 Uhr so richtig startet und bis in die Puppen gehen darf.
Die U-Bahn Málagas wird auch nicht, wie lautstark versprochen, ab der Feria bis ins Zentrum fahren können, die Eröffnung der zwei neuen Stationen lässt auf sich warten, man sei mit den Sicherheitstests noch nicht fertig geworden. Es gibt aber Sonderbusse (201, 202, 205) zum Festgelände, dort auch 5.800 Parkplätze (die also gerade für die Mitarbeiter reichen dürften), und die Cercanía (Station: Victoria Kent, Linien C-1, C-2). Die Stadt rät vom Auto ab, vor allem in Richtung Zentrum.
Noch bis 15. August: Feria auch in Benalmádena.
Im Unterschied zu den meisten Ferias in Andalusien, die aus Viehmessen hervorgegangen sind, wie zum Beispiel die Real Feria de Agosto, die fast zeitglich in Antequera stattfindet, bezieht sich die Feria de Málaga auf eine Huldigungsprozession von 1491 für den Sieg der Katholischen Könige über die Mauren vier Jahre zuvor. Die alljährliche Prozession für die Virgen de la Victoria nimmt noch heute darauf Bezug. Ansonsten ist es ein Rummel mit Dutzenden casetas: Fiesta-Lauben verschiedener Stadtteile, Organisationen, Familien, Unternehmen, öffentliche wie solche, bei denen man nur mit Kontakten reinkommt. Parallel gibt es Stierkämpfe in der Arena La Malagueta, manchmal eine kleine Gegendemo, eine „Tages-Feria“ mit Angeboten für die Kinder und ein musikalisches Rahmenprogramm, das zum Teil hohe Eintrittspreise kostet, zum Teil kostenlos ist.
Der Auftakt am „Freitag des Lichts“, 12. August, wird ab 23.50 Uhr eine aus Drohnen gestaltete „Light Show“ und ein Feuerwerk mit 609,2 Kilogramm Schießpulver bilden, für 25 Euro pro Nase kann das Spektakel vom Dach der Kathedrale verfolgt werden. Das Flamenco-Pop-Sternchen María Peláe darf am Samstag den pregón, die Festrede, halten. Für Kinder gibt es ab Sonntag, 14. August, täglich zwischen 12 und 15.30 Uhr Spiele, Kindertheater, Zauberei, Musik auf der Plaza de la Merced, im Zentrum verteilt, von 13 bis 18 Uhr auf kleinen Bühnen verschiedene Bands, die man dann ab 23 Uhr auf dem Festgelände wiedersehen kann.
Darunter finden sich die typischen Fiesta-Rocker, aber auch echter Flamenco und die sogenannten Pandas, die den archaischen Bauerntanz Verdiales aufführen, ein folkloristisch einzigartiges Überbleibsel aus den Montes de Málaga. Auch die geschmückten Pferde mit stolzen Reitern, hübsch herausgeputzte Kutschen werden präsent sein, das Rathaus holt sie teilweise aus dem Hinterland heran. Sowohl über die Alameda werden sie paradieren, sich in der Stierkampfarena präsentieren und dann abends auf dem Cortijo parken. Am 19. August gibt es eine historische Nachstellung der ersten Prozession 1491 rund um die Kathedrale.
Im Konzerthaus Auditorio Municipal (ebenfalls auf dem Festgelände) treten einige bekanntere Bands und Sänger für jeden Geschmack auf, darunter Coti y Zenet, Antonio Carmona, Vivancos, María del Monte, India Martínez, Maka, Carlos Baute (jeweils ab 22.30 Uhr).
Die caseta municipal, also das Rathauszelt, wird zudem zum Zentrum der copla, einer flamenquisierenden, herrlich kitischigen Liedform, die just entstand, als es den Spaniern am dreckigsten ging, am Ende des Bürgerkrieges, und die sich als Seelentröster triste Jahrzehnte hartnäckig hielt. Auch echten Flamenco, getanzt, gespielt, gesungen, gibt es am Rathaus-Zelt jede Nacht bis 20. August. Ansonsten sollte man die Erwartungshaltung an das musikalische Niveau nicht allzu hoch ansetzen.
Die nächtliche Feria auf dem Festgelände ist nur für hartgesottene Party-People und Spanier. Erst ab 5.26 Uhr fährt die S-Bahn Richtung Ferienorte Benalmádena, Torremolinos, Fuengirola wieder (vergessen Sie Taxis). Auch einen gepflegten Spaziergang tagsüber durch die Altstadt, vorbei an geschmückten Reitern, wedelnden Flamenco-Kleidchen, die sich im Sevillanas-Takt wiegen, Sherry-Fässern und an jeder Ecke Musik, Tanz und guter Laune – wenn alles gut geht –, sei nur jenen empfohlen, die mit Menschenmassen, Lärm, Hitze (am Wochenende soll es auch an der Costa del Sol besonders heißes Wetter geben) und dem Unerwarteten gleichzeitig klarkommen.
Das Programmheft Tag für Tag für die Feria de Málaga 2022 (pdf).
Die Mutter aller Ferias: Feria de Abril von Sevilla.