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Málaga bietet kaum noch bezahlbaren Wohnraum: Der Stadtregierung scheint das egal zu sein

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Von: Marco Schicker

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Hochhaus-Entwurf für Malaga.
Nichts für Normalverdiener: Entwurf für einen der Türme auf dem früheren Repsol-Gelände in Málaga. © Rathaus Málaga/Toyo Ito

In Málaga fehlen Sozialwohnungen, Mieten und Kaufpreise für Immobilien werden für Normalverdiener unerschwinglich. Doch die Stadtregierung setzt auf ungebremsten Wirtschafts-Boom, die Opposition will mit der Wahl 2023 sozialen Kurswechsel einleiten.

Málaga – „Wir brauchen mindestens 10.000 neue Sozialwohnungen in Málaga, die Stadt hat die Grundstücke und das Geld dafür, aber der Bürgermeister hat klar gemacht, dass er diese Wohnungen nicht will, weil er es vorzieht, die städtischen Grundstücke an private Investoren zu verkaufen, Luxusapartments für die Eliten bauen zu lassen, statt den Bewohnern von Málaga einen Platz zum Wohnen zu ermöglichen“. Es ging heiß her auf der letzten Plenarsitzung im Rathaus Málaga 2022, die hörbar das Kommunalwahljahr in Spanien 2023 einläutete.

Preisexplosion auf Málagas Immobilienmarkt bringt „kleine Leute“ in Not

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt von Málaga war das Hauptthema der Sitzung, Bürgermeister De La Torre, PP, gerade 80 Jahre alt geworden und auf eine weitere Amtszeit hoffend, wandte sich nur einmal an die Opposition. Sie solle „seriöse, konkrete Vorschläge, über konkrete Grundstücke und die Finanzierung machen und keine Luftschlösser errichten“. Für PSOE-Fraktionschef Daniel Pérez eine Provokation angesichts 14 Prozent Preiszuwachs bei Wohnungen aus zweiter Hand, Quadratmeterpreisen von im Schnitt 2.787 Euro für Neubauten in Málaga Stadt und dem höchsten Mietanstieg in ganz Spanien 2022.

„Keine angespannte Mietsituation“: Wie Málaga Sozialwohnungen verhindert

PP-Stadtrat Francisco Pomares warf der PSOE vor, die „Erfolgsgeschichte Málaga“ zu gefährden. „Es ist besser erfolgreich zu sein als zu versagen“, meinte er hinsichtlich des Wirtschaftsbooms, den die Provinzhauptstadt seit Jahren erlebt, im Tourismus, in der IT-Branche, in der Logistik. „Nur so können wir soziale Maßnahmen gewährleisten, durch die zuständigen Behörden“, was impliziert, das für Sozialwohnungen eigentlich das Land Andalusien zuständig sei.

Proteste von Anwohnern in Malaga.
„El Perchel ist nicht zu verkaufen - Nein zur Spekulation. Würdiger und leistbarer Wohnraum“. Proteste von Anwohnern. © Vecinos de El Perchel

Doch dazu müsste die Stadt entsprechende Stadtteile zu „Bezirken mit angespannter Mietsituation“ erklären, um Zugang zu den „viviendas VPO“ zu erhalten, Wohnungen, die unter „offiziellem Schutz“ stehen und unter Marktwert unter sozialen Kriterien vermietet werden können. Derzeit gibt es rund 1.600 davon in Málaga Stadt mit seinen 570.000 Einwohnern. Doch die PP-Mehrheit verweigert diese Zonen, weil damit Einnahmen flöten gingen, denn in diesen Vierteln dürften dann keine öffentlichen Grundstücke mehr privatisiert werden.

Málagas Bürgermeister lächzt nach der Expo 2027

„Für wen wird in Málaga eigentlich gebaut? Man sieht nur Wolkenkratzer und Wohntürme, die sich keiner von hier leisten kann, immer mehr touristische Appartments entstehen. Wo sollen die Malagueños wohnen?“, fragt die PSOE zurück. Zwischen den Fronten changieren die liberalen Ciudadanos, die den Bürgermeister stützen, wohl aber ihre letzte parlamentarische Saison erleben und sich nun mit sozialen Äußerungen die Wählergunst zurückholen wollen. Letztlich brachten PSOE und Ciudadanos eine Dringlichkeitserklärung auf den Weg, die ohne konkrete Folgen für die Stadtpolitik bleibt. „Wenn der Bürgermeister und seine Fraktion die Lage nicht ändern wollen, werden das die Wahlen im Mai erledigen“, erklärte Pérez, den Umfragen nach vielleicht etwas zu optimistisch.

Modell für die Expo 2027 in Malaga.
Futuristisch und grün: So stellt sich Málaga das Gelände für die Expo 2027 vor. Aber Wohnungen gibt es nur für viel Geld. © Rathaus Málaga

De la Torre verteidigte sich am Ende der Sitzung, in dem er die „Leistung“ seiner Stadt auf dem Gebiet des sozialen Wohnungsbaus mit jenen, noch schlechteren, anderer Städte verglich. Neue Maßnahmen kündigte er nicht an. „Wir brauchen einen Bürgermeister und keinen Tourismus-Werber“ riefen ihm die Sozialisten zu. Er habe nämlich mit seinem Ehrgeiz, auf Biegen und Brechen die Weltausstellung Expo 2027 in Málaga ausrichten zu wollen, „den Kopf in den Wolken“ und damit die Spekulation in der Stadt auf Kosten der normalen Bürger angeheizt. Anträge der Opposition für mehr Mitsprache der Bürger bei der Vergabe von städtischem Grund, mehr Grünzonen, nachhaltigere Verkehrskonzepte und auch gegen „Bedrohungen“ der Viertel Santa Júlia oder El Perchel durch Spekulanten wurden von der bürgerlichen Ratsmehrheit abgeschmettert. Wie gesagt, im Mai 2023 sind Wahlen.

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