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Mandeln an der Börse: Spaniens Handel zockt Bauern an den Rand des Ruins

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Von: Marco Schicker

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Kooperative von Mandelbauern in Murcia
Mandelbauern in Spanien im Clinch mit dem Handel: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Verkauf? © Landesregierung Murcia

Spaniens Mandel-Bauern sollen ihre Ware horten und mit dem Verkauf auf bessere Preise warten. Doch viele halten das nicht durch. Von den Preissteigerungen im Supermarkt kommt bei Erzeugern meist nichts an.

Málaga – Erst verhinderten starke Regenfälle im Frühjahr die Entwicklung der Mandeln, dann verdörrten Dauerhitze und Dürre einen nicht unbedeutenden Teil der Ernte in Andalusien und ganz Spanien. Der Tisch der Trockenfrüchte, Mesa de los Frutos secos, wie das Gremium der Produzenten in Spanien heißt, das sich auch um die Mandeln kümmert, schätzt die Einbußen 2022 landesweit auf fast 30 Prozent, rund 61.600 Tonnen Mandeln werden aus Spanien 2022 auf den Markt kommen, knapp 30.000 davon aus Andalusien.

Erzeugerpreise für Mandeln in Spanien reichen kaum zur Kostendeckung

Da auch in Kalifornien, dem Hauptkonkurrenten spanischer Mandeln, die Ernte um mindestens 12 Prozent schlechter ausfällt, die Nachfrage des Weltmarktes aber bleibt, erhofften sich die Mandelbauern Málagas zumindest höhere Erlöse pro Kilo. Die Lonja de Córdoba, das wichtigste Handelshaus für almendras in Andalusien, zahlte vorige Woche jedoch nur 3,90 Euro für das Kilogramm 1a-Ware, im Vorjahr, bei deutlich mehr Angebot und vor allem viel geringeren Betriebskosten gab es für ein Kilo Mandeln noch 4,20 Euro. Das ist auch deshalb erstaunlich, da Mandeln binnen Jahresfrist im Einzelhandel zwischen 8 und 15 Prozent teurer wurden.

Kooperative von Mandelbauern in Murcia
Mandelbauern in Spanien im Clinch mit dem Handel: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Verkauf? © Landesregierung Murcia

„Wartet, bis es anständiges Geld für eure Ware gibt!“, fordert der Bauernverband Asaja Málaga die Mandelbauern jetzt auf. Der Grund für die Preiszockerei ist wie immer beim Handel zu suchen. „Es gibt in Spanien und Europa nur eine handvoll maßgeblicher Aufkäufer, die auch entsprechende Mengen abnehmen, aber gerne so lange warten, bis der Kostendruck der Landwirte so groß ist, dass sie auch zu eigentlich zu niedrigen Preisen verkaufen“, erklärt ein Asaja-Funktionär das System. Doch auch diese Aufkäufer und Großhändler hingen von den großen Verarbeitern und vor allem den Handelsketten ab, die den Poker auf die Spitze trieben. Ein Problem, das beim spanischen Wein und beim Olivenöl aus Andalusien sehr ähnlich besteht.

Handarbeit und Kraftstoffpreise treiben Kosten für Mandeln

Am Ende gibt es immer einige Bauern, die früher schwach werden, weil sie finanziell nicht länger warten können oder glauben, cleverer als ihre Kollegen zu sein. Verkaufen sie ihre Mandeln, setzt meist ein Dominoeffekt ein, erklärt Asaja. Allerdings steigt der Kostendruck auf die Mandelbauern in Málaga auch durch gestiegene Kraftstoffpreise und weil vor allem in den Hanglagen der Kreise Axarquía und Guadalhorce teure Handarbeit nötig ist. Außerdem expandiert der Anbau dieser uralten Kulturpflanze noch, allerdings nur in Gegenden mit Bewässerung – die besonders in Málaga durch akuten Wassermangel längst am Limit ist, vor allem auch durch die Exzesse beim Anbau von tropischen Früchten wie Avocado oder Mango. Dabei ist die Mandel in Spanien unter anderem durch das Feuerbakterium, das vor allem in Valencia sein Unwesen treibt, ohnehin schon in echten Schwierigkeiten.

Mehr Direktverkauf, Hofläden und der Zusammenschluss in Kooperativen und Verkaufsgemeinschaften können Konzepte gegen den (übrigens Jahrhunderte alten) Missbrauch der Marktmacht durch Aufkäufer und Großhändler sein. Ein altes Spiel, bei dem immer die gleichen unter die Räder kommen und das deshalb neue Regeln braucht.

Zum Thema: Mandelblüte in Spanien - Wann und wo?

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