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Transit von Spanien nach Marokko: Millionen Urlauber auf Achse - Operation Meerenge

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Von: Marco Schicker

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Vollgeladener Transporter bei Alicante.
Mit Sack und Pack, Kind und Kegel in den Urlaub in die alten Heimat. Hier Zwischenstation in Villajoyosa bei Alicante. © Ángel García

Nach zwei Jahren Zwangspause läuft die Operation „Paso del Estrecho“ in Spanien wieder an: Die Meerenge von Gibraltar wird zum Flaschenhals für Millionen Menschen, die von Europa nach Nordafrika in den Sommerurlaub wollen.

Algeciras – Die Straße von Gibraltar war nicht immer eine Grenze, lange auch eine Brücke. Daran erinnert alljährlich der sogenannte Paso del Estrecho, der Grenzübertritt von Millionen Menschen von Europa nach Nordafrika und – am Ende des Sommers – wieder zurück. Operation Merhaba, Willkommen, heißt die Reisewelle auf Arabisch. Zum Großteil handelt es sich dabei um EU-Bürger marokkanischer Abstammung oder Gastarbeiter, auch aus Algerien und Tunesien, die den Sommer bei ihren Familien in der alten oder ersten Heimat verbringen wollen. 2019 reisten allein durch Spanien 3,34 Millionen Menschen in über 700.000 Fahrzeugen.

Corona und Eitelkeiten: Grenzen zwischen Spanien und Marokko zwei Jahre geschlossen

Doch dann kam Corona, 2020 ging an der Meerenge kaum noch was, - 2021 dann wurde die Operation Paso del Estrecho ganz abgesagt -, über zwei Jahre blieb die Grenze zwischen Europa und Marokko praktisch geschlossen. Die Öffnung verzögerte sich wegen politischer Querelen zwischen Rabat und Madrid über die Westsahara-Frage sowie den Schutz der Grenzen vor Flüchtlingswellen. Sowohl Corona wie die postkoloniale Postur Spaniens und königlich-marokkanische Eitelkeiten hinsichtlich der Westsahara haben sich entspannt, Spanien schlug hinsichtlich der Westsahara-Politik eine umstrittene Kehrtwende ein, knickte, so sehen es Kritiker, vor Mohammed ein.

Grnzübergang von Spanien nach Marokko.
Lange Warteschlangen an Fährhäfen und Grenzübergängen gehören zum „Paso del Estrecho“ zwischen Spanien und Marokko dazu. © EFE

Die Grenzen zwischen Marokko und den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla sind seit 17. Mai 2022 bereits offen, die Marokkaner halten, wie gewünscht, die Flüchtlinge besser zurück als zuvor und vorigen Sonntag lief daher auch die logistisch höchst komplizierte Aktion Paso del Estrecho an, die auch bedeutet, dass sich viele Familien nach drei Jahren wiedersehen können.

Reisewelle über das Mittelmeer: 1.000 Ärzte im Einsatz

Rund 1.000 Ärzte, dazu etliche freiwillige Helfer hat Marokko in halb Europa sowie unmittelbar an den Grenzen aktiviert, um die vielen Reisenden auf den Rastplätzen zu betreuen, die sowohl in Tanger, Alhucemas und Nador als auch auf europäischer Seite in Almería, Algeciras, Motril, Alicante, in Sète in Frankreich oder in Genua in Italien eingerichtet sind, an Autobahnen und an Häfen vor allem, aber auch an Airports. Hinter dieser Reisehilfe steckt die Stiftung Mohammed V., die sich mit den spanischen und anderen EU-Behörden abstimmt. Jetzt, da Marokko und Spanien alte Fehden beigelegt haben, soll das, so die Hoffnung, so reibungslos wie lange nicht funktionieren.

Am vorigen Sonntag, 5. Juni, ging die Reisewelle los, bei der die Meerenge von Gibraltar als eine Art Flaschenhals fungiert. Eine erste, im doppelten Sinne „heiße Phase“ erleben wir dieser Tage um den 8. und 9. Juni 2022 zum Eid al-Adha, dem islamischen Opferfest, die nächste große Welle wird für Ende Juni mit Beginn der Ferien in Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien erwartet. Das spanische Innenministerium hat 16.000 Einsatzkräfte, also jeden zehnten verfügbaren Polizisten, für diese Einsätze abkommandiert. Marokko setzt allein zwischen Algeciras und Tanger 14 Fähren im Dauerbetrieb ein, mit 47 Fahrten pro Tag, zwei davon können auch LkW laden. Insgesamt werden zwischen Nord und Süd 32 Fähren mit 570 wöchentlichen Fahrten eingesetzt.

Zum Thema: Patria und Petersilie - Spaniens kuriose Grenzen.

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