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Naturpark in Andalusien: Feuchtgebiet noch immer knochentrocken

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Von: José Antonio Nieto

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Infotafel am Aussichtspunkt eines ausgetrockneten Feuchtgebietes.
Laut Infotafel sollten in dem Feuchtgebiet Wasservögel zahlreicher Spezies vorzufinden sein. Die Realität ist aber leider eine ganz andere. © Encarna Albiol

Die im Frühjahr ausgetrockenten Salinen im Naturpark Cabo de Gata in Andalusien geben noch immer ein trauriges Bild ab. Bis sie sich wieder mit Leben füllen, wird noch mindestens ein halbes Jahr vergehen.

Almería - Bis Ende Oktober hätte der seit dem Frühjahr obstruierte Kanal, der die Lagunen der Salinen im Naturpark Cabo de Gata mit Meerwasser speist, wieder instandgesetzt sein sollen. Was nicht bedeutet, dass das zum Sommer komplett ausgetrocknete Feuchtgebiet sogleich seine alte Erscheinung zurückgewinnen und die geflüchteten Flamingos und sonstigen Wasservögel sich umgehend wieder dort einfinden würden. Denn es bedarf auch nach vollendeter Reparatur noch Monate bis sich die Lagunen nicht nur mit Wasser, sondern auch mit den kleinen Fischen, Krustentieren und Mikroorganismen füllen, die der Vogelfauna als Nahrung dienen.

In einer Sondersitzung des Umweltausschusses im andalusischen Parlament zu dem Thema hat der Minister des Ressorts, Ramón Fernández, eingestanden, dass sich die Fertigstellung der Reparaturarbeiten verzögert hat. Nach aktuellem Stand sollen sie wohl mindestens noch bis Januar 2023 andauern, also drei Monate länger als ursprünglich vorgesehen. Dennoch versichert der Umweltminister, dass das Ökosystem der Salinen zum kommenden Sommer wieder völlig intakt sein werde, also noch vor der nächsten großen Migrationsperiode – 70 Prozent der Bewohner des Feuchtgebietes sind Wandervögel, die am Cabo de Gata mehrheitlich den Winter verbringen.

Ausgetrocknete Lagunen: Wasservögel auf andere Feuchtgebiete ausgewischen

Das Ganze sei auch keine ökologische Katastrophe gewesen, wie Umweltschützer anprangern, sondern lediglich ein punktuelles Problem, meint Fernández. Kein Wasservogel sei wegen der ausgetrockneten Lagunen gestorben, erklärt der Minister, diese hätten mangels Wasser und Nahrung lediglich auf andere Feuchtgebiete ausweichen müssen, wie etwa jenes im Naturschutzgebiet Punta Entinas zwischen El Ejido und Roquetas. Dem hatten erst Mitte Oktober Mitarbeiter seines eigenen Ministeriums widersprochen, und zwar jene, die regelmäßig die Vogelpopulationen der Feuchtgebiete in Andalusien kontrollieren. Diese hatten nämlich einen Verlust an biologischer Diversität konstatiert, da die Wasservögel die knochentrockenen Salinen in der Brütezeit hatten verlassen müssen, so dass ihre Reproduktion am Cabo de Gata in diesem Jahr ausblieb.

Mehrere Personen mit Schutzhelmen und gelben Warnwesten neben einem Bagger auf hügeligem Gelände.
Die Arbeiten zur Reparatur des unterirdischen Kanals, der die Salinen mit Meerwasser speist, waren Anfang September angelaufen. © Rathaus Almería

Die oppositionelle PSOE, die Fernández wegen der Sache vor den Ausschuss zitiert hatte, ist denn auch der Ansicht, dass der Minister die ökologischen Konsequenzen der Austrocknung der Lagunen herunterspielt. Die Sozialisten verweisen unter anderem darauf, dass in diesem Sommer wiederholt in verschiedenen Gebieten der Ostküste Almerías desorientierte und sichtlich erschöpfte Flamingos vorgefunden wurden. Für die PSOE sind die Folgen des Vorfalls am Cabo de Gata vergleichbar mit jenen eines Waldbrandes. Weshalb es unverständlich sei, dass die andalusische Regierung untätig blieb und das Handeln dem Betreiber der Salinen, das Unternehmen Unión Salinera überließ. Bei einem Waldbrand schaue die Landesregierung doch auch nicht zu, wie die Anwohner allein gegen das Feuer ankämpfen.

Salinen am Cabo de Gata: Expertenrat zur Verbesserung des sensiblen Ökosystems

Wieso konnte die Landesregierung, während der Salinenbetreiber die komplexe und langwierige Reparatur des wie eine Mine zum Teil unter dem Berg entlang führenden Kanals repariert, nicht eine 500 Meter lange Leitung verlegen lassen, um Meerwasser in die Lagunen zu befördern? In Almería errichte sie zurzeit doch auch ein die gesamte Stadt durchkreuzendes Leitungsnetz, um zwei Wasserdepots miteinander zu verbinden. Dem entgegnet Ramón Fernández wiederum, dass die Speisung der Lagunen mit Meerwasser Teil der wirtschaftlichen Aktivität der Unión Salinera in ihrem Prozess zur Salzgewinnung sei, und die Arbeiten deshalb nicht von der öffentlichen Hand übernommen werden konnten. Dafür kündigte der Minister die Investition von einer Million Euro an, um die Funktionalität des Ökosystems der Salinen zu verbessern, und zwar in Kooperation mit der Vogelschutzorganisation SEO Birdlife.

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