Rio Chillar in Nerja: Eine erfrischende Wanderroute mit zu gutem Ruf

Die Wanderroute am Rio Chillar in Nerja führt zum Teil durch den Fluss und ist im Sommer daher sehr beliebt. Zu sehr, denn die Besucherzahlen sind aus dem Ruder gelaufen. Nun sollen sie limitert werden.
Nerja - Als paradiesische Route wird die Wanderung am Río Chillar in Nerja in den Medien immer wieder angepriesen. Die Strecke führt teilweise nicht neben dem Fluss her, sondern durch diesen hindurch. Flussaufwärts geht es von der Küste weg, hinauf in die Sierra de Almijara y Tejada. Immer wieder watet man bis zu den Knöcheln im Wasser, allenthalben findet man kleine Wasserfälle vor. Ganz besonders ans Herz gelegt wird die Wanderung daher für den Sommer. In der heißen Jahreszeit gilt sie als sehr willkommene Erfrischung, man muss halt nur darauf achten, sich passend zu kleiden – und zu beschuhen.
Die Kehrseite der vielen Lobeshymnen ist, dass die Wanderroute an der Costa del Sol mittlerweile völlig überlaufen ist. Vor allem seit der Pandemie, als auch die Naturmuffel die Freizeitbeschäftigung in freier, weitläufiger Wildbahn zu schätzen lernten. Der Andrang uferte damals dermaßen aus, dass die Route zu Corona-Zeiten gar gesperrt werden musste. Nun, wo sie wieder zugänglich ist, können am Río Chillar an einem Tag schonmal an die 3.000 Personen zusammenkommen. Und nicht alle bringen das nötige Umweltbewusstsein mit, insbesondere die neuen „Naturfreunde“ lassen in dem Gebiet ihre Spuren in Form von Abfällen zurück.
Rio Chillar in Nerja: Massen an Wanderern gefährden das Ökosystem - und sich selbst
Besorgt sind Umweltschützer, ebenso das Rathaus, aber auch über die negativen Auswirkungen der Massifizierung auf das Ökosystem des Flusses. So viele Wanderer auf der gleichen Strecke treten notgedrungen alles platt. Und auch die Brandgefahr erhöhe sich mit zunehmender Überfüllung des Gebietes, wobei eine Evakuierung, wenn sie erforderlich werden würde, nicht einfach zu meistern wäre. Unterwegs befinden sich nämlich einige enge Passagen, an denen man nur der Reihe nach durchkommt. Aus diesen Gründen hat die Gemeinde Nerja von der andalusischen Regierung schon mehrmals eine Zugangskontrolle zur Limitierung der Besucherzahlen verlangt, zuletzt im vergangen Mai. Eine Forderung, die übrigens von allen im Rathaus vertretenen Parteien geteilt wird.
Eine erste Reaktion hat die Landesregierung von Andalusien nun – zum Ende des Sommers – gezeigt. Der Delegierte des regionalen Umweltministeriums für die Provinz Málaga, José Antonio Viquez, räumte ein, dass Handlungsbedarf besteht. Auf nicht mehr als 200 Besucher am Tag, meint Viquez, müsste der Zutritt beschränkt werden. Die Maßnahme sei indes noch nicht umgesetzt worden, weil sie auch die Kompetenzen des Landwirtschaftsministeriums tangiere und sich beide Ministerien in der Sache koordinieren müssten. Hatten sich die Umweltschützer zunächst noch gefreut, dass die Anfang 2019 vorgenommene Zusammenlegung der Ressorts Umwelt und Landwirtschaft nach den letzten Landtagswahlen im Juni zurückgenommen wurde, müssen sie nun feststellen, dass ein eigenes Ministerium nicht immer von Vorteil ist.
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