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Wahlkampf in Málaga: Pferdekutschen sollen verboten werden, Stierkampf darf bleiben

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Von: Marco Schicker

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Pferdekutsche in Málaga.
Die „carruajes“, die Pferdekutschen, gehören zur Feria in Andalusien, wie der Manzanilla und die Sevillana. Hier in Antequera, Málaga. © Marco Schicker

Málagas Liberale fordern im Kommunalwahlkampf die Abschaffung der Fiaker in Málaga, weil die Pferde Tierquäelerei erdulden müssten. Die jährliche Förderung für den Stierkampf tragen sie aber schweigend mit.

Málaga – Am 28. Mai sind in Spanien Kommunalwahlen, Auftakt zum spanischen Superwahljahr 2023. Schon jetzt stellen die politischen Aspiranten besonders publikumswirksame Vorschläge und Forderungen in den Raum, um Aufmerksamkeit beim Wahlvolk zu erlangen. Die liberalen und oft bis zum Zerreißen flexiblen Ciudadanos, noch in Koalition mit der Volskpartei (PP), aber dem Landestrend folgend wohl auch im Rathaus Málaga dem Untergang geweiht, grasen jetzt ein wenig in grünen Gefilden und fordern das Ende für die Fiaker in der Stadt, weil man sich, so Spitzenkandidatin für Málaga, Noelia Losada, „um das Tierwohl sorge“, „eine Sorge, die in der Gesellschaft zunimmt“.

Tierquälerei für Tourismus: Pferde in Málaga, Esel in Mijas, Stiere in ganz Spanien

Fiaker in Sevilla.
Im sommerlichen „Hochofen“ Sevilla sind die Fiaker auch umstritten, zu einem Verbot konnte sich die Stadt aber bisher nicht durchringen. © Marco Schicker

Dank der Initiative der liberalen Partei, nehme das städtische Tierasyl, der Parque Zoosanitario, bereits keine Einschläferungen mehr wegen Überfüllung vor. „Dafür können wir uns gratulieren, denn eine Gesellschaft ist fortschrittlich, wenn sie ihre Nutz- und Haustiere gut behandelt“, so die Kandidatin. Derzeit gibt es in Málaga noch 25 Lizenzen für Kutschen mit Pferden, um Touristen durch und um die Altstadt zu gondeln. Im Sommer gibt es regelmäßig Beschwerden und Anzeigen wegen „Tierquälerei“, weil die Pferde teils stundenlang in der Sonne stehen müssen, die Haltestellen keine Überdachung, nicht einmal richtige Tränken hätten.

Proteste gegen Stierkampf in Madrid (Video):

Apathisch und dehydriert wirken die Tiere, Pacma und Greenpeace ließen von Tierärzten Ferndiagnosen erstellen, die natürlich katastrophal ausfielen. Ab und an bricht auch ein Tier einfach auf offener Straße zusammen, zuletzt 2022, woraufhin sich aber ein Tierarzt fand, der dem Kutscher eine Unbedenklichkeitserklärung ausstellte. Das neue spanische Tierschutzgesetz, das Haustiere zu „fühlenden Wesen“ adelt und besser schützen will, hat Jagdhunde, aber auch andere „Arbeitstiere“ ausgeklammert, es liegt dann an der Empathie der lokalen Machthaber, wie es ihnen ergeht. Doch die steigende Sommerhitze und andere Aspekte des Tierschutzes, „legen nahe, diesen Dienst abzuschaffen, so wie es Barcelona und Palma de Mallorca, Italien, New York und Las Vegas“ bereits getan haben, klärt Ciudadanos auf.

Pferdekutsche in Córdoba.
Lange Stehzeiten und nicht immer Schatten, macht die spanischen Kutschen-Pferde müde, krank und stumpf. Hier eine Haltesstelle in Córdoba. © Marco Schicker

Schweigen bei Stierkampf: Tradition vor Tierschutz auch in Málaga - Lizenzen Altersvorsorge für Kutscher

Die Stadt solle die Lizenzen nicht erneuern und bis zu deren Auslaufen die Kontrollen verstärken und die Normen anpassen, vor allem während der brütenden Sommerhitze. Den Vorschlag, die Lizenzen von Seiten der Stadt zurückzukaufen, lehnte das Rathaus umgehend ab. Für die Kutscher ist die Lizenz Wertanlage und essentieller Teil ihrer Altersvorsorge, sie werden für rund 80.000 Euro weiterverkauft. Die Frage, was aus den Kutschern würde, wenn die Lizenzen nicht verlängert, also übertragen werden könnten, bleibt so ungeklärt.

Gegen die allgegenwärtige Massentierhaltung, die der linke Minister Garzón mehrfach laut kritisierte, hat sich Ciudadanos indes nicht so vehement geäußert, im Gegenteil, sie lobten den Unternehmergeist der Viehzüchter und der Fleischindustrie. Und auch die städtischen Subventionen für den Stierkampf während der Feria de Agosto in Málaga oder in diesem Jahr auch im Programm zu Pablo Picassos 50. Todestag, trägt die Partei still mit, wohl, um es sich mit den Landwirten und der „patriotischen“ Wählerschaft nicht zu verscherzen.

Esel-Taxis von Mijas
Tradition, Business und Quälerei: Esel-Taxis von Mijas. © Eloyotero/WikiCommons

Denn selbst im „rot“ regierten Sevilla, im Sommer der Hochofen Spaniens schlechthin, leiden die Pferde für den Tourismus tapfer weiter, und auch in Mijas regieren die Sozialisten, ignorieren aber die Gutachten der Tierschützer über die berühmten Eseltaxis von Mijas, die spätestens zur Legende wurden, seit Brigitte Bardot auf einem der burros ritt. Wahlen gewinnt man in Andalusien noch immer mit „Tradition“ und nicht mit Tierschutz, das wissen die Linken und die Liberalen ebenso wie die Fackelträger der Traditionen, die Konservativen-Rechten, die nach den Umfragen nicht nur in Málaga das (Pferde)-Rennen machen werden.

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