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Herren des Mittelmeers: Málaga legt größte Phönizier-Metropole in ganz Westeuropa frei

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Von: Marco Schicker

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Cerro de Villar bei Málaga
Viel zu tun im Cerro de Villar, wo die große Phönizier-Stadt Malaka noch unter der Erde ruht. © Diputación de Málaga

Nach 20 Jahren Pause gehen die Grabungen im Cierro del Villar endlich weiter. Hier lag der Dreh- und Angelpunkt der Phönizier-Stadt Malaka. Sie soll nun endlich auch öffentlich zugänglich werden.

Málaga – Der Cierro del Villar ist nicht irgendeine Ausgrabungsstätte. Das Gelände unweit des sumpfigen Mündungsdeltas des Guadalhorce, eingequetscht zwischen Industriegebiet und Flughafen Málaga, gilt als eine der bedeutendsten und größten erhaltenen Phönizier-Städte Westeuropas. Sie ist Teil einer regelrechten Metropolis des wehrhaften Handelsvolkes, das von etwa 1.500 bis 400 vor unserer Zeit auch die Küsten des heutigen Spaniens und weite Teile des Mittelmeeres beherrschte und mit den Iberern eine fragile Synergie (wie zum Beispiel mit dem mystischen Tartessos) einging, bevor sie sie assimilierte oder verdrängte und bevor sie selbst von den verwandten Carthagern und letztlich den Römern getilgt wurden.

Keramiken aus phönizischer Zeit.
Keramiken mit griechischen und minoischen Elementen aus der Zeit der Phönizier wurden bei Málaga bereits gefunden. © Museo de Málaga.

Der Großraum Málaga gehörte zu „Malaka“, einer Phöniziergründung mit einem Netzwerk aus Häfen, Fabriken, Siedlungen, Nekropolen. Dazu gehören unter anderem das griechisch gegründete Mainake und Los Toscanos bei Vélez-Málaga sowie die mit äußerst reichen Grabbeigaben versehene Totenstadt Trayamar bei Algarrobo. Auch im Hinterland finden sich immer wieder phönizische Spuren oder ganze Phönizier-Schiffe wie bei Águilas, bis hin zu deren Quasi-Hauptstadt Gadir, heute Cádiz.

Málaga: Private Phönizier-Sammlung Ifergan und Ausstellung im Stadtmuseum Málaga

Cierro de Villar wurde in den 1960er Jahren entdeckt und sporadisch bis in die 90er Jahre erforscht. Etliche Fundstücke, die wohl um 900 vor Christus entstand und 584 v.u.Z. schlagartig aufgegeben wurde, sind im Stadtmuseum Málaga zu sehen, darunter griechisch und minoisch inspirierte, feinst dekorierte Keramik, Schmuckstücke aus Gold, Büsten, Wandreliefs, Waffen und Teile von Schiffen. Viele andere Stücke gelangten auf eigenartigen Wegen in Privathand.

Sammler Ifergan und Málagas Bürgermeister
Sammler Ifergan und Málagas Bürgermeister de la Torre eröffnen 2019 eine der wichtigsten privaten Phönizier-Sammlungen. © Rathaus Málaga/Ifergan Gallery

In Málaga gibt es sogar eine Privatgalerie, die Sammlung des Immobilienunternehmers und Kunsthändlers Vicente Jiménez Ifergan, dem „spanischen Indiana Jones“, der Malaka einen eigenen Saal in seinem „Complejo Jerusalén“ gewidmet hat und damit wirbt, dass man hier „Stücke mit musealem Wert“ erwerben könne. 4.000 Stücke umfasst seine Sammlung aus 5.000 Jahren Menschheitsgeschichte insgesamt, fast alles, so sagt er, in Auktionen erworben. Erst wollte er die Malaka-Stücke der Stadt stiften, doch die hatte 2008, mitten in der Finanzkrise, kein Geld. Für 10 Euro pro Person ist seit 2018 eine Besichtigung in der Calle Sebastián Souvirón 9 möglich.

Mangels Geld entschieden sich die Behörden, das Gelände zunächst zuzuschütten, womit es am besten geschützt sei. Bis dahin hatte man geschätzte zehn Prozent des Geländes erforscht. Die Stadt lag zu ihren Glanzzeiten auf einer Insel im Gudalhorce-Delta und könnte einer Überschwemmung zum Opfer gefallen sein, die auch durch die massive Abholzung im Zuge der Erzgewinnung befördert wurde.

Phönizier in Málaga: Wie sie lebten, mit wem sie Handel trieben

Die Insel hatte prächtige Alleen, viele Wohnhäuser und Villen, einen großen Hafen sowie einen „Industriepark“ außerhalb einer Stadtmauer. Wer hier baute, der wollte bleiben. Die letzten Grabungen gab es 2003, die ergaben, dass auch Erdbeben und Tsunamis das Ende der Stadt besiegelt haben könnten. Jetzt, fast 20 Jahre danach, graben rund 50 Archäologen und Historiker wieder. Und kaum begannen sie damit, stießen sie auf Keramiken, die eindeutig aus dem Gebiet der Etrusker im heutigen Italien stammen, von etwa dem 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Darunter waren viele Becher mit Weinmotiven, der Moscatel floss auch damals schon in Strömen. Dieses Mal wollen die Forscher von einer Außenmauer in die Wohnviertel vordringen und ganze Strukturen freilegen, die in ein paar Jahren auch endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnten, was dieses einmalige Areal, die Wiege Málagas, wohl am besten schützen würde.

Zum Thema: Sensation - Spanische Archäologen finden „ältesten Europäer“.

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