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Spanien ohne Regen: Costa del Sol muss Wasser importieren - Landwirtschaft „kurz vor Kollaps“

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Von: Marco Schicker

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Ein Bauer auf einem Feld in Spanien.
Bauern in ganz Spanien fürchten wegen der Trockenheit um ihre Ernten. Besonders übel erwischt es Andalusien. © Morell/EFE

Eine Wasser-Autobahn von Cádiz nach Málaga soll Stauseen an der Costa del Sol auffüllen, die exzessiver Tourismus und Landwirtschaft geleert haben. Bauern flehen um Geld und Regen.

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Málaga – Die Dürre in Spanien ist so akut wie chronisch und ein komplexes Dauerthema. Die aktuellen Dürre-Nachrichten von der Costa del Sol liefern daher nur ein Schlaglicht auf eine sich verschärfende Krise: Acosol, der Wasserversorger der Costa del Sol, bereitet sich darauf vor, Wasser zu importieren. Es geht um die Überleitung von Trinkwasser aus Stauseen des Campo de Gibraltar (Cádiz). Dazu braucht es eine neue Wasserleitung. Acosol hofft, dass die Landesregierung Andalusien den Bau der „Wasserautobahn“ in ihr drittes „Trockenheits-Dekret“ einschließt, das derzeit in Sevilla verhandelt wird.

Costa del Sol will Wasser importieren

„Wenn es bis Sommer keine nennenswerten Niederschläge gibt, haben wir Anfang 2024 ein großes Problem“, mahnen die Manager von Acosol. Man habe seit Ende der Coronapandemie festgestellt, „dass sich das Jahr kaum noch in Hoch- und Nebensaison teilen lässt, die Nachfrage im Tourismus im Herbst und Winter war sehr hoch“. Aber es gab praktisch keinen Regen, nicht einmal ein Fünftel der für die Periode von Januar bis März üblichen Menge ist gefallen.

Ausgetrockneter Stausee in Spanien.
Immer mehr Stauseen in Spanien müssen für „hydrologisch tot“ erklärt werden. Hier bei Ciudad Real im Südwesten von Kastilien La Mancha. © Beldad/EFE

Während Stauseen der Provinz Málaga derzeit rund 220 Hektokubikmeter Wasser führen und bei 36 Prozent ihrer Kapazitäten stehen, gebe es in Cádiz 550 Hektokubikmeter. Dort wehrt man sich natürlich, denn man stünde selbst nur bei 30 Prozent und sehe nicht ein, dass man die „Verschwendung“ und mangelnde Planung und Aufbereitung in Málaga durch eigene Ressourcen ausgleichen solle. Cádiz und vor allem die Kommunen am Campo de Gibraltar setzen daher ein Limit: Wenn die Reserven nicht für mindestens zwei Jahre ausreichen, wolle man kein Wasser abgeben. Doch das letzte Wort hat hier die Landesregierung in Sevilla und die gilt als sehr Málaga- bzw. tourismusaffin.

Bauern in Andalusien fürchten Milliarden-Verluste durch Dürre

Den größten Alarm schlagen derzeit die Bauern – in ganz Andalusien. Die Winterernte sei verdorben, die Triebe des Getreides vertrocknet, die Reisernte in Gefahr (Andalusien ist größter Reisproduzent Spaniens), die Viehherden fänden keine Weiden und müssten mit industriellem Futter ernährt werden, was wiederum die Kosten antreibt und so manchen Viehzüchter zu vorzeitigen Notschlachtungen verführt. Auch die kommende Wein- und Olivenernte am Jahresende sei in akuter Gefahr, sowohl für bewässerte wie „en secano“ bewirtschaftete Flächen. Ausfälle von rund drei Milliarden Euro kalkulieren allein die Agrarunternehmen der Provinz Málaga und fordern entsprechende Hilfen, sonst käme es zum „Kollaps“, so der Verband Asaja.

Mangos aus Spanien
Auch bei den durstigen Mangos ist Spanien, Málaga, Marktführer in Europa. Wie lange noch? © EFE

Agrarunternehmen würden bereits „aus purer Verzweiflung“ in Marokko und Portugal Ware kaufen, um Stammkunden bedienen zu können. Die Bauernverbände, sowohl jene der großen Player der Agrarindustrie als auch jene für kleinere Landwirte fordern entsprechende Zahlungen für die Ausfälle, vor allem bei der Viehzucht seien die Verluste durch die Dürre beim Weidefutter nicht durch die entsprechenden Dürre-Versicherungen abgesichert.

Gründe für Dürre und Wassermangel in Andalusien / Spanien (Auswahl)

Kein Regen in Spanien in Sicht

Bis 2040 soll die Durchschnittstemperatur in Südspanien um weitere 1,5 Grad steigen, was die oft unterschätzte Verdunstung nochmals erhöht. Niederschläge liegen seit Jahren hinter dem langjährigen Mittel, der Wetterdienst Aemet hat ausgerechnet, dass es in der Provinz Málaga „zehn bis 12 Wochen am Stück regnen müsste, um allein das Defizit von 2022 und 2023 wieder aufzuholen“. Doch das Gegenteil ist der Fall, für Ende April und Anfang Mai 2023 ist die erste Hitzewelle in Spanien angekündigt, mit Werten, die selbst im Sommer eine Ausnahme sein sollten. Entsprechend dieser Bedinungen steigt auch das ohnehin hohe Walbrandrisiko in Andalusien und ganz Spanien.

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