Bauern in Andalusien fürchten Milliarden-Verluste durch Dürre
Den größten Alarm schlagen derzeit die Bauern – in ganz Andalusien. Die Winterernte sei verdorben, die Triebe des Getreides vertrocknet, die Reisernte in Gefahr (Andalusien ist größter Reisproduzent Spaniens), die Viehherden fänden keine Weiden und müssten mit industriellem Futter ernährt werden, was wiederum die Kosten antreibt und so manchen Viehzüchter zu vorzeitigen Notschlachtungen verführt. Auch die kommende Wein- und Olivenernte am Jahresende sei in akuter Gefahr, sowohl für bewässerte wie „en secano“ bewirtschaftete Flächen. Ausfälle von rund drei Milliarden Euro kalkulieren allein die Agrarunternehmen der Provinz Málaga und fordern entsprechende Hilfen, sonst käme es zum „Kollaps“, so der Verband Asaja.
Agrarunternehmen würden bereits „aus purer Verzweiflung“ in Marokko und Portugal Ware kaufen, um Stammkunden bedienen zu können. Die Bauernverbände, sowohl jene der großen Player der Agrarindustrie als auch jene für kleinere Landwirte fordern entsprechende Zahlungen für die Ausfälle, vor allem bei der Viehzucht seien die Verluste durch die Dürre beim Weidefutter nicht durch die entsprechenden Dürre-Versicherungen abgesichert.
Gründe für Dürre und Wassermangel in Andalusien / Spanien (Auswahl)
Die Erderwärmung durch den Klimawandel trifft Europa am stärksten und innerhalb Europas Spanien am heftigsten, die Verluste durch Verdunstung steigen, ebenso der Wasserbedarf für Nutzpflanzen, aber auch in den Städten.
Mit dem Klimawandel gehen für Spanien weniger und unregelmässiger, dafür oft heftiger fallender Regen in kurzer Zeit (Unwetter) einher, das Wasser trifft auf betonharte Böden und fließt ungenutzt ab, statt im Erdreich zu versickern oder aufgefangen werden zu können.
Zuzug an die Küstenregionen und wieder ungebremstes Wachstum im Tourismussektor steigern den Wasserverbrauch durch Pools, Golfpltäze, Hotels. Ein Tourist verbraucht im Schnitt 300 Liter Wasser pro Tag, ein Einheimischer um die 120.
Wasserverschwendung durch veraltete Infrsastruktur. In mehreren Dutzend Dörfern Málagas wurde gemessen, dass bis zu 3 von 4 Litern Trinkwasser versickern, bevor es aus einem Wasserhahn fließen kann.
Es gibt einen strukturellen Mangel an dezentralen Speicherkapazitäten auf lokaler und privater Ebene.
Es wird noch zu wenig Wasser in ausreichender Qualität aufbereitet. Viele Wasseraufbereitungsanlagen, speziell an der Costa del Sol, wurden – absichtlich – so ausgelegt, dass das aufbereitete Wasser lediglich noch zur Bewässerung der 27 Golfplätze zugelassen ist.
Die Entsalzung von Meerwasser wird zu wenig genutzt. Immerhin soll die Entsalzungsanlage in Marbella erweitert sowie zwei neue in Vélez-Málaga und im Osten der Costa del Sol gebaut werden. Neben hohen Investitionskosten für den Staat, scheuen potentielle Abnehmer aber die bis zum Vierfachen höheren Wasserkosten der Entsalzungsanlagen (Energiepreise), die nicht immer durch Staat oder Land voll ausgeglichen werden.
Kein Regen in Spanien in Sicht
Bis 2040 soll die Durchschnittstemperatur in Südspanien um weitere 1,5 Grad steigen, was die oft unterschätzte Verdunstung nochmals erhöht. Niederschläge liegen seit Jahren hinter dem langjährigen Mittel, der Wetterdienst Aemet hat ausgerechnet, dass es in der Provinz Málaga „zehn bis 12 Wochen am Stück regnen müsste, um allein das Defizit von 2022 und 2023 wieder aufzuholen“. Doch das Gegenteil ist der Fall, für Ende April und Anfang Mai 2023 ist die erste Hitzewelle in Spanien angekündigt, mit Werten, die selbst im Sommer eine Ausnahme sein sollten. Entsprechend dieser Bedinungen steigt auch das ohnehin hohe Walbrandrisiko in Andalusien und ganz Spanien.