Im Valle del Saltador wird eine Idee zerstört. Die Via Verde lockte Wanderer und Radfahrer, förderte einen nachhaltigen Tourismus. Im Tal wird außerdem eine eco-colmena betrieben, ein ökologischer Bienenstock, dessen Bienen der Lebensraum geraubt wird. Es gibt hier auch eine Bauernhof-Schule, die nun, wo die Bagger bereits das Terrain für den Solarpark bearbeiten, keine Schulklassen mehr empfängt, weil die Kinder den Staubwolken ausgesetzt wären.
Anders als in Deutschland werden in Spanien für Solarparks und Strommasten keine Mindestabstände vorgeschrieben. Das heißt, solche Installationen können einem direkt vor die Tür gesetzt werden und man hat keinen Anspruch auf eine Kompensation. Deshalb musste ich viele Spanier auch überzeugen, sich überhaupt dagegen zur Wehr zu setzen.
Das Cortijo war für mich auch eine Altersvorsorge. Ich bin mittlerweile 65 geworden, wollte es verkaufen und fand auch einen Interessenten, der ein buddhistisches Zentrum daraus machen wollte. Nun wird das Gelände bald von Strommasten umringt sein, der Verkauf wird nun nicht mehr zustande kommen und ein anderer Käufer wird wohl schwer zu finden sein. Anderen Anwohnern geht es noch schlimmer, sie blicken von ihren Fenstern bald auf ein Solarfeld.
Das Projekt in Lucainena kam 2021, während der Pandemie auf den Tisch. Und die Pläne wurden mit Unterstützung des Rathauses ungewöhnlich schnell vorangetrieben, wobei die Bevölkerung kaum darüber informiert wurde.
Anfangs war das so. Weil sich die Leute die Realität, die ihnen drohte, nicht richtig vorstellen konnten. Nun, wo im Zuge der Arbeiten Sandstürme über ihr Dorf wehen, sehen es viele bereits anders. Die Stimmung ist aber auch gekippt, weil dank einer neuen Montessori-Schule viele junge Familien mit Kindern zugezogen sind, die eine andere Einstellung mitbringen.
Der hat sogar eine 180-Grad-Wende vollzogen. Hat früher Projekte wie die Via Verde realisiert (die Umwandlung einer ehemaligen Bahntrasse in einen Rad- und Wanderweg, Anm.d.Red.). Nun boxt er alle Solar- und Windpark-Projekte durch, die ihm vorgelegt werden. Er selbst wohnt in Almería, kommt nur an zwei Tagen in der Woche nach Lucainena.
Dieses Projekt ist leider schon durch, aber ohne ihn würden uns in Zukunft vielleicht nicht noch mehr solcher Anlagen drohen.
In der Tat. Dort müssen immer mehr Olivenbaumfelder den Solar-Parks weichen. Und auch dort werden die Betroffenen hintergangenen. Ich kenne Fälle, in denen Landhausbesitzer nach Strich und Faden belogen wurden, die sich vor dem Kauf erkundigten, und denen der Bürgermeister versprach, dass dort keine Anlagen entstehen würden. Und kurze Zeit später rückten die Bagger an.
Unsere wie alle anderen gegen solche Mega-Parks kämpfenden Bürgerbewegungen fühlen sich vor allem von der EU verraten. Wegen der Energie-Krise infolge des Kriegs in der Ukraine, wurden die bis dato vorgeschriebenen Umweltprüfungen aufgehoben, um Projekte zu beschleunigen. In den Tagen darauf wurden in Spanien rund 600 Projekte abgesegnet. Die Genehmigungen erfolgen in Wellen, für Ende April wird eine weitere solche Welle erwartet.
Ganz und gar nicht. In anderen Gebieten Andalusiens, etwa im Hinterland von Cádiz, Málaga oder Granada droht sogar noch Schlimmeres. Dort werden auch sehr viele Ausländer betroffen sein, die sich den Traum von einem Leben in ländlicher Idylle erfüllt haben oder sich mit einem Gästehaus in natürlicher Umgebung ein Standbein aufgebaut haben. Eine Karte im Internet, die täglich aktualisiert wird, zeigt den Standort aller Projekte in Andalusien, die schon genehmigt worden sind. Diese kann man auch anklicken, um etwa zu erfahren, wie groß die Anlagen sein werden, welche Stromleistung sie produzieren sollen oder welche Promotoren hinter diesen stecken.
Zum Thema: Spanien im Solarenergie-Dilemma - Nur die Gier ist stärker als die Sonne