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Auszeit in Andalusien: Wie deutsche Biker kranken Kindern helfen

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Von: Sandra Gyurasits

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Deutsche Biker in Lederkluft haben ein Herz für Kinder. In Andalusien bauen sie eine Ferienanlage um, damit kranke Kinder und ihre Eltern eine Auszeit im Süden Spaniens nehmen können.

Eine Grppe von Männern und Frauen in organge farbenen T-Shirts befindet sich vor einer Palme.
Biker aus Deutschland helfen kranken Kindern und Eltern: In Mojácar hat Leines Gaworski (vorne, 2. v. l.) den richtigen Platz gefunden. © Sandra Gyurasits

Mojácar - Schon bald soll es hier richtig laut werden. Kinder sollen lachen, herumschreien, Krach machen, ohne dass es jemanden stört. „Kinder müssen laut sein“, sagt Uwe Gaworski, der nur „Leines“ genannt wird. Viele Jahre hat der stattliche Biker in Lederkluft aus Aachen nach einem geeigneten Gelände in Spanien gesucht und ist nun in Andalusien fündig geworden. Die Villa Ferienhaus Delfos in Mojácar an der Küste von Almería ist der ideale Platz für sein Projekt. „Das Grundstück ist ebenerdig, es gibt keine Nachbarn und das Ganze ist finanzierbar“, sagt Leines.

Was er in Andalusien vorhat? In Delfos sollen behinderte, schwerkranke und krebskranke Kinder und ihre Eltern eine Auszeit nehmen können. Dazu soll das Gelände in Mojácar rollstuhlgerecht hergerichtet werden. „Ein Weg soll um das ganze Grundstück herumführen“, sagt Leines.

Biker gegen Krebs: Ferienanlage in Andalusien für kranke Kinder

Die drei vorhandenen Apartments werden rollstuhlgerecht umgebaut. Absätze werden entfernt, Türen breiter, Badezimmer und Duschen befahrbar gemacht. „Die Apartments bekommen Kuppeln, die mehr Licht durchlassen. An den Fenstern werden Gardinen angebracht, die den Kindern gefallen.“ Der gemeinschaftliche Pool bekommt eine Hebebühne. Für die Zukunft, wenn alles klappt, könnte sich Leines vorstellen, dass noch weitere Apartments hinzukommen in Form von Tiny Häusern – rollstuhlgerecht, versteht sich.

Vorbild für Delfos in Mojácar an der Küste von Andalusien ist der Verein Hazienda Arche Noah e.V. in Aachen. Das Projekt wurde von Leines und seinen Street Angels, Aachens ältestem Motorrad-Club, ins Leben gerufen. Nach dem Motto „Rocker und Biker gegen Krebs“ bauten sie in Aachen auf 9.000 Quadratmetern eine Erlebnisanlage auf, um schwerkranken Kinder und ihren Eltern ein paar unbeschwerte Stunden bereiten zu können.

Biker gegen Krebs: Für Engagement in Deutschland mit dem Bambi ausgezeichnet

„Wir haben Europas einzige rollstuhlgerechte Wasserburg gebaut, ein barrierefreies Baumhaus und ein Piratenschiff für Rollstuhlfahrer.“ Das Projekt wurde nur mit ehrenamtlichen Helfern realisiert und unter anderem 2011 mit dem Bambi in der Kategorie „Stille Helden“ ausgezeichnet.

Wie es zum dem Engagement für kranke Kinder und ihre Eltern kam, hat einen traurigen Grund. Vor 25 Jahren starb Leines Frau im Alter von nur 28 Jahren an Krebs. „Seitdem weiß ich, was Wehrlosigkeit bedeutet“, sagt der 63-Jährige. „Ich habe das Projekt aufgezogen. Arbeit ist immer eine gute Therapie.“ Über die Jahre habe sich dann eine positive Eigendynamik entwickelt.

Biker gegen Krebs: In Mojácar in Andalusien den idealen Bedingungen gefunden

Nach Spanien zog es den Biker schon immer. „Ich liebe Spanien“, sagt er. „Vor 30 Jahren habe ich in der Nähe von Gibraltar gelebt und bin auch danach immer wieder nach Spanien gefahren.“ Auf einer seiner Rückfahrten nach Deutschland fiel ihm dann kürzlich Mojácar Pueblo auf, ein typisch weißes Dorf in Andalusien, das nicht umsonst zu den schönsten Dörfern Spaniens zählt. „Das fand ich toll“, sagt Leines.

Er machte einen Abstecher und entdeckte Delfos. Er kam mit dem Besitzer ins Gespräch und stellte fest: Er hatte gefunden, wonach er so lange gesucht hatte. „Wir haben eine Kooperation für 20 Jahre vereinbart“, sagt Leines.

Biker gegen Krebs: „In Mojácar sind Kinder und Eltern weit weg von falschem Mitleid“

Gemeinsam mit seinem Team aus 16 Bikern aus Aachen und freiwilligen Helfern aus Spanien stellte er kürzlich das neue Projekt, den Verein „Centro de los Angeles e.V.“ (Zentrum der Engel) in Mojácar vor und pflanzte eine Palme als Symbol. Das Vorhaben ist auf Ehrenamtliche angewiesen und wird zum großen Teil von Leines Spirituosenhandel Street Dust Likör Vertrieb in Aachen finanziert. Zudem ist der Verein auf der Suche nach Sponsoren und Mitarbeiten in der Pflege, im Service und der Verwaltung. „Das Wichtigste ist ein goldenes Herz“, wirft Leines ein.

„Hier in Mojácar sollen sich Kinder und Eltern eine Auszeit weit weg von falschem Mitleid nehmen“, sagt der Biker mit Herz und erklärt: „Wenn du krank wirst, hast du noch Freunde. Wenn die Krankheit länger dauert, wenden sich viele ab, du bekommst falsches Mitleid. Mit der Zeit erkennst du die wahren Freunde“. Die Kinder sollen erleben, was sie zuvor noch nie gesehen haben. „Zum Beispiel in die Berge fahren und ans Meer gehen, das sie nur aus dem Fernsehen kennen.“ Info unter: www.centro-de-los-angeles.de

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