Vor allem auch wegen der prominenten Gäste, wegen denen sich das Franco-Regime keine Blamagen in internationalen Medien über kleinliche Gängeleien erlauben wollte, aber auch, weil die höheren Franco-Schergen ebenfalls hier urlaubten. Es blieb ja noch der Rest des Landes zum unterdrücken. Der nahe Airport Málaga, seit 1919 durchgehend in Betrieb, war auch ein Standortvorteil, aber auch der Grund, warum die Stars bald weiterzogen, als Fliegen kein Privileg der Schönen und Reichen mehr war.
Im Schnelldurchlauf: Frank Sinatra fühlte sich in Torremolinos so zu Hause, dass er sich auch wie in Las Vegas benahm und verhaftet werden musste, weil er einen Fotografen zusammenschlug. Brigitte Bardot schlug mit Mitte 20 für mehrere Sommer ihre Zelte entlang der Costa auf, sie drehte hier 1957 den französisch-italienischen Gesellschaftskrimi „Les Bijoutiers du clair de lune“. Drehen ließ man sie, doch die Franco-Diktatur verbot den Streifen, unkatholische Fremdgeherei, zu viel Fleisch und eine trottelig und korrupt dargestellte Polizei waren zu viel der Freiheit.
Die Bardot, die meist im Montemar abstieg, verursachte Verkehrsstaus und Massenaufläufe, ritt auf einem Esel durch Mijas, verkleidete sich als Flamenco-Schönheit und simulierte sogar einen Stierkampf in der Arena, bei dem die spätere militante Tierschützerin sich prompt den Knöchel verknackste, weil der Stier im wahrsten Sinne des Wortes auf Bardot stand. Viele Fotos der Bardot, sowohl als Strandnixe an La Carihuela wie als „Spanierin“ umgeben von triefenden Klischees sind aus dieser Zeit erhalten und der Glanz des Superstars soll sogar dafür gesorgt haben, dass in Torremolinos 1959 mit dem „Pez Espada“, dem Schwertfisch, Spaniens erstes 5-Sterne-Hotel eröffnete.
Gala Éluard Dalí, Frau und Muse fast aller spanischen Surrealisten zog hier erstmals medial dokumentiert blank. In der Diskothek Tiffany´s, längst Geschichte, tanzten Weltstars wie Judy Garland und Kirk Douglas, aber auch der Meistertänzer und -choreograph Antonio Gades, der, so sagt man, nicht nur keinen Tanz ausließ. Zufall oder nicht, zeitgleich mit Brigitte Bardot, war 1957 auch Marlon Brando, den die Kellner Marlon Brandy nannten, in Torremolinos zu Gast. Er lobte in der Presse, „dass Torremolinos in Hollywood sehr bekannt ist, es gibt keinen besseren Ort, um zu entspannen und die Sonne zu genießen“, meinte er. Eben damals.
Scheichs kamen mit ihren Jachten, das spanische Prinzenpaar und eine Tochter Francos machten Urlaub, gleich neben Beatniks und Edel-Hippies aus aller Welt. Torremolinos war damals ein wildes Paradies mediterraner Dekadenz. Die Weltstars, aber auch die spanischen Estrellas darin bunte Tupfer in einem sonst grauen, mitunter braunen Alltag, strikter Diktatur, undendlich viel Armut, aber auch noch sichtbaren Traditionen, wie den alten kleinen Fischerbooten, die damals nicht nur als Sardinengrill für die Espetos, sondern tatsächlich zur Fischerei dienten. Die Mischung war Vorzeichen eines unaufhaltsamen Wandel, die spanische Lebens- und Freiheitsfreude zermürbte Franco-Spanien von innen, von außen lockten Devisen und der Sonnenhunger der Touristen.
Die Webseite www.torremolinoschic.com zeigt Fotos und erzählt Anekdoten aus dieser Zeit, durchaus auch aus dem Alltagsleben und empfiehlt verschiedene Orte, wenige davon allerdings blieben, die vom Glanz der Bardot noch einen Schimmer ins Heute gerettet haben.
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