Möglicherweise würde das benachbarte angesasgte Soho-Viertel, in dem Antonio Banderas sein Theater betreibt, einige Restriktionen hinnehmen müssen, aber viel mehr wird wohl nicht passieren. „Das heißt aber nicht, dass dann Autos ohne Plakette nicht ins Zentrum fahren dürfen, wer einen öffentlichen oder privaten Parkplatz anfährt, habe Zugang. Wir wollen nur die Durchfahrt und das Herumfahren“ verhindern, so der Stadtrat.
Málaga müsse aufgrund seiner Größe 473 Hektar als Umweltzone ausweisen, rechnet die Stadt vor, glaubt aber, das meiste davon ohne zusätzliche Verkehrsberuhigung zusammenzubekommen. 97 automatisierte Kontrollpunkte sollen dann ab kommenden Jahr die Plaketten bei der Einfahrt scannen, das System würde mit den Verkehrswachtkameras gekoppelt. Der Stadtrat konnte indes nicht erklären, wie er an den Kontrollpunkten jene Autos ohne Umweltplakette herausfiltern wolle, die aber „bloß ins Parkhaus fahren wollen“, das ginge ja nur durch aufwendige Ausfahrkontrollen anhand von Parkscheinen.
Málagas Pseudo-Umsetzung der EU-Vorgabe ist in vielen spanischen Städten an der Tagesordnung, wo einfach Gegenden mit ohnehin schwachem Verkehr zu einer ZBE zusammengeflickt werden. Eigentlich wollte die EU mit der Maßnahme die Lebensqualität in Städten erhöhen, vorzeitige Erkrankungen und Todesfälle durch die Luftverschmutzung in spanischen Großstädten sowie den Lärm verringern und gleichzeitig alternative und moderne öffentliche Verkehrsmittel fördern und auch mehr Platz für Bürger, Kinder, Grünanlagen ermöglichen. Die Menschen sollten ein Stück weit die Städte zurückerobern, die seit Jahrzehnten von Autos dominiert, zugestellt und verschmutzt werden.
In der Boom-Town Málaga steigt das Verkehrsaufkommen praktisch täglich und damit auch Staus, Unfälle und der Anblick der Blechlawinen. Doch aufgrund eines defizitären öffentlichen Nahverkehrs und nicht besonders nutzerfreundlicher Pender-Anbindungen an das Umland mit Bahnen und Bussen, bekommen viele Malagueños beim Stichwort „Begrenzung des Autoverkehrs“ schlicht die Panik und halten an ihrer heiligen Blechlawine fest, mehr aus Angst, denn Überzeugung und oft auch schon wider besseren Wissens, aber eben mangels sichtbarer ebenso bequem erscheinender Alternativen, auch wenn viele Straßen im Umland, wie die A-45 rund um Antequera, regelrechte Todesfallen geworden sind. Was Politiker jahrelang versäumt haben, den Umbau der Verkehrskonzepte, verkaufen sie ihren Wählern nun als „mobilitätsfreundlich“ und „für die Freiheit“, während Fahrradfahrer unter permanenter Lebensgefahr leben - auch jene, die sich an die Verkehrsregeln halten.
Die Stadt Málaga, die baulich aus allen Nähten platzt, bietet ihren Bewohnern weniger als zwei Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner, die WHO empfiehlt „wenigstens 15“. Doch ein seit Jahren von Bürgern gefordertes Projekt für einen Stadtwald auf einer früheren Industriebrache, dem Repsol-Gelände, hat das Rathaus abgelehnt, drei Wolkenkratzer sollen dort gebaut werden - natürlich mit Straßen und Parkhäusern für noch mehr Autos in der „nachhaltigen und grünen“ Bewerberstadt Málaga für die Weltausstellung Expo 2027.
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