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Wahlkampf in Málaga: Boom-Town am Scheideweg - Rot für Grün gegen Schwarz

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Von: Marco Schicker

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Panorama über Málaga.
Quo vadis, Málaga? Links das dümpelnde Bett des Guadalmedina, ringsum das Meer aus Beton. Panorama-Blick aus einem der neuen Wohntürme der Stadt. © Jorge Zapata/EFE

„Málaga braucht eine grüne Lunge, wir wollen nicht noch mehr Beton“, sagt der PSOE-Herausforderer des PP-Bürgermeisters in Málaga. Die Roten ärgern sich schwarz, weil Schwarze kaum Grün wollen. Die Bürger geben ihnen recht, wählen sie wahrscheinlich aber trotzdem nicht.

Update, Ergebnisse der Kommunalwahl in Málaga, Costa del Sol und Andalusien.

Málaga – Die Stadt Málaga hat soeben die Architekten von Ove Arup and Partners beauftragt, die Expo-City für die erhoffte Weltausstellung 2027 zu entwerfen. 2,2 Millionen Euro soll er kosten, wohlgemerkt nur der Plan für eine Expo, für welche die Stadt noch nicht einmal den Zuschlag hat, für die aber schon Grundstücke verteilt und ganze Armeen von Immobilienenteicklern in einen vorzeitigen Goldrausch versetzt werden. Es ist das gleiche Ingenieursbüro, das für die Oper von Sydney, die Kathedrale von Los Angeles und das Centre Pompidou in Paris verantwortlich zeichnet, unter dem macht es Francisco De la Torre, Málagas Bürgermeister, der auf seine fünfte Amtszeit zusteuert, nicht mehr.

Málaga: Teure Prestige-Projekte und unbezahlbare Mieten

Pedro Sánchez beim Wahlkampf in Málaga
Pedro Sánchez unterstützt seinen Kandidaten für Málaga, Dani Pérez, im Wahlkampf. Ob er wirklich eine Hilfe ist? © PSOE/EFE

„Schaufensterpolitik“ nennt sein Konkurrent Dani Pérez von den Sozialisten das und der dynamisch wirkende PSOE-Politiker scheint begabt und gewandt genug, den nun 80-jährigen Amtsinhaber bei der Kommunalwahl am 28. Mai vom Thron zu heben. An diesem Tag entscheiden die Einwohner, welches Málaga sie wollen. Während De la Torre bei Stadtteil-Foren mit jungen Leuten über IT-Campus und gut bezahlte Jobs spricht, gleichzeitig einen Hochhaus-Turm mit Luxus-Wohnungen nach dem anderen genehmigt und die Küstenfront mit einem Milliardenprojekt bis 2029 umbauen lassen will, spricht Pérez von den aktuellen Problemen der Mehrheit in der Boom-Town Málaga, die, laut Werbespruch, „in Mode ist“: 34 Prozent Mietanstieg, 35 Prozent Ausländeranteil beim Immobilienkauf, mehr Ferienwohnungen als Einwohner im Zentrum, schmutzige Tricks, um alteingesessene Mieter aus ihren Vierteln zu drängen und lange Schlangen an vielen Armenküchen. So nebenher gibt es in Málaga pro Kopf die wenigsten Grünflächen aller Provinzhauptstädte Spaniens, knapp hinter Alicante.

neue Küstenlinie von Málaga
Blick auf den Masterplan für die neue Küstenlinie von Málaga von der Plaza del Mar bis zum Beginn des Malagueta-Strandes. Für das Rathaus eine Vision, für Kritiker eine teure Mogelpackung. © Rathaus Málaga

Dani Pérez fordert „ein grünes Málaga, einen Stadtwald auf dem alten Repsol-Gelände“. Die Stadt, die das Terrain gekauft und nun versteigert hat, wollte neun Millionen Euro statt Bäume und bekommt dafür noch mehr Luxus, Wohn- und Hoteltürme. Am liebsten will sie auch im historischen Teil des Hafens noch einen riesigen Turm hinstellen, noch ein Hotel. Gebaut von Arabern, die gerade einen neuen Puerto Banús errichten wollen mit Gucci-Boutiquen und Edel-Jachthafen, die den Containerhafen gekauft und den Fußballclub zu Grunde gerichtet haben. De la Torre nennt das „Investoren und Zukunft“ anlocken, diese würden Jobs und Geld bringen, das würde am Ende alles schon regeln. Weil der Markt ja in den letzten Krisen alles so prima geregelt hat.

Hauptsache es kommt Geld in die Stadt: Geringe Chancen für Machtwechsel in Málaga

Daniel Pérez setzt hingegen auf 10.000 Sozialwohnungen „und eine grüne Stadt, eine Art Central Park“ auf fast 20 Hektar mitten in der Stadt. „Málaga braucht eine grüne Lunge, erst recht in den am dichtesten besiedelten Bezirken, wir wollen nicht noch mehr Zement, wie die PP“, ruft er in ein Mikrofon. Jeder Malagueño solle „einen Park im Umkreis von 300 Metern von seiner Wohnung“ finden können. Am Beispiel des Guadalmedina-Flussbetts, das sich als grüner Streifen durch die Stadt zieht, aber bis dato gerade so als Hundeklo dient, erklärt er, warum De La Torre weg muss. Seit Jahren wird hier ein kilometerlanger, nachhaltiger Volkspark im Stile des Turia in Valencia versprochen. Doch „sie haben nur Ausreden“. In Wirklichkeit schiele die Stadt längst auf die lohnenden Grundstücke, wolle quasi ins Flussbett hineinbauen.

Neuer Jachthafen, Sporthafen für Málaga
Zweites Marbella? Entwurf für den 44 Millionen-Euro-Sporthafen in Málaga. Rechts im Bild die Mündung des Guadalmedina, der eigentlich ein „Park für alle“ werden soll. © IGY Marinas/Puerto de Málaga

Pérez werden nur geringe Chancen auf einen Wahlsieg eingeräumt, die Malagueños setzen auf die PP, weil die Geld in die Stadt bringt, auch wenn es nicht ihres ist. Die PSOE, das lehrten 40 Jahre Andalusien, zieht das Geld eher ab als an. Einen goldenen Mittelweg zu finden, dafür scheint das Parteienspektrum nicht geschaffen, nicht in Málaga, nicht im Rest von Spanien.

Zum Thema: Gerichtsurteil mitten im Walhkampf - Andalusiens Städte dürfen Touristen-Apartments beschränken.

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