Update, 12. Juni, 19.34 Uhr: Status unverändert „stabil“, aber nicht „unter Kontrolle“. Rund 120 Menschen kämpfen weiter gegen den Brand, der durch hohe Hitze und starken Wind hartnäckige Verbündete hat. Besiedeltes Gebiet soll nicht mehr unmittelbar gefährdet sein.
Update, 11. Juni 2022, 19.30 Uhr: Während die Arbeiten gegen den weitgehend stabilisierten, aber noch nicht vollständig kontrollierten Waldbrand in der Sierra Bermeja nördlich von Marbella mit rund 120 Einsatzkräften weitergehen, mussten am Nachmittag mehrere Einsatzgruppen, zwei Helikopter und zwei Löschflugzeuge ans östliche Ende der Costa del Sol zu einem neuen Busch-Brand beordert werden. Es handelt sich um ein hügeliges Gelände unweit der Touristenhochburg Torrox. Bereits 19.30 Uhr meldeten Infoca "kontrolliert", der Feuerwehr kam entgegen, dass die Gegend kaum bewachsen ist und so schnell Schneisen zur Eingrenzung geschlagen werden konnten. Im betroffenen Gebiet stehen einige Gehöfte so wie Ferienvillen.
Die Brandursachen für beide Brände sind noch nicht bekannt oder aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht bekannt gegeben worden.
Update, 11. Juni 2022, 11.00 Uhr: Mittlerweile hat das Feuer rund 3.500 Hektar verbrannt, der Status gilt weiterhin als „stabilisiert“, wobei die Südflanke des Waldbrandes bereits als „kontrolliert“ angesehen werden kann. Die Infoca-Einsatzzentrale will die Einstufung am Nachmittag erklären, wenn auch die Hot Spots im Norden unter Kontrolle sind. Noch rund 100 Feuerwehrleute am Boden und drei Löschflugzeuge bzw. -helikopter werden den gesamten Samstag im Einsatz sein, also nur noch ein Zehntel der Einsatzkräfte wie am Donnerstag.
Update, 10. Juni 2022, 11.10 Uhr: Der Leiter der Einsatzkräfte hat das Feuer in der Sierra Bermeja am Morgen für „stabilisiert“ erklärt. Vom Status „kontrolliert“ sei man noch entfernt, ein „intensiver Nachteinsatz“ hunderter Feuewehrleute und anderer Hilfskräfte sowie „hohe Luftfeuchtigkeit und günstige Winde“ hätten dazu geführt, dass eine explosionsartige Ausdehnung des Feuers wie seit Beginn „sehr unwahrscheinlich“ sei. Rund 250 Feuerwehrleute bemühten sich nun, die Flammen zu kontrollieren, Vorsicht sei weiter geboten, vor allem die Flammenherde im Norden des Areals der östlichen Sierra Bermeja würden durch das „aggressive Gelände“ schwer einzudämmen sein.
Update, 10. Juni, 8:20 Uhr: Begleitet vom Zivilschutz konnten gestern ab 22 Uhr nach und nach die meisten der rund 2.000 noch Evakuierten in ihre Häuser in Benahavís und die umliegenden Urbanisationen zurückkehren. Die Levante-Winde hatten das nach wie vor nicht kontrollierte Feuer in nordwestliche Richtung dirgiert und so die unmittelbare Gefahr von den zuvor betroffenen Orten abgewendet.
Allerdings ist die Gegend von der starken Rauchentwicklung belastet, die auch den Einsatz der Löschflugzeuge und -helikopter einschränkte. Die Einsatzzentrale spricht vom heutigen Freitag, 10. Juni, von "entscheidenden Stunden" im Kampf gegen die Flammen, die bereits 2.100 Hektar Natur verbrannten. Die Windprognose ist günstig, das Gelände allerdings sehr kompliziert, so dass die rund 1.000 Einsatzkräfte eher an einem kontrollierten Abbrennen, einer Eindämmung arbeiten, statt an einer aktiven Löschung des Brandes.
Politiker aller Coleur nutzten den Brand für ihre Zwecke, Landesminister aus Sevilla, Minister aus Madrid, Lokalpolitiker und Wahlkämpfer defilierten zum Operativen Lagezentrum, um diverse Statments der Unterstützung der Rettungskräfte, des Mitleids für die Betroffenen und der Anschuldigungen an die jeweiligen politischen Gegner abzuladen. In Sozialen Netzwerken beklagten Feuerwehrleute und deren Berufsorganisationen wiederholt die prekäre Vertragslage, in der sich viele Kollegen der Waldbrandsondereinheit der Region Andalusien, Infoca, befänden, die praktisch nur als Saisonkräfte verpflichtet würden, hier ihr Leben riskierten, aber im Herbst wieder ihre Jobs verlören, so wie es für 700 Feuerwehrleute im vorigen Herbst der Fall war. Kritik gibt es teils auch an veralteter Ausrüstung und havarieanfälligen Fahrzeugen.
Update, 9. Juni 2022, 20.30 Uhr: Die Einsatzzentrale nannte bis zum Abend keine maßgeblichen Fortschritte im Kampf gegen das Feuer, die Flammen breiten sich seit dem Einsetzen von Levante-Winden aber in Richtung Westen bzw. Nordwesten aus in Richtung der im Vorjahr abgebrannten Flächen der Sierra Bermeja, was etwas Hoffnung mache. Von „kontrolliert“ könne aber noch keine Rede sein. Auch wegen der massiven Rauchentwicklung konnten die 23 Löschflugzeuge und -helikopter erst ab gegen 14 Uhr zum Einsatz kommen. Laut Einsatzleiter Alejandro García seien die „nächsten Stunden entscheidend“, ob man noch heute Nacht das Feuer zumindest für „unter Kontrolle“ erklären könnte. Noch sei das aber nicht der Fall.
Update, 9. Juni 2022, 11:30 Uhr: "Die Aussichten sind nicht gut, in der Nacht bewegte sich das Feuer rund 30 Meter in der Minute vorwärts". So die Einschätzung von Elías Bendodo, Kanzleichef des andalusischen Ministerpräsidenten Juana Moreno. Ein Anwohner ergänzt: "Was in der Sierra Bermeja im Vorjahr nicht verbrannte, verbrennt dieses Jahr". Und es ist erst Juni. Ob die Flammen bis an die stark besiedelten Küstenorte reichen, diese Prognose will zur Stunde niemand stellen, aber auch nicht ausschließen. Gegen Mittag meldete die Feuerwehr als Zwischenbilanz: 2.000 Hektar sind verbrannt.
Mittlerweile sind fast 1.000 Einsatzkräfte vor Ort, neben Feuerwehren und Militärs auch Freiwillige des Zivilschutzes aus Torremolinos, Mijas, Marebella, Benalmádena, Estepona, Antequera, Alhaurín El Grande, Ronda und Cártama. Doch die Wetterbedingungen und das Gelände lassen den Waldbrand weiter wüten. In manchen Zonen würden regelrechte Feuer-Hurricans registriert mit Temperaturen von 800 Grad. Ein kräftiger Terral-Wind und erwartete bis 37 Grad Hitze erschweren die Brandbekämpfung zusätzlich.
Über 3.000 Personen wurden aus ihren Häusern evakuiert, nach Marbella Club, Montemayor, Benahavís und Benahavís Hill auch erste Siedlungen auf dem Gemeindegebeit von Estepona, wie Velerín alto. Die A-7175 ist vollgesperrt, Anwohner und Touristen werden gebeten, die Gegend weiträumig zu meiden, des Rauchs wegen, aber auch, um die Straßen für die Rettungskräfte bzw. die Evakuierungen frei zu halten.
Zur Brandursache kann die Feuer weiterhin nichts sagen, da man noch nicht an die Ausbruchsstelle gelangt sei. Diese nennt sich Paraje La Resina, eine Finca, die dem früheren libyschen Diktator und Staatschef Muammar al-Gaddafi gehörte und die heute als privates Jagdgebiet inmitten eines Naturschutzgebietes von rund 6.500 Hektar ausgewiesen ist. Vor einigen Jahren gab es Pläne, hier eine Urbanisation samt Golfplatz zu errichten, das Projekt scheiterte aber in der Genehmigungsphase. Dieses Gebiet wiederum schließt fast nahtlos an viele wichtige Naturparks der Gegend an, die Serranía de Ronda, den Bosque de Cobre, Sierra Bermeja und die Sierra de las Nieves, die sogar Nationalpark ist.
Update, 9. Juni 2022, 07:20 Uhr: Über 500 Einsatzkräfte, darunter knapp 200 Soldaten kämpften die ganze Nacht gegen die sich schnell ausbreitenden Flammen des Waldbrandes etwa 20 Kilometer nordwestlich von Marbella. Das Feuer frisst sich weiter in Richtung Küste, breitet sich aber auch gen Norden aus. Am Morgen konnte die Flotte von Lösch-Helikoptern und Löschflugzeugen wieder aufsteigen, die die Flammen in erster Linie von bewohnten Gebieten fernhalten soll. Rund 3.000 Menschen aus den Urbanisationen Montemayor de Benahavís, Marbella Club, Benahavís Hill sowie das gesamte Zentrum von Benahavís wurden in der Nacht evakuiert, in San Pedro Alcántara, also direkt an der Costa del Sol, wurde eine Notaufnahmestelle für bis zu 500 Personen eingerichtet, bei der auch medizinische Hilfe angeboten werden kann.
Der Waldbrand bekommt politische Dimensionen, seine Rauchschwaden wehen in den andalusischen Landtagswahlkampf. Landesministerpräsident Juanma Moreno wird von linken Parteien, aber auch von Arbeitnehmervertretern vorgeworfen, kurz nach dem Brand in der Sierra Bermeja 2021 700 Infoca-Feuerwehrleuten (Infoca ist die Waldbrandbekämpfungseinheit der Landesregierung Andalusien) gekündigt zu haben sowie andere als eine Art Saisonarbeiter in prekären Arbeitsverhältnissen zu behalten. Außerdem würde die Junta die notwendige Flurpflege in den Bergregionen vernachlässigen. Beide Vorwürfe sind auch für die PSOE-Vorgängerregierung gültig, allerdings ist das über vier Jahre her, die PP-Regierung habe keine spürbaren Verbesserungen vorgenommen, trotz Kentniss der Situation.
Update, 9. Juni, 0:25 Uhr, Marbella/Benahavís: Das Feuer, der Waldbrand in Pujerra, im Dreieck zwischen Estepona, Marbella und Ronda mit Schwerpunkt in Benahavís ist außer Kontrolle, beunruhigende Nachrichten kommen von den Rettungskräften. Demnach haben sich drei Feuerwehrleute schwer verletzt, einer erlitt Verbrennungen an einem Viertel seines Körpers. Die Verletzten werden im Hospital Marbella behandelt.
Mittlerweile ist die UME, eine Katastrophen-Sondereinheit der spanischen Armee, mit rund 200 Kräften angerückt, um die Feuerwehren, die aus ganz Andalusien kommen, zu unterstützen. Über 500 Einsatzkräfte sind insgesamt vor Ort, allerdings können die zuvor eingesetzten bis zu 15 Hubschrauber und Löschflugzeuge wegen der Nacht ihre Arbeit nicht fortsetzen.
Die Aufgabe der Armee wird es vor allem auch sein, die vielen zerstreuten Siedlungen und Gehöfte in der Gegend aufzusuchen und gegebenenfalls zu räumen, wenn sie im potentiellen Einzugsgebiet einer immer bedrohlicher erscheinenden Flammenwand liegen, die bereits auch an der Costa del Sol weithin sichtbar ist.
Doch die Winde und hohen Temperaturen arbeiten gegen die Rettungskräfte, der Brand breitet sich nicht nur, wie zunächst, gegen Norden aus, sondern auch in Richtung Küste. Der Notfallstab der andalusischen Landesregierung hat am späten Mittwochabend, 8. Juni, die Evakuierung der Altstadt der 8.000-Einwohner-Stadt Benahavís angeordnet, präventiv, wie es heißt, auch drei weitere Urbanisationen im Umfeld wurden gegen 23 Uhr evakuiert, darunter Marbella Club und Benahavís Hill, wo auch viele ausländische Residenten wohnen. Dafür werden Busse und Taxis, aber auch private Fahrzeuge bereitgestellt. Insgesamt seien rund 3.000 Menschen von der Evakuierung betroffen, vorerst. Die Küstengemeinde San Pedro Alcántara hat eine Notaufnahmestelle für bis zu 500 Personen eingerichtet, bei der auch medizinische Hilfe angeboten werden kann.
Für Donnerstag hat sich die Ministerin für Raumplanung und Regierungssprecherin Spaniens, Isabel Rodiguez angekündigt, um vor Ort zeitnah Unterstützung von Regierungsebene koordinieren zu können.
Málaga/Ronda, Erstmeldung, 8. Juni, 19.00 Uhr - Am Mittwoch, 8. Juni 2022, brach gegen 15 Uhr ein Feuer zwischen Pujerra und Benahavís aus und ist zwischenzeitlich außer Kontrolle geraten. Bei der Gegend handelt es sich um ein bergiges Waldgebiet etwa 25 Kilometer nordwestlich von Marbella, etwa 15 Kilometer nördlich von Estepona und rund 20 Kilometer südlich von Ronda, am äußersten Westrand des Naturparks Sierra de las Nieves im Valle de Genal.
Ein starker Wind, ein sogenannter Terral mit über 40 Kilometern pro Stunde und extrem hohe Temperaturen fachten das Feuer so stark an, dass es von den zunächst rund 125 Feuerwehrleuten und 15 Helikoptern und Löschflugzeugen bis zum frühen Abend nicht eingedämmt werden konnte.
Gegen 17 Uhr rief das Waldbrandschutz-Zentrum Infoca der Landesregierung Andalusien den Notstand aus und forderte weitere Kräfte aus ganz Andalusien an, darunter auch Amphibienflugzeuge, die schnell Wasser im Meer oder in nahen Stauseen nachladen können. Allerdings ist ihre Einsatzzeit auf die Stunden mit Tageslicht beschränkt.
Die Urbanisation Montemayor de Benahavís, nördlich der AP-7 musste evakuiert werden. Dabei handelte es sich nach vorläufigen Angaben um eine Vorsichtsmaßnahme, Gebäude oder Personen seien noch nicht in unmittelbarer Gefahr gewesen, so die Feuerwehr. Rund 60 Personen mussten ihre Wohnungen verlassen und wurden zunächst ins Sportzentrum von Benahavís gebracht.
Der großflächige Waldbrand, dessen Dimensionen und Ursachen bisher nur schwer abzuschätzen sind, erinnert an das verheerende Feuer, das im September 2021 in der Sierra Bermeja, nicht weit von hier fast eine Woche lang wütete und damals 10.000 Hektar verbrannte. Die Rauchsäule des aktuellen Brandes ist bereits von der Küste der Costa del Sol aus sichtbar.
Andalusiens Ministerpräsident Juanma Morena sprach davon, dass "es schmerzt, schon wieder einen Waldbrand erleben zu müssen, der die Gegend der Sierra Bermeja betrifft. Die Feuerwehr meldete am Abend, dass sich das Feuer in nördliche Richtungen ausbreitet, das Waldgebiet ist schwer zugänglich, unsachgemäße Aufforstungsaktionen noch während der Franco-Zeit hätten Kiefern viel zu dicht gesetzt, so dass sie kaum in die Höhe wachsen konnten und sich zu einem undurchdringlichen Gestrüpp verfilzt hätten. Für die Flammen ein willkommenes Fressen.
Zum Thema: Waldbrand in Granada am 29. Mai 2022 bedrohte Weltkulturerbe.