Kein Zweifel, die starken Regenfälle in der Provinz Málaga seit Montag sind vor allem für die Landwirtschaft ein Segen. In manchen Gegenden fiel binnen 48 Stunden so viel Niederschlag wie im ganzen Jahr 2021. Das war allerdings nur ein Fünftel dessen, was nötig wäre. Für die Wasserwirtschaft der Kommunen, die vor allem vom Stand der Stauseen abhängt, ist der Landregen von „Celia“ indes nur eine kurzzeitige Linderung chronischer Trockenheit. An dem Inkraftreten des Wasser-Notstands wegen „außerordentlicher Trockenheit“ am 14. März, angeordnet durch die Regionalregierung, ändert „Celia“ nichts.
Erstmeldung, 12. März: Málaga - Von den Regenfällen in ganz Spanien und Andalusien dieser Tage soll man sich nicht täuschen lassen. Die Dürre hat Spanien weiter im Griff, in historischen Dimensionen. Vor allem Andalusien und da vor allem die Provinzen Málaga und Almería.
Die zuständige Kommission des Wasserwirtschaftsamtes, mit dem griffigen Namen "Comisión de la Gestión de la Sequía de la Demarcación Hidrográfica de las Cuencas Mediterráneas Andaluzas", ruft für alle mediterranen Küsten- und Bewässerungsgebeite Andalusiens mit Ausnahme Granadas, aber auch für den Campo de Gibraltar die Warnstufe "außerordentliche Trockenheit" aus. Beschlossen wurde das am Freitag, die Maßnahmen treten am Montag, 14. März, in Kraft. Für die gesamte Provinz Málaga samt der Costa del Sol hat diese Dürre-Warnung, die einem Wasser-Notstand gleichkommt, weitreichende Konsequenzen: In der Provinz Málaga wird die Verwendung von Wasser stark eingeschränkt.
Bereits zuvor hatten etliche Kommunen in der Provinz Málaga Wasserverschwendung den Kampf angesagt und Strafen für exzessiven oder sachfremden Wasserkonsum eingeführt. Doch auch wenn zwei Wetterfronten in diesen Tagen im Schnitt 20-40 Liter Regen pro Quadratmeter für die Provinz Málaga ankündigen, müssen die Wasserwächter die Notbremse ziehen, denn die monatelange Trockenheit in Spanien, besonders in Andalusien, hat die Reserven fast aufgebraucht.
Im hydrologischen Jahr sind im Westen der Costa del Sol nur 21,5 Prozent der im langjährigen Mittel üblichen Regenfälle niedergegangen. Die Reserven der Wasserspeicher sind auf 37,7 Prozent der Kapazität verdunstet. Am übelsten sieht es im Speicher- und Bewässerungssystem Guadalhorce-Limonero aus, wo nur 16 Prozent der sonst üblichen Regenfälle eintrafen. Der Benínar-Stausee in Almería ist sogar nur bei 8,4 Prozent seiner Auslastung, nur 12,5 Prozent der erwartbaren Niederschläge fielen seit September. Der Stausee Cuevas de Almanzora ist mit 6,8 Prozent Befüllung praktisch trockengelegt. Der embalse de La Viñuela, nördlich von Vélez-Málaga und wichtigstes Wasser-Reservoir für die östliche Costa del Sol, sonst ein quirliges Naherholungsgebiet und Ausflugsziel, sieht aus wie eine Wüste.
Ähnlich sieht es am Campo de Gibraltar aus, wo die Niederschlagsmengen zwei Drittel unter dem langjährigen Schnitt liegen, die Reserven auf 25 Prozent geschmolzen sind, der Stausee Viñuela ist bei 14 Prozent, nur 10 Prozent der sonst durchschnittlichen Regenmenge kam dieses Jahr hier an. Neben den Einschränkungen für die Wassernutzung müssen die Kontingente für die Landwirtschaft gekürzt werden, seit einer Weile schon. "Avocados werden kleiner und erzielen schlechtere Preise", beklagen Landwirte und fordern Lösungen vom Staat. Dass Avocados in Zeiten anhaltender Dürren womöglich keine nachhaltige Anbaufrucht mehr sein könnten, wollen sie nicht einsehen.
Je nach Lage in den Stauseen regulieren die Wasserwirtschaftsämter nach gesetzlichen Tabellen die Ableitung des Wassers. Immer unter der Prämisse: Volk vor Wirtschaft. So werden zum Beispiel 10 Prozent die Zuleitungen für die Privathaushalte gedrosselt, um 20 jene für die kommunale Wasserversorgung, aber um 40 Prozent für die Bewässerung der Landwirtschaft oder Industriebedarf.
Mit Millioneninvestitionen und Notplänen will die Landesregierung Andalusien gegensteuern, betont aber immer, dass die großen Lösungen in Händen der Minister in Madrid lägen. 18 Millionen Euro steckt die Junta in eigene Projekte, die Hälfte davon fließt in Überleitungs- und Auffangsysteme entlang der östlichen Costa del Sol sowie in die Erhöhung der Kapazitäten der unter Landeskontrolle stehenden - meist kleineren - Entsalzungsanlagen wie El Atabal.
An der Erkenntnis, dass Spanien, Andalusien und so auch deren Landwirtschaft und Urlaubskonzepte angesichts des Klimawandels vor dem größten Umbruch ihrer Geschichte stehen, ändert das Flickwerk aber nichts. Die Einsicht verweigern die Big Player der Branchen und in Teilen auch die Politik aber noch. Die Bevölkerung macht keinen Druck, solange Obst und Gemüse nicht aus- und bezahlbar bleiben und das Wasser beim Aufdrehen des Wasserhahns noch fließt. Aber wie lange noch?
Das Wasserwirtschaftsamt CHG (Confederación Hidrológica del Guadalquivir) hat eine klara Ansage gemacht. Wasser für die Bevölkerung bleibe "garantiert", aber für die Landwirtschaft gibt es "keine Garantien mehr". "Nach vier Rekord-Dürren hintereinander" gebe es nichts mehr zu verteilen, auch nicht im Westen Andalusiens, das CHG wird daher die Mengen für die Bewässerung um rund 80 Prozent kürzen müssen. Das betrifft die legalen Landwirte, doch die Landesregierung in Andalusien schickt sich an, 1.800 Wasserklauer, illegale Erdbeerplantagen im Naturpark Doñana durch eine Amnestie freizusprechen. In Murcia wird Wasser ungeniert gestohlen und weiterverkauft.
Zum Thema: Wasserklau im großen Stil in Spanien.