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Wohnung mieten an Costa del Sol: Prämie für Langzeitvermietung in Benalmádena

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Von: Marco Schicker

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Benalmádena an der Costa del Sol
Fluch der Bettenburgen: Benalmádena an der Costa del Sol ist ein Paradabeispiel für den Exzess im Tourismus Spaniens. © Rathaus Benalmádena

Vermieter erhalten in Benalmádena bis zu 6.000 Euro jährlich, wenn sie Wohnungen langfristig vermieten. Warum das der Urlaubsstadt an der Costas del Sol wichtig ist und warum der Zuschuss nicht gleich an die Mieter geht.

Benalmádena – Die Zahl der legal gemeldeten „touristischen Betten“ außerhalb gewerblicher Hotels - also in Ferienwohnungen - ist in Benalmádena seit 2016 von 2.000 auf 27.000 gestiegen. Diesen Trend, der nicht nur an der gesamten Costa del Sol, sondern in allen spanischen Urlaubsregionen anhält und mitunter ganze Innenstädte entvölkert, will der Bürgermeister Víctor Navas zumindest in seiner Gemeinde einbremsen, umkehren wird kaum möglich sein, zu sehr ist Benalmádena geprägt von Bettenburgen der ersten und zweiten Tourismuswelle in Spanien, die von Anfang an nur dem Strand- und Sommertourismus dienten sollten.

Fluch der Bettenburgen: Bezahlbarer Wohnraum für Mitarbeiter der Tourismus-Industrie in Spanien knapp

Bürgermeister Navas treiben zwei Gedanken an: Die Stadt braucht eine gesunde Mischung, also auch bezahlbaren Wohnraum für arbeitende Menschen, die Köchin aus dem Chiringuito, den Kellner des Hotels, die zur Zeit entweder prekär in Wohngemeinschaften ausharren oder weit aus dem Hinterland anreisen müssen, was bei den in Spanien nicht seltenen geteilten Schichten zu einer Tortur werden kann und immer mehr Kellner und Köche Spaniens zur Flucht aus ihrem Beruf animiert - neben miesen Löhnen, Arbeitszeiten und Chefs.

Was passiert, wenn die Mieten in Urlaubsregionen Spaniens durch die Decke schießen, kann man jährlich auf Ibiza sehen, wo das Personal der Tourismusbranche mitunter auf Balkonen schlafen muss. Und man sieht es dieses Jahr besonders krass in den spanischen Pyrenäen, wo Kellner und Skilehrer „draußen“ in ihren Wohnmobilen übernachten müssen.

Benalmádens Bürgermeister Víctor Navas
Benalmádens Bürgermeister Víctor Navas (3.v.l.) will seine Stadt ganzjährig attraktiv machen: für Spanier und Touristen. © Rathaus Benalmádena

Neben dem sozialen Aspekt geht es dem PSOE-Bürgermeister auch um die Entzerrung der Hochsaison an der Costa del Sol, in der Ferienvermieter zwar groß Kasse machen können, aber die auch wenig davon haben, wenn ihre Ferienwohnung den Rest des Jahres verwaist leersteht. Nicht nur finanzielle Verluste werden dann riskiert, sondern auch Verfall oder illegale Hausbesetzung, die in Spanien bekanntlich ein kontroverses Thema ist.

„Digitale Nomaden“ und Überwinterer aus dem Ausland oder - noch besser - gänzliche Auswanderer nach Spanien sollen mit der Initiative nach Benalmádena angelockt werden, so die Idee von Víctor Navas, der bewusst nicht den Golfsport, Shopping-Tourismus oder die Avancen der Privatkliniken für Schönheitschirurgie anspricht, den so einige Nachbargemeinden, allen voran Marbella promoten oder für mehr Junggesellenabschiede wirbt, die Málaga Stadt mitunter in ein Tollhaus verwandeln. Navas kämpft lieber dafür, dass die Busse von und nach Málaga oder Marbella bald kostenlos werden.

Subventionen für Vermieter an Costa del Sol: Tausende Euro für Langzeitverträge

Wallfahrt durch Benalmádena
Wallfahrt durch Benalmádena als Auftakt zur großen Feria 2022. © Rathaus Benalmádena

Die Lösung des Stadtchefs von Benalmádena? Subventionen für Langzeitvermieter aus Steuergeldern. 4.000 Euro pro Wohnung mit einem Schlafzimmer bis zu maximal 6.000 Euro pro Wohnung mit drei oder mehr Schlafzimmern können Eigentümer von vermietbarem Wohnraum pro Jahr kassieren, wenn sie bereit sind, ihre Wohnungen für je mindestens ein Jahr zu vermieten.

Navas will damit aber nicht zuerst das Luxussegment subventionieren, das in einer völlig anderen Liga spielt, sondern „normale Wohnungen“ für normale Menschen. Weshalb er bei Monatsmieten von 700 Euro für Wohnungen mit einem „dormitorio“, 800 Euro bei zwei und 900 Euro bei drei Schlafzimmern einen Strich zieht. Diese Information ist daher nicht nur für Vermieter interessant, sondern auch für potentielle Mieter, die bei der Wohnungsssuche und den Preisverhandlungen vielleicht einen Mietrabatt herausschinden können, mit dem Hinweis auf die dem Vermieter winkende Prämie.

Kurioses aus Benalmádena: Das Fake-Castillo Bil-Bil

Playa Bil-Bil in Benalmádena
Strand mit Farbtupfer: Playa Bil-Bil in Benalmádena. © Turismo Costa del Sol

Laut Rathaus kam mehrfach die Frage auf, warum das Geld nicht direkt als Mietbeihilfe an die Mieter gezahlt wird. Die offizielle Antwort lautet: weil das juristisch nicht statthaft wäre, Mietbeihilfen seien Landessache. Doch tatsächlich fürchtet die Stadtverwaltung, dass sich Mieter samt der Hilfe aus dem Staub machen oder durch fingierte Verträge unzulässig bereichern könnten, während Vermieter durch ihre Immobilie ortsgebundener und durch das Finanzmat besser kontrollierbar seien.

Die Initiative des Bürgermeisters läuft indes sehr mühsam an, 2021 interessierten sich gerade 27 Vermieter für das Konstrukt, 2022 waren es auch erst 43. In diesem Jahr stünden für das Projekt insgesamt 700.000 Euro bereit, den Zuschuss gibt es also, solange der Vorrat reicht. Eine Aufstockung bei Bedarf hat das Rathaus in Aussicht gestellt. Anfragen an: urbanismo@benalmadena.es.

Zum Thema: Was macht ein Mississippi-Dampfer an der Costa del Sol? Die Irrfahrt der „Willow“ bis Benalmádena

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