Die von PAH stehen dann nicht nur mit ihrem Transparent vor der Tür und schlagen Lärm - die Polizisten grüßen sie schon mit Namen - sondern helfen den Betroffenen auch vor Gericht und den städtischen Behörden. „Auf der einen Seite ist der Räumungsbescheid wegen der Einforderung der Hypothek, doch auf der anderen Seite gibt es das Gesetz zum Kinderschutz“. PAH versucht, die Verantwortlichen zu überzeugen, dass man eine Familie mit vielen Kindern und sehr geringen Einkünften „nicht einfach auf die Straße setzen kann, sie haben das Recht auf eine Wohnung“. Wenn die Bank oder deren Immobilien-Filiale für Objekte mit „faulen Krediten“ eine Lösung verweigern, zum Beispiel eine an die Möglichkeiten der Familie angepasste Miete, bleibt noch, die Stadt um eine alternative, bezahlbare Unterkunft zu bitten. Weigert die sich auch oder redet sich raus, könnte ein Richter die „Verletzlichkeit“ der Familie deklarieren, was zumindest die Räumung aufschiebt, bis eine Lösung ohne Obdachlosigkeit gefunden wird.
Bei Cristina, ihren drei minderjährigen Kindern, einer Tochter mit schwerer Behinderung und einer 21-jährigen Tochter, die selbst Mutter ist, will die UCI-Santander an die Wohnung. Die Familie lebte zuletzt nur von der Schwerbehindertenrente der Tochter, es sei auch müßig Fragen nach „Schuld“ oder „falschen Lebensentscheidungen“ zu stellen, denn die Kinder seien daran nicht Schuld, sie seien zu schützen, so die Einstellung von PAH, deren Aktivisten oft erstmals stapelweise Papierkram aufbereiten und die Angelegenheiten überhaupt in verhandelbare Bahnen lenken. Ihnen gelang in letzter Minute ein Aufschub, zunächst bis Ende April. „Wir werden nochmal versuchen, mit der Bank zu verhandeln, vielleicht gemeinsam mit dem Rathaus“. Ein paar Tage später haben sie weniger Glück, Luisa und ihre Kinder müssen aus ihrer Wohnung raus, mit der Firma BTL war nicht zu reden, ein Richter gab zwar Aufschub bis Juni, aber „mit Immobilienentwicklern, die klare Zeitpläne und Renditeziele haben, lässt sich noch weniger verhandeln als mit Banken“, so PAH. Auch hier geht es um eine alleinerziehende Mutter, drei Kinder, eines mit Einschränkungen.
2022 gingen die Räumungen etwas zurück, 2023 werden sie wieder anziehen. Per Gesetz sind Zwangsräumungen „sozial verletzlicher Personen und Familien“ untersagt, doch dazu braucht es ein Gerichtsurteil. Andalusien führt die Liste der Räumungen wegen der „Zwangsexekution von Hypotheken“ mit 5.668 im Vorjahr an, Katalonien folgt mit 4.660, dann Madrid und Murcia. Speziell in Málaga fehlten rund 10.000 Sozialwohnungen, bemängelt die linke Opposition im Rathaus und der Bedarf - auch wegen steigender Hypothekenzinsen und Inflationsdruck, vor allem aber wegen Ferienwohnungsschwemme und Luxusbaurausch - steige massiv. Der Bürgermeister negiert das, man würde das „falsche Zeichen“ setzen, eine prosperierende Stadt würde für Jobs, Einkommen und allgemeinen Wohlstand sorgen, sprich, der Markt soll es richten, verliert sich die regierende PP gerne in Allgemeinplätzen.
In Málaga stiegen die Mieten in nur einem Jahr um 25 Prozent, so stark wie nirgends sonst in Spanien, unter 2.000 Euro gibt es keinen Quadratmeter Eigenheim mehr und die Hypothekenraten stiegen in vielen Fällen um 40 bis 60 Prozent, manche haben sich sogar verdoppelt. Die Aktivisten von PAH wollen dennoch nicht aufgeben. Sie können nicht die sozialen Probleme einer außer Rand und Band boomenden Stadt lösen, „aber wir können in einzelnen Härtefällen helfen“. Denn echte Hilfe, ist immer konkret.
Infos und Mitwirkung unter www.pahmalaga.com.