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Geometrie trifft Kunst: Alicante feiert Sempere-Jahr mit neuen Ausstellungen

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Von: Kristina Pfahl

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Eine Frau blickt auf zwei Bilder des Künstlers Eusebio Sempere
Optische Meisterwerke: Semperes Kunst wird in Alicante ausgestellt. © Ángel García

Alicante läutet mit Ausstellungen im Museum für zeitgenössische Kunst und im Museum der Universität das Sempere-Jahr zum 100. Geburtstag des verstorbenen Künstlers ein. Besucher können hier seine optische und kinetische Kunst bestaunen.

Alicante - Dass seine Werke einmal in den berühmtesten Museen der Welt, darunter im Museum Reina Sofía in Madrid oder im Moma in New York, hängen würden, hatte in dem Dorf Onil im Hinterland der Costa Blanca, wo Eusebio Sempere am 3. April 1923 geboren wurde, niemand ahnen können. Anlässlich des 100. Geburtstags des 1985 verstorbenen Künstlers hat die Provinz Alicante 2023 das Sempere-Jahr eingeleitet, mit dem auch nach seinem Tod an ihn und sein Werk erinnert werden soll. Die Skulpturen und Bilder von Eusebio Sempere sind sehr präsent im Stadtleben von Alicante: so sind beispielsweise der geometrische Bodenbelag der Avenida Óscar Esplà, die Pyramide in La Isleta oder die Wandverkleidung an Alicantes Flughafen von ihm entworfen worden. Zu seinen Ehren werden dieses Jahr einige zusätzliche Ausstellungen seine Werke präsentieren.

Ab ins Museum: Ausstellungen in Alicante präsentieren Semperes Werke

Neben dem Museum für Zeitgenössische Kunst in Alicante (MACA), in dem die Stadt eine umfassende Kollektion mit Skulpturen, Bildern und Zeichnungen des Künstlers ausstellt, können in dem Museum der Universität von Alicante (MUA) einige Bilder Semperes aus dem Fundus der Uni in einer temporären Ausstellung besucht werden. Die rund 25 Werke sollen dort die Kunst mit der Biografie des Künstlers vereinen, indem sie seine verschiedenen Lebensetappen von der Geburt bis zum Tod repräsentieren.

„Er war schon als kleiner Junge sehr an Kunst interessiert und hat in der Puppenfabrik seiner Eltern geholfen, die Figuren anzumalen“, erzählt Remedios Navarro, die durch die Ausstellung im Museum der Universität von Alicante führt. Und das, obwohl Sempere als Junge eine schlimme Augenkrankheit erlitt und auf dem einen Auge kaum sehen konnte, was sich auch in seinem Selbstportrait widerspiegelt, auf dem nur ein Auge zu sehen ist. „Sein Vater war nicht besonders begeistert davon, dass er Künstler werden wollte, schließlich war dies ein unsicherer Beruf“, fügt Navarro hinzu.

Spiel mit dem Licht: Semperes optische Kunst kann in Museen in Alicante bestaunt werden

Trotzdem verfolgte der Künstler seine Leidenschaft durch die schweren Jahre des Bürgerkrieges in Spanien, während dem die Familie ihr Haus sowie die Fabrik verlor, und lernte in Valencia die klassischen Kunststile jener Zeit kennen, die seiner Kreativität jedoch nicht gerecht wurden. „Erst durch seinen Aufenthalt in Paris, wohin er dank eines Stipendiums gelang, konnte er seinen Stil finden“, erklärt Navarro. Obschon Eusebio Sempere in dieser Zeit von Armut geplagt war, prägte die Stadt ihn sehr. Hier beginnt er auch, den Kontakt zu anderen Künstlern der Avantgarde zu pflegen. Mit dem Aufenthalt in Paris und anschließend in Madrid wird sein Stil reifer, die für Sempere typischen geometrischen Werke im Stil der optischen und kinetischen Kunst dominieren jetzt sein Wirken.

Eine Frau steht in einem Museum vor Bildern des Künstlers Eusebio Sempere
Im Museum der Universität Alicante hängen zum Sempere-Jahr 25 Bilder. © Kristina Pfahl

Das sieht man auch an den Bildern in der Ausstellung in dem Museum der Universität, die zunehmend abstrakter werden. Während die ersten Werke, wie das Selbstportrait, in einem klassischen Stil gezeichnet sind, nehmen die geometrischen Figuren schon bald überhand. Bilder und Skulpturen des Künstlers spielen mit der Farbe, mit der Perspektive, mit dem Schatten und mit dem Licht. Semperes Inspiration soll vielfältig gewesen sein und von der Geometrie über Licht, Poesie und Landschaften bis hin zu Musik gereicht haben. „Sempere hatte zum Beispiel von einem Freund eine Schallplatte mit den ,Vier Jahreszeiten von Vivaldi‘ geliehen bekommen“, meint Remedios Navarro, „und diese haben ihn dazu inspiriert, seine Jahreszeiten-Bilder zu erstellen“.

Kunst des Siebdrucks: Sempere nutzt die Technik für viele Bilder der Ausstellung in Alicante

Viele Bilder der Ausstellung wirken auf den ersten Blick unkompliziert in ihrer Herstellung. Bei näherem Betrachten erkennt der Besucher jedoch die vielen Details hinter den geometrischen Figuren. Viele der Werke in dem Museum in Alicante bestehen nämlich nicht nur aus einer einzelnen geometrischen Form, sondern setzen sich aus unzähligen dünnen Linien zusammen. Es ist eine der Techniken, die Eusebio Sempere im Laufe seines Lebens perfektionierte: der Siebdruck, bei dem die Farbe durch ein feines Gewebe hindurch auf das Papier gedruckt wird.

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„Für jede Farbe muss eine andere Schablone verwendet werden“, erklärt Navarro. „Die Bilder nutzen zum Teil um die 20 Farben. Die Herstellung ist also sehr aufwändig.“ Ein Vorteil des Siebdrucks ist, dass mehrere identische Bilder mit dem Verfahren hergestellt werden können. Einige Originale Semperes gibt es deshalb mehrfach und hängen in verschiedenen Ausstellungen. Auch an anderen experimentellen Verfahren wie dem grafischen Design mithilfe des Computers probierte sich der Künstler. Für sein Schaffen erhielt der Künstler zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem ist er die erste Person, die sich mit dem Ehrendoktortitel der Universität Alicante schmücken durfte. Trotz des internationalen Rufes ist Sempere seiner Heimatstadt sehr verbunden geblieben und seine Kunst kann heute in den Museen in Alicante bestaunt werden.

Ausstellungen in Alicante

Museum für zeitgenössiche Kunst (Maca): Dauerausstellung, Di.-Sa. 10-20, So. 10-14 Uhr.

Museum der Universität Alicante (MUA): „La Luz de Sempere“, Mo.-Fr. 9-20 Uhr, Sa. und So., 10-14 Uhr. Bis Mitte Juli.

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