Der Fund des schönsten Efebus Hispaniens, eines hellenistisch gestalteten Bronze-Jünglings aus dem 1. Jahrhundert in einem Feld sowie die Grabanlagen der einstigen Sklavin Acilia Plecusa, die durch ihre „Affäre“ mit ihrem Eigentümer zur Grande Dame der Umgebung aufstieg, sind die Höhepunkte des Stadtmuseums von Antequera, in der auch zwei viel kleinere, aber besonders feine Reliefs aus der Villa de la Estación aufbewahrt werden, darunter die „Venus von Antikaria“ und ein vorwitziger „Eros“.
Hier finden sich auch jene Mosaiken der Oliven-Villa, die zu zerbrechlich waren, um sie im freien Feld zu belassen sowie etliche andere Wanddekorationen aus anderen Fundstätten in einem Umkreis von nur wenigen Kilometern von Antequera. Noch im Sommer 2023 soll die Anlage, aus der die Mamorgesichter stammen, für Besuche zugänglich gemacht werden, die Mosaiken werden überdacht, Wege für Besucher angelegt, Schilder aufgestellt und Bereiche, die noch erschlossen werden müssen, abgesperrt. Mehre hunderttausend Euro wird die Stadt darin investieren.
Erst kürzlich konnte das Stadtmuseum Antequera weitere erstaunliche archäologischen Funde aus der Römerzeit präsentieren. Dabei handelt sich um ein römisches Gräberfeld mit überraschenden Extras, das im Sommer 2022 unweit der AVE-Station und des Ortsteils Bobadilla von Bauarbeitern gefunden wurde. Sie sind hier dabei, die Natur für die Errichtung des „puerto seco“, eines gigantischen Logistikparks, platt zu walzen. 54 Gräber aus dem 1. und 2. Jahrhundert, also der römischen Blütezeit in Hispania, konnten die Archäologen identifizieren, rund die Hälfte davon als Einäscherungen. Heraus ragt ein Grab mit reichlich Beigaben. In einem an sich schon selten zu findenden Bleisarg fanden sich die Überreste eines etwa 15-jährigen Mädchens, das ein Kleinkind in den Armen hält. Über der Grablege fand man die gleiche Konstellation nochmals, aus der gleichen Zeit, allerdings ohne Sarg. Die Vermutung: Es handelt sich um eine Sklavin des verstorbenen Mädchens, die, samit ihrer Tochter, mit der Herrin starb, warum auch immer. Eine Seuche ist am wahrscheinlichsten.
Weitere sehenswerte historische Grabungsstätten sind natürlich die Dolmen von Antequera, Unesco-Weltkulturerbe, mit ihren vielen Legenden. An diesen Dolmen wurde kürzlich die älteste Bodega Spaniens gefunden und der Nachweist erbracht, dass in Spanien schon in der Steinzeit Wein gekeltert (und getrunken) wurde. Etwas nach Norden gibt es ein weiteres Kuriosum. Neben dem Stause Fuente de Piedra, noch im Kreisgebiet von Antequera, liegt der Cortijo de las Mezquitas, ein 500 Jahre alter Bauernhof, dessen Wände eine Moschee aus dem 9. Jahrhundert umschließen, die mitten im Nirgendwo steht, zu ihrer Zeit aber eine der größten von Al-Ándalus war. Was sie hier sollte, darüber rätseln die Historiker eifrig, während das Gebäude leider immer mehr zu Staub zerbröselt.
Zum Thema: Kreuz und quer durch Antequera - Ein Reisetipp hinter die Kulissen.
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