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Krieger aus China: Ausstellung über berühmte Terrakotta-Armee in Alicante

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Von: Kristina Pfahl

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Nahaufnahme eines Soldaten aus der Terrakotta-Armee von Xi‘An
Die chinesische Terrakotta-Armee besteht aus einzigartigen Figuren, die in Alicante zu sehen sind. © David Revenga

In Alicante zeigt das Archäologiemuseum Marq eine einzigartige Ausstellung über die Terrakotta-Armee aus dem alten China. Über 120 Stücke, unter anderem mehrere Tonsoldaten können die Besucher bestaunen.

Alicante - „Wir betreten jetzt die Welt der Toten“, erklärt Marcos Martinón-Torres, Archäologe und Mitarbeiter des archäologischen Museums Marq de Alicante, bevor die Besucher den Raum betreten, über den mannshohe Krieger aus Terrakotta wachen. Im alten China glaubte man, dass das Leben nach dem Tod weitergeht, und dafür wurden alle Besitztümer, die man im Jenseits nicht missen möchte, mit ins Grab genommen. Anfangs beinhalteten diese vor allem reale Gegenstände, Tiere und auch Personen, die mit dem Toten begraben wurden, doch später ersetzten die Chinesen diese mit Nachbildungen aus Ton. Einige einzigartige Stücke aus der berühmten chinesischen Terrakotta-Armee von Xi‘An sind nun im Rahmen einer umfangreichen Ausstellung in Alicante zu sehen.

Macht über den Tod hinaus: Ausstellung über Chinas Terrakotta-Armee in Alicante

Damit er im Tod genauso mächtig ist wie im Leben, ließ Chinas erster Kaiser, Qin Shi Huang, vor über 2.000 Jahren eine zehn Quadratkilometer große unterirdische Grabstadt mit einem ewigen Palast erbauen, die 1974 in der Nähe von Xi’An entdeckt wurde. Beschützt wird der Kaiser hier für die Ewigkeit von der sogenannten Terrakotta-Armee, die aus 8.000 Soldaten, gefertigt aus Ton, besteht. Für die nächsten Monate stellen diese das Zentrum der neuen Ausstellung des Archäologiemuseums an der Costa Blanca dar, das immer wieder interessante Expositionen zeigt, wie etwa zuletzt die Ausstellung über römische Gladiatoren. „Das Vermächtnis der Dynastien Qin und Han. Die Krieger des Xi‘An“ nennt sich die in Zusammenarbeit zwischen dem spanischen Museum und dem Kulturministerium von China sowie neun Museen aus Shaanxi, China, entstandene Exposition.

Ende März wurden die Türen des Museums in Alicante für Besucher geöffnet, die sich in die Welt des alten Chinas entführen lassen möchten. „Es ist das erste Mal, dass diese Stücke in einem spanischen Museum ausgestellt werden“, meint Marcos Martinón-Torres, „und das Besondere an der Ausstellung ist, dass sich hierbei die Archäologie, die Technik und die Wissenschaft vereinen“. Aus den Funden könne man nämlich Rückschlüsse auf das Leben in China während der Imperien von Qin und Han sowie über die technische Herstellung der Terrakotta-Figuren ziehen.

Beschützer für die Ewigkeit: Chinas Terrakotta-Armee wacht über das Museum in Alicante

Einige der 120 Ausstellungsstücke lassen sich auf eine Epoche datieren, zu der China noch aus einem Teppich von verschiedenen Staaten und Herrschaftsgebieten bestand, die erst 221 v. Chr. von dem jungen Kaiser Qin zu einem Land vereint wurden. Die verschiedenen Gefäße, Figuren, Dekorationen und auch Waffen, die in einem nach Kirschblüten duftenden Saal ausgestellt werden, erinnern an diese Zeit und versetzen den Besucher zurück in eine ferne Epoche. Jeder der Räume der Ausstellung begleitet den Besucher mit Instrumentalmusik und einem speziell für das Thema des Raumes ausgewählten Duft durch die Exposition. Für den Saal in dem Museum in Alicante, der Funde aus dem Grab beinhaltet, wurde beispielsweise Weihrauch gewählt.

Mehrere Gefäße die aus dem alten China stammen
Gefäße aus dem alten China werden in Alicante ausgestellt. © David Revenga

Das Herzstück der Ausstellung an der Costa Blanca ist der Saal mit einigen ausgewählten Kriegern der Terrakotta-Armee aus China. Die großen Tonfiguren sind in detaillierte Rüstungen gekleidet, deren bunte Farbe mit der Zeit verblasst ist. Jede von ihnen ist einzigartig und sie alle besitzen verschiedene Gesichtszüge, was die Arbeit hinter ihrer Herstellung erahnen lässt. Anhand der Zoom-Punkte, die an den Wänden der Ausstellung angebracht sind, können die Besucher mehr über die technischen Hintergründe erfahren. Nicht nur Krieger sind zu sehen, sondern auch andere Keramik-Figuren wie Tiere, Diener oder Gegenstände. Neben den originalen Funden sind auch Nachbildungen ausgestellt, wie etwa eine Pferdekutsche aus Bronze, Gold und Silber, die aus 3.000 Teilen besteht und über 1.200 Kilogramm wiegt. Experten nehmen an, dass der chinesische Kaiser in einem solchen Gefährt nach seinem Tod zum Grab transportiert wurde.

Der Einfluss der Qin-Dinastie: Das Kulturerbe der chinesischen Terrakotta-Armee

Das Ausmaß von Qins Imperium in China lässt sich höchstens mit dem Römischen Reich vergleichen, so bedeutend war seine Macht. „Unsere Ausstellung in Alicante soll die Besucher auch für das Werk der vielen Arbeiter, Künstler und Archäologen sensibilisieren, die hinter den Funden stecken“, meint Martinón-Torres. Von den Hunderttausenden Arbeitern, die die Stadt unter der Erde mit der Terrakotta-Armee, den 500 Pferden, den 130 Karren und zahlreichen Dekorationen erschufen, sind lediglich 18 Namen bekannt. Viele von ihnen sind bei den Arbeiten, teils gewaltsam, ums Leben gekommen und wurden in Massengräbern bestattet.

Nachbildung einer Pferdekutsche aus dem alten China
Pferdekutschen wie diese transportierten den Kaiser von China zum Grab. © Kristina Pfahl

Die Grabstätte mit ihrer Terrakotta-Armee hebt die Bedeutung des Todes im alten China hervor. Qin Shi Huang blieb nicht der einzige Kaiser, der sich einen Platz für die Ewigkeit erbauen lässt: Viele weitere Kaiser, auch der Han-Dynastie, folgten schon bald seinem Beispiel. In der Ausstellung in Alicante werden daher auch einige Stücke aus dem Mausoleum Yangling präsentiert, welche den Einfluss von Qins Grabstätte auf nachfolgende Generationen verdeutlichen. Die Grabstätte Qin Shi Huangs gilt heute als Weltkulturerbe und zieht zahlreiche Besucher an. Für diejenigen, die den langen Weg nach China nicht antreten, aber trotzdem etwas über die Terrakotta-Armee lernen möchten, bietet die Ausstellung „El Legado de las dinastías Qin y Han. Los guerreros de Xi‘An“ im Museo Arqueológico de Alicante eine seltene Gelegenheit.

Ausstellung über Chinas Terrakotta-Armee in Alicante

Zu sehen bis 28. Januar 2024. Infos, Öffnungszeiten und Eintrittspreise auf der Internetseite des Marq.

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