Zunächst im Prado ausgestellt, kam die Ibererin 1971 im Nationalen Archäologiemuseum unter. Bis heute. Um eine feste Rückkehr in ihre Heimatstadt ringen Elche und Madrid seit gefühlten Ewigkeiten. Vordergründig spielen Sorgen um den Zustand der jahrtausendealten Dame eine Rolle, in Wirklichkeit aber auch ihr politisches Gewicht. Ja, beachtlichen weltlichen Einfluss kann die göttliche Dame ausüben. Das bewies sie etwa, als Spanien nach ihrem Abgang 1897 die Gesetze zum Verkauf archäologischer Funde und zur Regulierung von Ausgrabungen verschärfte. Auch Frankreich setzte nach dem Verlust der Dame 1941 ein neues Gesetz ein, um solche Exporte fortan zu verbieten.
Kein Wunder, dass sie so begehrt ist, diese aus Elcher Gestein geschnitzte Frau, mit ihrer himmlisch-irdischen Wirkung über die Grenzen der Länder hinweg. Nur eines vermag (oder beabsichtigt?) die Dama de Elche momentan nicht zu erwirken: Ihre Rückkehr aus Madrid in ihre Heimatstadt. Vergeblich bemühte sich Elche darum, die iberische Büste 125 Jahre nach ihrem Fund „zu Hause“ zu beherbergen. Doch was steckt dahinter? Die Zeitung „Información“ hakte in diesen Tagen bei der Frau an, die für den letzten Besuch der iberischen Dama de Elche an der Costa Blanca gesorgt hatte: Carmen Calvo, 2006 als spanische Kultusministerin für die mehrmonatige Ausstellung der Büste in Elche zuständig.
Im Gespräch warb Spaniens beliebte sozialistische Politikerin Carmen Calvo um Vertrauen für den nun zuständigen Kultusminister Miquel Iceta (beide PSOE), übte aber indirekt Kritik an ihm. Iceta nämlich erlaubt partout keine Abreise der Dama de Elche aus Madrid und beruft sich auf Weisungen von Fachleuten, die 2500 Jahre alte Statue könnte auseinanderbröckeln. „Positionen von Experten sind sehr rigoros, aber wir Politiker sind dazu da, Risiken einzugehen“, sagte die PSOE-Dame.
Dabei räumte Carmen Calvo jedoch ein, dass die Zentralregierung in Madrid neben materiellen Schäden noch ein anderes ernstes Risiko befürchte: Wenn die Dama de Elche nämlich an die Costa Blanca reist, könnten auch andere Orte des Landes ihre vielen spanischen Kulturgüter aus der Hauptstadt für sich beanspruchen. „Ich habe es selbst erlebt“, so die Sozialistin, die 2006 mit der Reise der Dama de Elche Ansätze dieses Auseinanderbröckelns in Spaniens Kulturszene auslöste.