1. Costa Nachrichten
  2. Kultur

Costa Blanca: Der Künstler, der den Peñón in Calpe aufräumte

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Anne Götzinger

Kommentare

Der Künstler Viktor Ferrando hinter einem Müllberg, im Hintergrund der Peñón de Ifach in Calpe.
Rund 500 Kilo Müll hat Künstler Viktor Ferrando am Peñón de Ifach an der Costa Blanca gesammelt. © Viktor Ferrando

Rund 160 Mal ist Bildhauer Viktor Ferrando den Peñón de Ifach in Calpe hinaufgestiegen und hat rund 500 Kilo Müll mit heruntergebracht. Aus der Aktion an der Costa Blanca ist zusammen mit dem Rotary Club ein Projekt in ganz Spanien entstanden.

Calp – Die meisten hätten sich wohl gefühlt wie Sisyphus persönlich, doch für Viktor Ferrando hat sich sein neues Projekt „in einen Kreis verwandelt, um das Gute zu tun“. Rund 160 Mal ist der Künstler aus Calpe seit vergangenem September über verschiedene Pfade den Peñón de Ifach an der Costa Blanca hinaufgestiegen und hat etwa 500 Kilogramm Müll mit heruntergebracht, meistens begleitet von seiner Freundin Natasha und seiner Hündin Pepitere.

Mit schier unvorstellbarem Stoizismus und unendlicher Geduld befreite Ferrando – bekannt für seine tonnenschweren, riesigen Eisenskulpturen – den Naturpark von Abfällen, die seit mindestens den 1980er Jahren dort lagen: Flaschen, Autoreifen, Dosen und natürlich jede Menge Plastik. Wie auch anderswo an der Costa Blanca war die Natur zur Müllkippe verkommen. Die kräftigen Hände des Bildhauers wuchteten mal keine schweren Eisenteile herum und schweißten sie zusammen, sondern suchten große und kleine Fremdkörper zwischen Büschen, Steinen und Gras auf dem Felsbrocken, der selbst wie ein von der Natur gemeißeltes Kunstwerk vor der Küste in den Himmel ragt. Und als der Naturpark um einiges sauberer war, machte Ferrando an den Salinen weiter.

Costa Blanca: Müll-Aktion in Calpe mündet in neuem Künstler-Projekt

„Der Peñón ist Zufluchtsort für unzählige Vögel und wilde Säugetiere“, sagt Ferrando, „und die Abfälle werden zu einer tödlichen Falle für Flora und Fauna, sie verseuchen die Erde und vergiften die Tiere“. Für seine Initiative konnte er schnell die Unterstützung des Rotary Clubs Calpe Ifach und des Rathauses gewinnen. Entstanden ist aus dieser Zusammenarbeit ein Projekt, das Umweltschutz, Kunst, Erziehung und die Wiederverwertung von weggeworfenen Materialien zusammenschweißt.

Künstler Viktor Ferrando vor einer seiner Eisenskulpturen.
Der Künstler Viktor Ferrando aus Calpe hat einen Naturpark an der Costa Blanca von Müll befreit. © Ángel Rosique

So wird Viktor Ferrando in 16 Städten Spaniens ‒ entlang der Mittelmeerküste und auf den Kanarischen Inseln ‒ ‒ Skulpturen aufstellen, in deren Umgebung nicht nur Kurse für Bildhauerei, sondern auch Umwelterziehung mit Kindern veranstaltet werden sollen. So könnten die wuchtigen Skulpturen des Künstlers bald in Benidorm, Dénia, Alicante, Valencia, Castellón, L’Alfàs del Pi, Ibiza, Mallorca, Teneriffa, Marbella und Málaga zu sehen sein. Die Stadt Calpe sucht momentan bereits einen geeigneten Standort für das Werk „Sol Invictus“. Es soll spätestens im Juni aufgestellt werden.

Künstler bringt an der Costa Blanca Umweltschutz, Kunst und Erziehung zusammen

Der Rotary Club Calpe Ifach, zu dem Ferrando seit Jahren eine enge Beziehung pflegt, stellte den Kontakt zu anderen Rotariern in Spanien her. „Wir waren sozusagen das Bindeglied zwischen dem Künstler und anderen Gruppen entlang der Mittelmeerküste und auf den Kanaren“, sagt Paco Fernández de Ybarra, Vorsitzender des Rotary Clubs Calpe Ifach. Die Werke des Bildhauers seien von großem Umfang, der Transport aufwendig, meint Fernández de Ybarra. „Da müssen geeignete Plätze gefunden werden, und das Ganze muss mit den jeweiligen Rathäusern besprochen werden.“

Die Skulptur Sol Invictus von Künstler Viktor Ferrando vor dem Hemisferic in Valencia.
„Sol Invictus“ an der Costa Blanca: Werk des Künstlers Viktor Ferrando aus Calpe. © Viktor Ferrando

Ferrandos Müllsammelaktion habe die Rotarier in Calpe in „absolutes Staunen“ versetzt, gesteht der Vorsitzende. Es sei eine „unglaubliche Arbeit“ und ein tolles Projekt, das ganz im Sinne des Rotary Clubs sei, dessen Ziel es immer sei, „die Gesellschaft zu verbessern“, sagt Fernández de Ybarra.

„Es handelt sich um ein Nonprofit-Projekt, alle Skulpturen sind Schenkungen“, betont Viktor Ferrando, der die Wiederverwertung von Altem schon vor langer Zeit für seine Kunst entdeckt hat. Die Werke an sich seien „Hommagen an Personen, die einen kulturellen und sozialen Beitrag geleistet haben, wie etwa Sportler, Persönlichkeiten oder Kollektive“.

Für seine Skulpturen verwendet der Künstler oft recycelte Materialien

Jetzt geht er mit seinem Recycling also noch einen Schritt weiter und will auch Kinder und Jugendliche miteinbeziehen, um sie für den Umweltschutz zu sensibilisieren. Geplant ist, dass sie bei einem Schulausflug den Künstler treffen und er ihnen etwas zu den Skulpturen und der „Basuraleza“ – eine Wortneuschöpfung aus Basura (Abfall) und Naturaleza (Natur) – erzählt. „Eine Glasflasche ist nicht nur Abfall, sie funktioniert in der Sonne wie eine Lupe und kann ein Feuer auslösen – es gibt vieles, was die Kinder verstehen müssen“, sagt Ferrando.

Das Problem der Naturparks wie etwa El Hondo bei Elche oder die Albufera bei Valencia sei, dass es kaum Geld für die Instandhaltung gebe. „Also ist es doch viel besser, einen Bus voller Schulkinder zu laden und sie dorthin zu bringen, damit sie etwas über Umweltschutz lernen“, ist der Künstler überzeugt.

Mehr Informationen zum Projekt auf der Webseite des Bildhauers.

Auch interessant

Kommentare