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Archäologie an der Costa Blanca: Eigenes Museum für Jalóns Funde

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Von: Anne Thesing

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Ein Mann steht neben einer Vitrine mit Fossilien in einem archäologischen Museum.
Ruben Vidal zeigt Archäologie der Costa Blanca in Jalóns neu ausgestattetem Museum. © Anne Thesing

Seit Jahren graben Archäologen in dem kleinen Jalón im Hinterland der Costa Blanca, was das Zeug hält. Seit Dezember werden die Fundstücke im ersten eigenen Archäologie-Museum ausgestellt.

Jalón - Sein Archäologie-Museum hat Jalón sich redlich verdient. Seit 2008 wird in dem kleinen Ort im Norden der Costa Blanca gegraben, was das Zeug hält. Mit erstaunlichen, zum Teil spektakulären Ergebnissen. Ausgestellt wurden diese bisher in dem für seine interessanten Ausstellungen bekannten Archäologiemuseum Marq in Alicante, jetzt darf Jalón, dessen Ethnologiemuseum um die Sparte Archäologie erweitert wurde, sie vor Ort zeigen. Im Dezember 2022 wurde das neu ausgestattete Museum eröffnet.

Neben Kurzvideos, die verschiedenste Aspekte der Geschichte darstellen, und Schaukästen mit Fundstücken wie Keramik, Münzen, Getreidemahlsteinen, Pfeilspitzen, Fossilien, antiken Werkzeugen und mehr bietet das Archäologie-Museum mit Informationstafeln auf Valenciano, Castellano und Englisch einen kompakten Einblick in Jalóns Geschichte, die Bevölkerungsgruppen, die sie prägten und die Orte, an denen sich die Menschen im Laufe der Jahrtausende ansiedelten – von der Prähistorie über die Bronzezeit bis zur Moderne, von Iberern über Römer und Araber bis zu Christen. Eine Schlüsselfunktion hatte dabei seit jeher der Fluss Xaló, der die Küste mit dem Hinterland der Costa Blanca verband und bevorzugter Ort für Ansiedlungen war.

Museum an der Costa Blanca: Jalón zeigt seine Archäologie

„Es ist natürlich nur ein grober Umriss, den wir in dem Archäologie-Museum geben, aber er soll ein breites Publikum ansprechen“, sagt der Archäologe und Museumsdirektor Ruben Vidal und pickt für uns einige Informationen aus Tausenden von Jahren hier im Hinterland der Costa Blanca heraus. Zum Beispiel die Malereien in Jalóns Höhlen Meravellas und Mansano, die schon zu frühesten Zeiten als, oft vorübergehender, Unterschlupf genutzt wurden. Besonders spektakulär ist eine auf die Höhlenwand im Abrigo de Mansano gemalte kriegerische Szene, bei der sich zwei Gruppen mit Pfeil und Bogen gegenüberstehen. „Bald werden wir Führungen in die Höhle organisieren, die hier am Museum starten“, sagt Vidal.

Für Jalóns bedeutendste Fundstätte geht es von der Prähistorie in die Römerzeit in Spanien: Die Villa Romana Les Hortes im gleichnamigen Ortsgebiet ist ein wahrer archäologischer Glückstreffer der Costa Blanca – und war offenbar weit mehr als eine „gewöhnliche“ Römersiedlung. „Hier müssen reiche Leute gelebt haben“, sagt Vidal und zeigt auf einen Schaukasten des Archäologie-Museums, für dessen Inhalt man fast eine Lupe braucht. Winzig klein, aber dafür umso überraschender ist das Fundstück aus weißem Marmor, das sich beim genaueren Hinsehen als Fragment einer römischen Skulptur, die Eros darstellt, entpuppt – und die, so vermuten die Archäologen, Teil einer Gruppe mit mindestens einer größeren Figur, vielleicht Venus, sein könnte. Vidal datiert sie aufs 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus, „am Rücken sieht man, dass die Figur mal Flügel hatte“, sagt er.

In einer Vitrine in einem Museum steht eine Trockensteinmauer.
Neben der Archäologie wurde auch der ethnologische Teil des Museums an der Costa Blanca bewahrt. © Anne Thesing

Archäologie und Ethnologie: Fundstücke aus dem Hinterland der Costa Blanca

Doch was noch wichtiger ist: Die Skulptur war kein Gebrauchs-, sondern ein Luxusgegenstand der damaligen Siedler des heutigen Costa-Blanca-Orts. „Sie gibt uns also auch Informationen über die Besitzer der Villa Romana.“ In der, trotz allem Luxus, auch hart gearbeitet wurde. Das zeigen die Überreste einer Keramikwerkstatt, in der in dem Archäologie-Museum ausgestellte Baumaterialien wie Bausteine oder Dachziegeln gefunden wurden, oder die Teile einer Zone, in der offenbar die in diesem Gebiet bis heute angebauten Weintrauben oder Oliven gepresst wurden. Wie die Krüge aussahen, in denen der Wein oder das Öl aufbewahrt wurden, zeigt ein Gefäß, dessen Fassungsvermögen eingraviert wurde.

Doch mit der Villa Romana ist das Interesse der Archäologen noch lange nicht beendet. Geprägt wurde Jalóns Vergangenheit unter anderem auch durch die Mauren, die sich in „Alquerías“, deren Namen teilweise noch heute in den Bezeichnungen von Ortsteilen überlebt haben, ansiedelten und die von zwei Standorten aus überblickt und kontrolliert wurden – dem Castillo de Bérnia auf dem Bérnia-Gipfel und dem Castillo de Aixa auf dem Solana-Gipfel. Ihr Ende, die endgültige Vertreibung im Jahr 1609, ist auch das Ende der Zeitreise im Archäologie-Museum, das den Besucher nach diesem historischen Rundumschlag in seinen ethnologischen Teil einlädt. Hier stehen die für das Landschaftsbild des Costa-Blanca-Hinterlands so charakteristischen Trockensteinmauern, das hydraulische Kulturgut und die Rosinenherstellung im Fokus – Aktivitäten, die bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.

Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch, 10 bis 13.30 Uhr, Donnerstag, 10 bis 13.30 und 16 bis 20 Uhr, Samstag, 10 bis 14 Uhr

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