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Die unvollendete Widmung: Wie kreative Senioren in Elches Gebirge Farbe bekennen

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Von: Stefan Wieczorek

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Ein Mann mit Hose und Hemd steht von bunten Skulpturen und Felsen.
Gebirge im Süden der Costa Blanca: Cándido Escolano ist einer der kreativen Senioren von El Cau. © Ángel García

Eine Attraktion im Hinterland der Costa Blanca ist der bunte Figurengarten „El Cau“. Auch im Alter trotzen die Künstler allen Verboten, Corona-Restriktionen und Polizeidrohnen.

Elche – Wenn man sagt, dass jemand „aus Elche“ ist, ist damit nicht bloß gemeint, dass er oder sie in Spaniens Palmenstadt angemeldet ist oder dort eine Zeit des Lebens verbrachte. Vielmehr ist gemeint, dass diese Person wesenhafte Elemente dieser besonderen Stadt der Costa Blanca in sich trägt – ja, geradezu aus der Erde gemacht ist, aus der Elche besteht. Verstehen kann man diesen Gedanken am besten an einer bestimmten Stelle im Gebirge ganz am nördlichen Stadtrand: Im alten Steinbruch Ferriol haben kreative Senioren eine Vielzahl bunter Bilder in den Fels gehauen.

Costa Blanca: Kreative Senioren im Gebirge - Attraktion im Hinterland

El Cau, valencianisch Unterschlupf, tauften dieses Areal die betagten Künstler, die hier in den vergangenen 20 Jahren ihr – man muss das eigentlich so sagen – Unwesen trieben. Erst Mariano Ros, dann vor allem Cándido Escolano schlugen, kratzten, formten und malten in die Felsen des Gebirges im Hinterland, was ihnen so in den Kopf kam. Vorwiegend waren es Embleme und Attraktionen ihrer Stadt Elche:

Wer die Attraktionen der Stadt Elche im Kleinformat sehen will, kann sich eine touristische Broschüre zulegen. Oder eben im Hinterland das Gebiet El Cau aufsuchen. Mit einem Unterschied: Das Felsenatelier der kreativen Senioren im Gebirge ist verboten. Alle Kunstwerke wurden entgegen der Gesetze zum Schutz von Gebirgen angefertigt. Eine Legalisierung, auch wenn sie Bürger immer wieder fordern, ist kaum möglich. „Immerhin haben wir den Titel einer zona protegida (geschützte Zone) erwirkt“, sagt Cándido Escolano. „Das ist viel wert.“ Mit stolzen 80 sei er mit einigen Helfern weiter zugange im Cau, berichtet der Rentner verschmitzt.

„Verhaften Sie mich doch dafür, dass ich dem Gesundheitspersonal ein Denkmal setze“

Anno 2022 sei das aber nicht mehr so einfach, und zwar nicht nur wegen des Alters. „Nun wacht die Guardia Civil mit Drohnen“, stöhnt der ältere Herr von der Costa Blanca. Das habe dem Rentner ein noch unfertiges Werk erschwert. „Ich schuf in der Corona-Zeit eine Widmung für das Gesundheitspersonal“, erzählt Cándido Escolano. „Doch dann schwirrte so ein Ding über mir, und ich wusste, sie haben mich.“ Tatsächlich tauchten die Beamten auf und drohten mit einer Strafe. „Ich aber dachte, das ist die perfekte Gelegenheit. Und sagte zu ihnen: Verhaften Sie mich doch dafür, dass ich dem Gesundheitsdienst ein Denkmal setze.“

Es blieb bei der Ermahnung. Die Skulptur wartet aber noch auf die Vervollständigung im Gebirge. Wie er es schaffen will, verrät uns Cándido Escolano nicht, als wir ihn im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125. Jahrestag des Fundes der Dama de Elche treffen. Das Gestein, aus dem Elches verehrte iberische Figur besteht, wurde übrigens – genauso wie das Material zum Bau der Basilika – exakt im Steinbruch geschöpft, wo nun die bunten Skulpturen die Berge schmücken. Dank gewisser kreativer Senioren. Aus Elche.

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