„Selbstbewußtsein schaffen, Stolz auf die eigene Leistung, aus eigener Kraft strahlen“, fasst das José María Pacheco, Präsident der Stiftung, zusammen. Aus dem Unterricht wurde eine Lawine an Aktivitäten, es gibt regelmäßig Konzerte vor manchmal erstmals stolzen Eltern und so auch Kontakt in die Familien, es gibt Fahrten in Ferien- und Musiklager, regelrechte Tourneen, aber auch Sportveranstaltungen, bei denen Eltern eingebunden werden. Alalá lobt mittlerweile sogar Stipendien aus, organisiert Jobmessen, Hilfe zur Selbsthilfe für Kinder und deren Familien.
Hunderte Schulen und Kulturzentren schlossen sich der Bewegung an, Banken, Firmen, andere Stiftungen finanzieren das Alalá-Netzwerk. Über den Flamenco als zentralem Element hinaus, wirkt die Stiftung auch konkret bei Programmen gegen den Schulabbruch mit. Der ist in Spanien mit der höchste in Europa, in Andalusien mit Abstand der höchste in Spanien. Noch immer. Fast jedes fünfte andalusische Kind absolviert die Pflichtschulzeit nicht, im Polígono Sur und anderen Armenvierteln Andalusiens sind es mitunter über 60 Prozent. „Alalá zeigt den Kindern ihre eigene Kraft, einen Ausweg und Perspektiven, den Weg gehen müssen sie dann selbst. Ihnen aber einen zu zeigen, das können wir leisten“, erklärt einer der Gitarrenlehrer im regionalen Fernsehen.
Das berichtet auch über die „Expansion“ der Stiftung, die seit dem Schuljahr 2019/2020 in Jerez de la Frontera ihren zweiten Sitz nach Sevilla aufgeschlagen hat, direkt dort, wo es weh tut, im Barrio Estancia Barrera. Aber auch dort, wo der Flamenco eine seiner Wiegen hat, „wo sie den Flamenco in der DNA haben“. „Mit dem Flamenco locken wir die Kinder in Jerez an, mit unserer Präsenz und den kostenlosen Klassen bleiben sie“, erklärt die Stiftung. Ihr Haupterfolg sei nicht die vordergründige Abschaffung der Armut. Dafür müssten sie ein System besiegen, das zu festgefahren ist, das ginge über ihre Möglichkeiten. „Doch wir erreichen es, die Kinder aus ihrer Isolation zu holen“, eine Gemeinschaft zu schaffen, die sie wertschätzt und die daher auch den Kindern etwas bedeutet, einen Halt gibt. Das könne den Unterschied ausmachen, wie es für ein Mädchen, einen Jungen im Leben weitergeht.
„Unser Start in Jerez ist ein Erfolg. Schon im ersten Schuljahr machten 120 Kinder mit, bald waren es 160, 60 Prozent davon machten im nächsten Jahr weiter“, so die erste Bilanz von Dolores Argudo Fernández von der Stiftung in Jerez. Der Deal lautet: An den kostenlosen Instrumental-, Tanz- und Ensemblekursen können die Kinder teilnehmen, wenn sie ihrer Schulpflicht nachkommen. Die Eltern trauen der Stiftung dann manchmal mehr als der Schule und kommen mit schulischen Problemen in die Kurse. „Vertrauensbasis“ nennt das „Alalá“, die letztlich allen Seiten hilft.
2023 soll eine weitere Gitarren-Aula hinzukommen, weil die Nachfrage im Barrio so groß sei. Die örtlichen Gitarrenlehrer, die ihr Geld mit Unterricht verdienen, bekommen dadurch aber keine Konkurrenz, denn die Stiftung stellt sie ein und bezahlt sie. Profi-Lehrer sollen es sein, keine Pseudo-Workshops. Begleitet wird der Unterricht von Sozialarbeitern, die sowohl auf die Gruppendynamik wie auf individuelle Konfliktherde einwirken. Es geht um Gleichberechtigung, Gewaltfreiheit, die Entwicklung von Gemeinschaft und Empathie. „Wir versuchen den Kindern zu vermitteln, dass sie nicht schlechter, aber auch nicht cooler sind als andere, aber auch genauso viel wert, wie jene aus wohlhabenderen Umständen“. Viele Probestunden und kleine Konzerte sind öffentlich zugänglich, einmal im Jahr gibt es das „Festival Flamenco Alalá“, der große Höhepunkt. Auch wenn die Traurigkeit darüber, dass eine solche Stiftung wegen so großer Armut in Spanien immer noch nötig ist, ständig mitschwingt, zählt dann erstmal nur eins: Freude - Alalá!
Infos, Veranstaltungen und Spendenmöglichkeiten auf der Webseite der Stiftung Alalá.