Picasso befand, so erklärt es die Schau, keine Kunstform als der anderen überlegen. Skulpturen und Gemälde sind die ältesten bekannten künstlerischen Äußerungen des Menschen. Aber doch nur, weil damals niemand Gesang aufzeichnen konnte und sich Flöten- oder Lautenspiel schwer in ein Museum hängen lassen. Ob Picasso singen konnte? Pierre Daix, der französische Picasso-Biograph und lebenslange Fanboy behauptet, dass „Picasso mindestens ein so guter Bildhauer wie Maler war“. Wahrscheinlich war er auch als Liebhaber mindestens ebenso gut wie als Koch. Picasso ließ sich im Wechsel zwischen beiden Medien hochschaukeln. Bedenken wir, dass er komplette Köpfe auf 2D-Leinen bannen konnte, wird erkennbar, dass die Malerei für ihn wohl nur Bildhauern mit begrenzten Dimensionen war - und umgekehrt, die Plastik eine Art Malerei im Raum.
Phantasie ist das Stichwort das hier noch fehlt, eine fast kindliche Freude an der Spielerei vielleicht auch, genau jene Dosis Albernheit, die am Ende viele Kuratoren und Kunstkritiker so lustig nackt dastehen lässt, wenn sie sich gezwungen sehen, Picassos Werke ins sehr ernste und wichtige Worte und Analysen zu fassen, um den genialsten Spielmatz der Kunstgeschichte irgndwie einzufangen. Könnte ich auch versuchen, erspare ich Ihnen und mir aber. Die Ausstellung, die vom Pariser Picasso-Museum und weiteren französischen Einrichtungen unterstützt ist, wandert von Málaga im Herbst ins Guggenheim nach Bilbao, wo sie bis ins Jahr 2024 hinein zu sehen sein wird. Und Bilbao ist auch sehenswert.
Das ganze Ausmaß der Feiern zum 50. Todestag Picassos 2023 in Spanien und weltweit.