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Sevilla: Eine kleine Nachtmusik - Konzerte im Garten des königlichen Schlosses

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Von: Marco Schicker

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Cenador Carlos in Sevilla.
Der Renaissance-Pavillon in den Gärten der Alcázares de Sevilla wurde für Carlos I. allein für das Abendmahl errichtet. © Marco Schicker

Der Real Alcázar, Sevillas Burgpalast, ist eines der Highlights der Stadt. Seine Gärten sind ein Ort der Ruhe und des Zaubers. Im Juli bieten sie zu kühler Nachtstunde feine Konzerte.

Sevilla – Sie im Sommer nach Sevilla einzuladen, scheint etwas verwegen. Natürlich ist die andalusische Hauptstadt immer eine Reise wert, aber zur Zeit eben auch der aktivste Hochofen der Iberischen Halbinsel, wo die Temperaturen mal schnell auf infernale 40 Grad und darüber klettern. Doch die Sevillaner haben sich nett eingerichtet, neben schattigen Gässchen der Altstadt von Sevilla, die so verwinkelt und eng sind, dass jeder ab Schuhgröße 45 Probleme bekommt, die Kurve zu kriegen, bietet Sevilla selbst im Zentrum weitläufige Parkanlagen.

Sevilla: Parks als Hitzeschutz - Ein Garten voller Geschichte

Der bekannteste ist der Park María Luisa zwischen Plaza de España und Plaza de América, biegen Sie einfach am Torre del Oro, dem goldigen Türmchen am Guadalquivir stadteinwärts ab. Der Park María Luisa wurde für und seit der Iberoamerikanischen Ausstellung 1929 erschlossen wurde und ein lichter und doch schattiger Stadtwald ist, selten überlaufen, voll charmanter Eckchen, kachelgeformter Bänke und plätschernder Brunnen. Nur zum Teil frei zugänglich sind hingegen die Jardines del Real Alcázar, die Gärten, die sich an das älteste durchgehend als königliche Residenz benutzte Schloss Europas anschließen.

königlichen Gärten des Alcázar von Sevilla
Farben und Schatten, Düfte und Klänge: Die königlichen Gärten des Alcázar von Sevilla. © Marco Schicker

Sie sind der Höhepunkt und Abschluss jeder Führung durch die maurisch inspirierten Paläste und ihre zahlreichen Vor- und Anbauten aus rund 1.000 Jahren, die heute Touristenmagnet sind, die meiste Zeit aber ein politisches und kulturelles Zentrum von Al-Ándalus und ab dem 13. Jahrhundert Kastiliens waren. Unter Alfonso X. und Pedro I. stieg Sevilla zu einer der bedeutendsten und größten Städte Europas und der Welt auf. Das Goldene Zeitalter mit dem kolonialen Goldrausch dauerte da vergleichsweise kurz, doch war Sevilla quasi die Wiege des geeinten Spaniens, denn hier verbrachte König Carlos I., „unser“ Kaiser Karl V., 1526 seine Hochzeitsnacht mit Isabella von Portugal.

In den Gärten des Sevillaner Schlosses.
Natürliche und menschengemachte Schönheit: In Sevillas königlichen Gärten. © Marco Schicker

Und das tat er in einem eigens dafür errichteten Pavillon, der uns heute als Speisehäuschen, cenador, im Garten des Alcázar vorgestellt wird, von allen vier Seiten luftdurchflutet, mit Mudéjar-Renaissance-Kunst verziert, eingebettet in eine subtropische Pflanzenwelt, bespielt von Pfauen- und Papageiengesängen, ist die Hütte quasi Spaniens erstes Chiringuito für sommerliche, hochherrschaftliche Gelage.

Konzerte im Schlosspark von Sevilla 2022

Genau hierher, zum Cenador de Carlos in die Königlichen Gärten, die Jardines del Alcázar, lädt die Stadt zum 23. Festival der Nachtmusik, bietet bis 17. September fast täglich Live-Musik ab 22.30 Uhr. Man möge aber gerne schon ab 21 Uhr kommen, etwas trinken, durch den ausgedehnten Lustgarten wandeln, der, wie eigentlich ganz Sevilla, selbst Musik ist. Musik für alle Sinne.

Los Jardines del Alcázar de Sevilla
Ort der Ruhe mitten im quirligen Sevilla. Los Jardines del Alcázar de Sevilla. © Marco Schicker

In die Jardines kommt man sonst nur mit einer Eintrittskarte zum Schloss, für 7 Euro geht das zu den nächtlichen Sommerkonzerten auch so, der Zugang ist dann von der Puerta de la Alcoba am Paseo de Catalina de Ribera möglich. Geboten werden im Wechsel alte Musik aus der Zeit Karls und Alfonsos, klassische Musik aus den Zeiten des „Barbier von Sevilla“, des Don Giovannis Mozarts, der ja auch in Sevilla wilderte, und der anderen rund 100 Opern, die sich Sevilla als Kulisse erwählten. Weltmusik aus dem kulturellen Umfeld des alten Andalusien und selbstverständlich Flamenco auf höchstem Niveau runden das Programm ab, auch wenn man den am besten in Sevillas Kultviertel Triana erleben sollte.

Detailprogramm und Tickets der Konzerte im Schlosspark von Sevilla.

Zum Thema: Auch mit viel Schatten - Die Mudéjar-Palacions von Sevilla.

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