„Wenn es sie so beleidigt, warum spielen sie es dann?!“
In Hinterhöfen, auf Schulwegen, auf den schönen Plätzen und Straßen der Altstadt erklingen die alten spanischen Hits wie „Voy a pasármelo bien“ oder „Venezia“ mit ganz neuem Schwung: Ein idealer Einstieg in die Welt der G-Männer, die sich im Jahr 1982 so nannten, um einem US-Krimi – „G-Men“ (1935) zu huldigen, der damals fast so alt war, wie es die Hombres-G-Ära für uns heute ist.
Ursprünglich hatten David Summers, Daniel Mezquita und Javier Molina, alte Schulfreunde aus Madrid, ja Punkrocker werden wollen wie die Sex Pistols. Aber als sie mit Gitarrist Rafael Gutiérrez zu Mikros und Instrumenten griffen, konnten sie der Positivität, die ihr Land in den 80ern packte, nicht widerstehen, und auch nicht dem ureigenen Schalk, der die Hombres G für immer auszeichnen würde.
Das Album, das so hieß wie die Band, brachte 1985 den absoluten Durchbruch, der die vier in einen regelrechten Sog der Extase riss. Bis 1992 brachten die Hombres G fast im Jahrestakt neue Alben heraus, dazu zwei Filme, und füllten Arenen quer durch die Latinowelt. So groß war die Popularität der in poppigen Schlabbershirts rockenden Jungs, dass man sie immer mal wieder, ohne groß zu übertreiben, als Spaniens Beatles betitelte.
In jene Zeit fällt auch die Story des neuen Musicals. Längst ist die Band voll etabliert, die lustigen bis schlüpfrigen Texte allen bekannt, und natürlich dürfen auch die üblichen Hasser nicht fehlen, was der Film sympathischerweise nicht vorenthält. Hombres G?!, empören sich einige Jugendliche. Das sei Musik für „pijos“, Schnösel! Auch für Machistas? Sicher nicht, betonte David Summers in diesen Tagen, sich furchtbar über den Hombres-G-Rüffel, den die Quizshow auf Twitter fortführte, aufregend. „Wenn es sie so beleidigt, warum spielen sie es dann?!“, klagte der Sänger. Man habe die Songs vor 40 Jahren „aus Spaß“ geschrieben, in einer Zeit, in der „wir endlich sagen konnten, was wir wollten, ohne dass die Zensur dazwischenfuhr“.
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Die spanischen Tabubrüche jener Zeiten sind auch im Film ein wiederkehrendes Motiv. Besonders schön trifft es die Darbietung des frechen „Suéltate el pelo“ (Lös’ dein Haar) mit Blockflöten in der mit Kruzifix geschmückten Schulklasse. Nein, ein idealisiertes „pasármelo bien“-Bild der 80er in Spanien bietet der mit großartigen Schauspielern bestückte Familienfilm nicht: Schon im energiegeladenen Anfangspart wird der Tagtraum des Protagonisten durch eine fiese Mobber-Clique gestört, die ihm gewaltsam seine Wertsachen – Walkman, Sonnenbrille – abnimmt.
Davids geschiedene Eltern haben in der Musical-Story keine Zeit für seine Bedürfnisse, sodass er unkontrolliert durch die Gegend streift und – da ja noch kein Handy zur Ablenkung zur Verfügung steht – mit seiner neuen Flamme Kassetten im Musikladen (!) klaut. Davids Freundeskreis grenzt partout auf gemeine Weise einen dicklichen Nachbarsjungen aus, und dann ist da noch der eigene Schulkamerad, der erst 2022 als Erwachsener bekunden wird, eigentlich gar nicht – wie all die derben 80er Jungs um ihn – auf Mädchen geachtet zu haben..