Am 26. Juni tritt mit Omar Faruk Tekbilek ein Patriarch der türkischen Musik auf, genauer gesagt ein Mittler zwischen dem Orient und Oxident. Seine Musik, die sich natürlich auch aus dem Nahen und Mittleren Osten, dem Maghreb und dem Mittelmeerraum nährt, war in Spanien schon einmal zu Hause, denn auch die Klänge von Al-Ándalus stehen in der gleichen Tradition.
Moderne afrikanische Musik, die ihre Wurzeln pflegt, ohne im musikalisch Musealen zu verharren, bietet Fatoumata Diawara am 28. Juni, deren Band mit der Mischung aus traditionellen Instrumenten und E-Gitarren und einer mitreißenden, etwas rauhen, sehr bestimmt-weiblichen Stimme nach gesungener Emanzipation klingt.
An diese Attitüde schließt auch Puerto Candelaria aus Kolumbien an. Für die Latino-Gemeinde und Freunde der Cumbia-Musik bietet der 29. Juni in Málaga ein Fest. Die Band und vor allem deren Frontfrau Catalina Calle "Catt" singen, tanzen, stampfen und lachen gegen die Drogendealer-Latin-King-Vorurteile genauso an wie gegen die reale, ranzige Macho- und Gewaltkultur. Doch das Statement ist nicht vordergründig, die Bühnenshow ist purer Spaß.
Ein weiteres Highlight steht am 1. Juli an. Gegen El Comité klingt der Buena Vista Social Club fast wie die Retortenband eines US-Produzenten. El Comité lebt nicht von einzelnen Legenden, sondern vom Team, ist feinster Latin-Jazz, ausgeschwitzt aus tropischen Nächten und abgekühlt in den Profi-Seelen abgebrühter Vollblutmusiker, die ihre Sounds so locker und cool rüberbringen, wie Hemingway in La Habana einst die Margaritas runtergekippt hat.
Wer Flamenco-Gitarre hört, sagt: Paco de Lucía. Von einem Nachfolger zu sprechen, wäre angesichts der Singularität dieses Genies blasphemisch und sinnlos. Vicente Amigo , der am 2. Juli die Bühne im „Cervantes“ übernimmt, ist selbst eine Welt für sich und gilt für viele als der beste lebende Flamenco-Gitarrist. Seine Fabulierlust - immer knapp an der Kante der strikten Compás-Regeln der Flamenco-Stilformen - ist einzigartig, seine Virtuosität sowieso. Ist sonst der Gitarrist im Flamenco der Begleiter, dreht Amigo die Hirarchie um, für und mit ihm singt Rafael de Utrera und tanzt El Choro, es spielen ein weiterer Gitarrist, Percussion und Bass.
Eine kleine musikalische Heimkehr stellt auch der Auftritt von Hindi Zahra am 4. Juli dar. Die marokkanische Sängerin mit franzöischen Wurzeln singt auf Englisch und Berberisch, eine Srachgruppe, die auf der Iberischen Halbinsel fast 800 Jahre zuhause war. Zahra ist eine moderne Swing-Jazz-Sängerin, die sich aus dem eigenen Erbe, aber auch aus den Musik-Spektren Indien, Iran oder Tibet wie aus einem Gewürzregal bedient. UPDATE, 30. Mai: Hindi Zahra hat ihr Gastspiel in Málaga wegen Terminänderungen ihrer Europa-Tournee absagen müssen. Tickets werden zurückerstattet.
Mit Yamandu Costa beschließt am 5. Juli ein brasilianischer Tausendsassa an der Gitarre das Terral-Festival 2022, der sogar den introvertierten Paco de Lucía zu stehenden Ovationen hinriss. Samba, Jazz, Bossa und - wie die Brasilianer - eine unerklärliche Mischung daraus, spielt er auf seiner etwas aus der Art gefallenen siebenseitigen Gitarre.
Blues, Flamenco, afrikanische Tanzmusik, Latin gibt es während des Festivals auch kostenlos auf Straßen und Plätzen Málagas, betont in Vierteln, die nicht immer zu den feinsten zählen. Ansonsten kosten die Karten zwischen 11 und 45 Euro im Theater Cervantes. Für die meisten Veranstaltungen ist Eile geboten. Tickets unter: www.teatrocervantes.com
Zum Thema: Musikfestival in Nerja: Diesmal nicht in, sondern vor der Höhle.